Immer mehr Extremwetter: Diese Fehler können bei Gewitter lebensgefährlich werden

Am Wochenende ist ein junger Wanderer auf der Zugspitze vom Blitz getroffen worden und ums Leben gekommen. Leider kommt es hierzulande immer wieder zu tödlichen Unfällen bei Gewittern. Bis zu 1.000 Menschen werden jedes Jahr in Deutschland durch Blitze verletzt, einige davon überleben den Blitzeinschlag nicht.

Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, bei 1 zu 16 Millionen und damit niedriger, als sechs Richtige im Lotto zu haben (1:14 Millionen ohne Zusatzzahl). Dennoch können falsche Verhaltensweisen das Risiko, von einem Blitz getroffen zu werden, drastisch erhöhen. Der Klimawandel mit seinen gehäuften Extremwetterlagen tut ein übriges. Damit es nicht zum Äußersten kommt, sollten Sie folgendes beachten.

Generell gilt: Unterschlupf suchen, sobald Sie Donner hören! Denn dann ist ein Gewitter nur noch zehn Kilometer entfernt. Idealerweise begeben Sie sich in ein Gebäude oder in ein Auto. Dort sind Sie vor Blitzeinschlägen geschützt. Um abzuschätzen, wie weit ein Gewitter entfernt ist, hilft die Faustformel, die vielen schon als Kindern beigebracht wurde: Zählen Sie die Sekunden, die zwischen Blitzeinschlag und Donner vergehen, und teilen Sie das Ergebnis durch drei, um die Entfernung des Gewitters in Kilometern zu bestimmen. Vergehen also zehn Sekunden zwischen Blitz und Donner, ist das Gewitter nur noch drei Kilometer entfernt. Bei dieser Entfernung besteht potenziell Lebensgefahr.

Blitze werden von Metall angezogen und schlagen in der Regel am höchsten Punkt in der Umgebung ein. Einen Regenschirm, der üblicherweise aus einem Metallgerüst besteht, auf freiem Feld bei einem Gewitter über dem Kopf zu halten, ist daher keine gute Idee. Auch nicht, wenn es noch so stark regnet. Selbiges gilt für Wanderstöcke und Walking-Sticks sowie Eispickel und Karabiner im Gebirge. Legen Sie diese Gegenstände bei einem Gewitter mindestens fünf Meter weit von sich weg. Auch zu Antennen, Masten aus Metall (und Holz) sowie Metallzäunen sollten Sie einen ausreichenden Sicherheitsabstand haben. Statt mit dem Drahtesel vor dem nahenden Unwetter zu flüchten, sollten Sie Ihr Fahrrad lieber abstellen und sich einige Meter von ihm entfernen.

Befinden Sie sich auf einem freien Feld und können weit und breit keinen Unterschlupf finden, sollten Sie dem Gewitter so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. Konkret heißt das, dass Sie den niedrigsten Punkt suchen, im besten Fall eine Mulde. Dort gehen Sie in die Hocke, umschließen mit den Armen die Knie und senken den Kopf. Den Boden sollten nur ihre Schuhsohlen berühren. So verkleinern Sie die potenzielle Angriffsfläche. Legen Sie sich dagegen flach auf den Boden, wird die Angriffsfläche vergrößert und der Blitz könnte so einen heftigeren Stromschlag durch Ihren Körper jagen.

Sind Sie in der Gruppe unterwegs, sollten jeder einzelne einen Abstand von mindestens fünf Metern zur nächsten Person halten. Denn die Spannung, die sich bei einem Blitzeinschlag entlädt, kann sich auf nahestehende Menschen übertragen. Es kommt leider immer mal wieder vor, dass mehrere Fußballspieler während eines Spiels von einem einzigen Blitz getroffen werden.

Bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 kam es während des Achtelfinalspiels zwischen Deutschland und Dänemark über dem Westfalenstadion zu einem heftigen Gewitter. Die dänischen Spieler forderten vehement eine Spielunterbrechung vom Schiedsrichter, der dieser Forderung auch in der 36. Minute nachkam. Die dänischen Spieler forderten die Spielunterbrechung deshalb so nachgiebig, weil ihr Trainer Kasper Hjulmand zuvor als Co-Trainer schlechte Erfahrungen bei einem Gewitter gemacht hatte. Sein damaliger Spieler Jonathan Richter wurde während eines Spiels von einem Blitz getroffen, erlitt einen Herzstillstand und musste auf dem Platz reanimiert werden.

Suchen Sie bei einem Gewitter keinesfalls Unterschlupf unter einem Baum! Da sich der Blitz in der Regel den höchsten Punkt sucht, kann es unter einem Baum sehr gefährlich werden. Nicht nur durch eine Spannungsentladung durch den Blitz selbst, sondern auch durch herabstürzende Äste oder abbrechende Baumteile. In einem Wald mit mehreren hunderten Bäumen verteilt sich das Risiko eines Blitzeinschlages entsprechend. Dennoch sollten Sie auch in einem Wald genügend Abstand zu Bäumen halten und den niedrigsten Punkt suchen und wie auf einem Feld in die Hocke gehen.

Wasser leitet Strom, daher gilt: bei einem sich nähernden Gewitter sofort raus aus dem Wasser! Wasser kann den Strom eines Blitzes über 100 Meter weit leiten. Daher sollten Sie auch am Ufer ausreichend Abstand zu dem Gewässer wahren.

Im Gebirge kann das Wetter besonders schnell umschlagen. Daher sollten Sie bei Gebirgstouren nicht nur zuvor den Wetterbericht genau studieren, sondern auch während Ihrer Tour den Himmel ständig im Auge behalten. Idealerweise lässt sich die Tour noch rechtzeitig abbrechen oder Schutz in einer Hütte suchen. Kommt es zu einem Gewitter, sollten Sie nach Möglichkeit Schutz unter einem Felsvorsprung suchen.

Das Klettern sollte sofort eingestellt werden. Nicht nur, weil Karabiner aus Metall sind, sondern auch, weil nasse Felswände und nasse Seile den Strom eines Blitzes leiten können. Außerdem kommt es bei einem Blitzeinschlag in den Körper zu unkontrollierten Muskelreaktionen. Die Gefahr, dass dann ein Halteseil losgelassen wird und es zu einem Sturz kommt, ist sehr hoch.