Im Interview zu "Rehragout-Rendezvous"

Lisa Maria Potthoff über die Stars der Eberhofer-Filme: "Wir sind wie eine Familie"

19.07.2024 von SWYRL/Stefanie Moissl

Trotz oder gerade wegen einigen Wirbels im Vorfeld: "Rehragout-Rendezvous" war der bislang erfolgreichste Kinofilm der Eberhoferkrimi-Reihe. Nun gibt es die TV-Premiere. Ein Interview mit Schauspielerin Lisa Maria Potthoff (45), die Franz Eberhofers herrlich schrille Dauerfreundin Susi verkörpert.

"Unglaublich platt, trashig, stellenweise sogar ordinär" - das Urteil von Autorin Rita Falk über die Verfilmung ihres Romans "Rehragout-Rendezvous", kundgetan in einem "Spiegel"-Interview anlässlich des Kinostarts im Sommer 2023, fiel zunächst vernichtend aus. Ob zu Recht oder zu Unrecht, darüber kann sich jeder, der den Film noch nicht auf der großen Leinwand gesehen hat, bei der TV-Premiere am Montag, 22. Juli, um 20.30 Uhr, im Ersten, ein Urteil bilden. Vergnüglich ist die urige Komödie auf jeden Fall. Ohnehin herrsche zwischen der Autorin und den Machern der Kultfilmreihe wieder Frieden, wie auch Schauspielerin Lisa Maria Potthoff im exklusiven Interview betont. Die 45-Jährige, die seit nunmehr neun Filmen Eberhofers (Sebastian Bezzel) Gspusi Susi verkörpert, spricht im Interview über das innige Verhältnis der Stars am Set und verrät, worauf sie privat nie verzichten könnte: auf ihr Kampfkunst-Training und den alten Volvo, in dem sie, kein Witz, ihr zweites Kind zur Welt brachte.

teleschau: Rita Falk kritisierte die Verfilmung ihres Romans "Rehragout-Rendezvous" zuerst heftig. Sie habe viele Tränen geweint. Wie ist das Verhältnis zu Rita Falk jetzt?

Lisa Maria Potthoff: Frau Falk ist sehr eingebunden in die Entwicklung und den Prozess der Filme. Wir sind froh darüber, dass wieder Frieden herrscht. Nächstes Jahr im Herbst drehen wir den nächsten Eberhofer-Film "Steckerlfischfiasko". Ich freue mich sehr darauf. Die Susi begleitet mich nun schon über zehn Jahre, und ich mag es, weiter mit ihr zu wachsen. Eine Figur über einen so langen Zeitraum spielen zu dürfen, ist ein großes Geschenk.

teleschau: Dem Erfolg des Films tat der Konflikt keinen Abbruch. Film Nummer neun, der jetzt TV-Premiere hat, war der bislang erfolgreichste. Was glauben Sie, warum wächst die Eberhofer-Fangemeinde stetig?

Potthoff: Wir erzählen ein Bayern, das eben ein bisschen rougher ist, gröber als das malerische Oberbayern. Nicht mit Gewinner-, sondern Verlierertypen. Ich glaube, das macht den besonderen Charme aus. Mehr und mehr kennt man uns auch in Norddeutschland, und so kommen immer mehr Zuschauerinnen und Zuschauer dazu.

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"Enzi Fuchs ist auch für uns die Oma"

teleschau: Ihre Figur Susi ist ziemlich emanzipiert. Es heißt ja oft, die echten Kerle in den Eberhofer-Filmen seien die Oma und Susi. Können Sie das unterschreiben?

Potthoff: Die Perspektive gefällt mir. (lacht) Ich würde den Teufel tun und dem widersprechen.

teleschau: Wobei Enzi Fuchs eine ganz besondere Position im Ensemble hat. Man spürt, wie liebevoll alle mit ihr umgehen...

Potthoff: Absolut. Sie ist "die Oma". Und sie ist auch für uns die Oma. Es ist uns sehr daran gelegen, dass es ihr gut geht. Sie ist wirklich eine Kollegin der alten Schule: immer pünktlich, immer textsicher. Wir ziehen alle den Hut vor ihr, wie professionell und ... ich weiß nicht, ob man das in Bayern sagen kann... ja, fast preußisch diszipliniert sie arbeitet.

"Wir sind wie eine Familie"

teleschau: Im Laufe der Jahre ist das ganze Ensemble fest zusammengewachsen, oder?

Potthoff: Absolut, wir sind wie eine Familie. Wir begegnen uns nicht nur beim Dreh, sondern auch an anderen Orten. Simon (Schwarz, d. Red., der "Birkenberger Rudi) spielt gerade ein Kabarettprogramm, mit dem er durch Österreich und Deutschland tourt. Das sehe ich mir natürlich an. Wir feiern wichtige Feste zusammen, begleiten uns auch privat. Das ist wirklich sehr wertvoll.

teleschau: Mit wem sind Sie am engsten?

Potthoff: Sicher mit meinen beiden Jungs, Simon und Sebastian. Unsere Freundschaft ist lange vor den Eberhofer-Filmen entstanden. Zu dritt haben wir 2006 die Komödie "Schwere Jungs" von Regisseur Marcus H. Rosenmüller gedreht. Sebastian habe ich mit 19 kennengelernt, als ich für eine ARD-Serie vor der Kamera stand. Sebastian spielte Benno, den Kiffer. Eine kleine Gastrolle. Ich fand das wahnsinnig toll, wie er sich diese Rolle gegriffen hat. Ich habe Sebastian zugeguckt und wusste: Aus dem wird was! Ich hab' Recht behalten.

