Moderne Zeiten - Mi. 30.04. - ARTE: 20.15 Uhr

Der Tonfilm war da, doch Chaplin schwieg (fast)

27.04.2025 von SWYRL/Tom Ruder

ARTE ehrt Charlie Chaplin, der Meister des Stummfilms, mit einer großen Filmreihe. Linear ist der Klassiker "Moderne Zeiten" zu sehen. Darauf folgt die Dokumentation "Chaplins Moderne Zeiten - Der Abschied vom Stummfilm".

Charlie Chaplin sei "das einzige Genie, das der Film je hervorgebracht hat", behauptete einst George Bernhard Shaw, prominenter Verehrer des Komödianten. Und Regisseur Stanley Kubrick bescheinigte den Meisterwerken des Multitalents Geschmack und Sensibilität. Dennoch: Allzu oft sind die Filme des Charles Spencer Chaplin (1889 - 1977) im deutschen Fernsehen nicht zu sehen. Schön, dass sich in diesen Tagen ARTE des Meisters annimmt. Nun steht ein eigener Themenabend an, in dessen Mittelpunkt die Ausstrahlung von "Moderne Zeiten" steht.

Kleines Bärtchen, schwarze Melone, ein zierlicher Spazierstock und übergroße Kleidung - fertig war die Kunstfigur mit watschelndem Gang und bitter-trotzigem Lächeln. Ein Poet, ein Träumer und einsamer Kerl, stets auf der Suche nach Liebe und Abenteuer. Charlie erleidet als "Tramp" stellvertretend für sein Publikum alles Leid der Welt.

"Moderne Zeiten", der 1936 entstand, setzt sich dabei vor allem mit der damals bereits fortschreitenden Industrialisierung auseinander. Charlie gerät bei seiner Akkordarbeit am Fließband buchstäblich in die Mühlen der Technik. Eine Szene, die - obwohl in gewisser Hinsicht von rührender Naivität geprägt - in die Geschichte einging.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Alles ist laut, alles ist Lärm

Um 21.40 Uhr schließt sich die Dokumentation "Chaplins Moderne Zeiten: Der Abschied vom Stummfilm" an, die an die Situation des Films in jener Zeit erinnert. Schließlich gab es 1936, als "Moderne Zeiten" erschien, den Tonfilm längst. Doch wie fast alle großen Komödianten jener Jahre blickte auch Chaplin mit Sorge auf seine Karriere. Würde seine Kunstfigur eigene Worte vertragen? Leidet nicht das metaphernreiche Kino Chaplins darunter, wenn die starken Bilder von heiterem Geplauder überlagert werden? So setzte Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Filmkomponist Charlie Chaplin hier auf eine merkwürdige Mixtur aus Stumm- und Tonfilm. Nur einmal singt seine Hauptfigur ein Lied in einem Fantasiekauderwelsch. Darüber hinaus gibt es Töne, die allesamt bedrohlich wirken: Die Maschinen quietschen, die Stechuhr piepst, der Fabrikdirektor brüllt.

Der Film von Gregory Monro erinnert an die besondere Bedeutung von "Moderne Zeiten" für die Karriere Chaplins. Nicht nur, dass er damals mit Paulette Goddard, die ein Waisenmädchen spielt, verheiratet war. Die beiden ließen sich 1942 wieder scheiden. Auch wird offensichtlich, welche Kontroversen der den Kapitalismus kritisierende Film zu jener Zeit in den USA auslöste.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet denn auch Chaplin in die Mühlen von McCarthys Kommunistenhatz. Nachdem sich auch weite Teile der Presse auf den wegen seiner zahlreichen Affären mit jungen Schauspielerinnen berüchtigten Star eingeschossen hatten, wurde Chaplin 1952 die Aufenthaltsgenehmigung in den USA entzogen. Erst 1972, fünf Jahre vor seinem Tod, durfte er wieder amerikanischen Boden betreten, um in Hollywood seinen Ehren-Oscar entgegenzunehmen.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL