18.11.2024 von SWYRL/Andreas Fischer
"Yellowstone"-Macher Taylor Sheridan erkundet mit Billy Bob Thornton die Schattenseiten der Ölindustrie in Texas.
Milliardäre, Draufgänger, Scharlatane - und mittendrin Billy Bob Thornton als geschiedener Alkoholiker mit 500.000 Dollar Schulden: Das Ölgeschäft in Texas ist knallhart. Mit "Landman" schaut sich Serienmacher Taylor Sheridan nach "Yellowstone" erneut im immer noch wilden Westen der USA um, dort, wo nur die Gier unermesslicher ist als das Land. Die zehn Episoden der Serie basieren auf dem Podcast "Boomtown" und werden ab 18. November im Wochentakt bei Paramount+ veröffentlicht.
Wer im Business erfolgreich sein will, braucht einen Mann wie Tommy (Thornton), einen Ausputzer und Krisenmanager, einen, der die Leute beruhigen kann. Tommy soll den Konzernen das Land in Texas sichern, auf dem sie Öl und Gas fördern wollen - und muss dabei und vor allem danach mit den Menschen klarkommen.
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Die große Gier
Während die Vertragsangelegenheiten meist schnell erledigt sind, beginnt danach die echte Herausforderung: Babysitter spielen für die Landbesitzer und hinter ihnen aufräumen. Gleich in der ersten Szene überzeugt Tommy ein Drogenkartell, ihn nicht aufzuschlitzen und an einer Brücke aufzuhängen, sondern stattdessen mit seiner Firma zusammenzuarbeiten.
Doch kaum ist der Deal in trockenen Tüchern, beginnen die Schwierigkeiten mit einem Inferno aus Drogenflugzeug und Öltruck. Diesen Unfall nutzt Sheridan als großen, düsteren Rahmen seiner Texas-Saga, in der es, leider nur am Rande, auch um die kleinen Leute geht, deren Leben vom Öl geprägt wird.
Die haben mal größere, mal kleinere Träume, die sich mit dem Geld und der blühenden Wirtschaft in den "Boomtowns" in West-Texas erfüllen wollen. Weil es dort aber genauso läuft, wie in anderen Gegenden der USA, wird aus einer Verheißung schnell Verzweiflung - mit freundlichem Zutun gewiefter Banker.
Dabei scheinen in der mit Jon Hamm, Demi Moore, Ali Larter, Andy Garcia, Michael Peña hochkarätig besetzten Serie alle zu wissen, dass die Tage der fossilen Energiequellen gezählt sind, nicht nur weil sie endlich sind. Aber einmal noch kräftig absahnen, wäre schön. Koste es, was es wolle.
"Landman" ist nur was für echte Kerle - leider
"Menschen sterben, Ölkonzerne nicht", weiß Tommy: "Landman" ist immer dann am stärksten, wenn Thornton mit seiner unvergleichlichen Leinwandpräsenz die Unwägbarkeiten seiner Industrie erklärt. Der Ausflug in die dem größten Teil des Publikums weitgehend unbekannte harsche Welt der Öl- und Gasförderung ist durchaus spannend - wenngleich aus einem übermaskulinen Blickwinkel gezeigt.
Die Männer der Serie hätten früher problemlos in der Marlboro-Werbung auftreten können. Frauen kommen vor allem als Randnotiz in sexy Unterwäsche vor. Die weiblichen Figuren sind ärgerliche Stereotypen. Nicht nur die offensichtliche Misogynie fällt auf: In den ersten fünf Episoden, die zur Sichtung verfügbar waren, gibt es immer wieder dramaturgische Lücken, lose Plotfäden und merkwürdig deplatzierte Komik.
Es scheint, als würde Taylor Sheridan nach "Yellowstone" und all den Ablegern die Luft ausgegangen sein. Worum es in "Landman" wirklich geht, wird nicht klar. Vielleicht ändert sich das in der zweiten Hälfte. Bis dahin muss man sich damit begnügen, all den harten Kerlen auf den Bohrtürmen bei ihrer gefährlichen Arbeit zuzusehen und auf das nächste Unglück zu warten.