28.04.2025 von SWYRL
Yahoo plant die Übernahme von Googles Chrome-Browser, sollte ein US-Gericht den Verkauf als Teil eines Kartellverfahrens anordnen.
Im laufenden Kartellverfahren gegen Google in den USA bahnt sich eine spektakuläre Entwicklung an: Yahoo hat laut einem Bericht von "Bloomberg" Interesse daran, den Chrome-Browser zu übernehmen - falls Google ihn tatsächlich verkaufen muss.
Brian Provost, General Manager für Yahoo Search, sagte am Donnerstag bei einer Anhörung in Washington aus, sein Unternehmen werde gemeinsam mit dem Finanzinvestor Apollo Global Management ein Gebot abgeben. Die US-Justiz prüft derzeit, ob Google zur Abgabe von Unternehmensteilen gezwungen werden soll, nachdem ein Gericht bereits 2023 festgestellt hatte, dass der Konzern seine Marktmacht im Bereich der Internetsuche illegal ausgenutzt habe.
Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.
Yahoo müsste für Chrome tief in die Tasche greifen
Provost bezifferte den möglichen Kaufpreis für Chrome auf "mehrere Zehn-Milliarden Dollar" und bezeichnete den Browser als "vielleicht wichtigsten strategischen Akteur im Internet". Seit der Übernahme von Yahoo durch Apollo im Jahr 2021 arbeitet das Unternehmen daran, seine frühere Stärke im Bereich Internetsuche zurückzugewinnen.
Chrome steht besonders im Fokus, da das US-Justizministerium sowie mehrere Bundesstaaten fordern, Google müsse sich von seinem Browser trennen, um fairen Wettbewerb wiederherzustellen.
Der Internet-Pionier bastelt an eigenem Browser
Yahoo arbeitet bereits seit einiger Zeit an einem eigenen Browser-Prototypen, wie nun während der Anhörungen im Verfahren gegen Google bekannt wurde. Seit dem vergangenen Sommer entwickle das Unternehmen intern ein eigenes Produkt, um besser zu verstehen, welche Anforderungen ein moderner Webbrowser erfüllen müsse, erklärte Provost vor Gericht, wie die US-Techseite "The Verge" berichtet.
Das Ziel sei es, entweder einen eigenen Browser auf den Markt zu bringen oder einen bestehenden zu übernehmen - etwa Chrome. Provost betonte dabei die zentrale Rolle von Browsern für den Suchmaschinenmarkt: Rund 60 Prozent aller Suchanfragen würden direkt über den Browser gestartet, häufig über die Adressleiste.
Yahoo könnte Marktanteil rasant ausbauen
Für Yahoo wäre der Erwerb von Chrome eine enorme Chance: Der Marktanteil der Yahoo-Suche könnte sich laut Provost von derzeit etwa drei Prozent auf zweistellige Werte steigern. Die Finanzierung eines Deals in Höhe von mehreren Zehn-Milliarden Dollar sei dank der Unterstützung von Apollo Global Management gesichert. Kurios am Rande: Apollo besitzt auch die Markenrechte an Netscape - dem einst dominierenden Browser der frühen Internetjahre. Netscape spiele heute jedoch keine Rolle mehr, stellte Provost klar.
Yahoo nicht der einzige Interessent
Yahoo wäre dabei nicht der einzige Interessent: Auch OpenAI, bekannt durch die Entwicklung von ChatGPT, bekundete während der Anhörungen Interesse an einem möglichen Erwerb von Chrome. "Ja, wir würden - wie viele andere auch", sagte OpenAI-Manager Nick Turley auf Nachfrage.
Ob es tatsächlich zu einem Verkauf kommt, hängt nun von weiteren Entscheidungen des Gerichts ab. Experten rechnen mit einem langwierigen Verfahren.
Perplexity liebäugelt ebenfalls mit Chrome
Auch das aufstrebende KI-Unternehmen Perplexity hat Interesse an Chrome bekundet, berichtete "The Verge". Dmitry Shevelenko, Chief Business Officer von Perplexity, erklärte während seiner Zeugenaussage, sein Unternehmen könne den Browser auf dem bisherigen Niveau weiterführen - ohne die Qualität zu mindern oder Gebühren zu erheben.
Zwar traue man grundsätzlich auch Google weiterhin zu, Chrome stabil zu betreiben, doch Perplexity wolle verhindern, dass der Browser an einen Konkurrenten wie OpenAI fällt.