"Meine Tochter ist unserem Volvo zur Welt gekommen"

teleschau: Noch enger sind Sie mit den Geburtshelfern Ihres zweiten Kindes befreundet...

Potthoff: Ja, wir uns noch immer sehr nahe. Meine Tochter war eine Autogeburt. Sie ist vor zehn Jahren in unserem Volvo zur Welt gekommen. Ich hatte es nicht mehr bis ins Krankenhaus geschafft. So kam es, dass eine Rentnerin und eine Joggerin meine Geburtshelferinnen waren. Ebenso wie der Rettungssanitäter, der dann kam, aber auch noch nie ein Kind entbunden hatte. Das war mein Geburtshelferteam, und ich hätte mir kein besseres vorstellen können. Das hat mir gezeigt, dass es so einfach sein kann, für einander da zu sein. Wobei die ganze Situation natürlich nicht einfach war. Aber sie haben alles stehen und liegen gelassen und geholfen. Haben mir einen Waschlappen auf die Stirn gehalten, den Rücken massiert ... Dann kam meine Tochter. Und es war wunderbar.

teleschau: Gibt es den Volvo noch?

Potthoff: Den Volvo gibt es noch. Ich musste gerade viel Geld reinstecken, weil er schon sehr alt ist. Aber ich könnte den Wagen nie verkaufen.

Früher Karrierestart im Krimiklassiker "Derrick"

teleschau: Ihre ältere Tochter ist 15 - in dem Alter hatten Sie Ihre ersten Rollen. Als Komparsin in "Derrick" beispielsweise...

Potthoff: Ja, meine Komparsenzeit war so mit 13, 14. Bei meiner ersten Rolle als Schauspielerin war ich 16.

teleschau: Wussten Sie damals schon, dass Sie Schauspielerin werden wollen?

Potthoff: Als ich eine Kinderfreundin wiedertraf, mit der ich immer gespielt habe, als ich so acht oder neun Jahre alt war, sagte sie: "Du bist Schauspielerin geworden, stimmt - das wolltest du damals schon." Also war es mir wohl schon früh klar. Aber ob man erfolgreich wird, ob man davon leben kann, das habe ich lange infrage gestellt. Im Grunde kann ich die Frage heute auch nicht beantworten. Ich weiß nicht, was in zehn Jahren ist. Was ich weiß, ist: Ich bin glücklich, etwas zu machen, das wirklich eine große Leidenschaft von mir ist. Und offenbar immer schon war.

"Kampfkunst ist im Grunde etwas sehr Friedvolles"

teleschau: Vergleichsweise spät, mit Ende 30, haben Sie Ihre Liebe zum Kampfsport entdeckt. Hatte das was mit Ihrer Begeisterung für Bruce Lee zu tun?

Potthoff: Ich begeistere mich mehr für seine Einstellung. Er hat ja auch Philosophie studiert. Neben der Tatsache, dass er einer der größten Kampfkünstler war, war er auch ein Philosoph. Er hat die Werte der Kampfkunst aufs Leben übertragen. Es heißt "Kampfsport" oder "Kampfkunst", aber es ist im Grunde etwas sehr Friedvolles.

teleschau: Was war der Auslöser, dass Sie selbst angefangen haben, zu trainieren? Ihre Rolle der schlagkräftigen ZDF-Polizistin Sarah Kohr? Dafür haben Sie ja schon zwei Stunt-Preise gewonnen...

Potthoff: Zur Kampfkunst kam ich, als ich drei Monate lang für einen ARD-Film trainieren sollte. Schnell wurde mir klar: Ich habe hier was angefangen, von dem ich nicht mehr die Finger lassen kann. Das hatte anfangs eher einen rein sportiven Reiz. Nämlich das Auseinandersetzen mit den eigenen Grenzen. Mit der Erkenntnis, dass man körperlich mehr aus sich rausholen kann, als man gedacht hätte. Aber die Kampfkunst betrachtet die menschlichen Werte auch philosophisch, das gibt mir sehr viel. Mein Leben hat sich positiv verändert dadurch.

Susis Waffe: "ihr Mundwerk"

teleschau: Inwiefern?

Potthoff: Man wird nicht nur körperlich stärker, sondern auch mental. Es geht darum, im Fluss zu sein, mit sich selber. Mit seinem Gegenüber. Es geht darum, demütig zuzuhören. Es geht darum, Respekt zu zeigen, Disziplin zu entwickeln. Auch wenn die Inspiration mal nicht da ist. Auch, wenn der innere Schweinehund kommt. Das ist ein Lernprozess. Ich kann das nur jedem empfehlen. Kampfkunst ist etwas, das mich als Schauspielerin besser macht. Und zu einem besseren Menschen.

teleschau: Das wäre doch auch mal eine Sportart für Susi, oder?

Potthoff: Susi würde in Gefahrensituationen wahrscheinlich eher nach dem Franz rufen, oder ihren Gegner in Grund und Boden schimpfen. Es ist ja oft so, dass wir Schauspielerinnen oder Schauspieler auf Rollen festgelegt werden. Insofern bin ich dankbar, dass man mir beide Genres zutraut: Für manche bin ich die absolute Komödien-Schauspielerin, für andere bin ich eine Drama- oder Action-Schauspielerin. Es wäre nicht klug von mir, die Figuren Sarah und Susi zu vermischen, zu verwässern. Die Susi soll auf ihren hohen Schuhen durch Niederbayern klackern. Ihr Mundwerk ist ihre Waffe. Die will ich ihr auch nicht nehmen.

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