05.05.2021 von SWYRL
Der Serienmörder David Berkowitz versetzte in den 1970er-Jahren New York in Angst und Schrecken. Die True-Crime-Doku "The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit" (Netflix) rekapituliert die grausamen Taten des Killers. Wir verraten, welche True-Crime-Formate ebenfalls in den Kopf von Mördern eintauchen.
Sie haben Menschen bestialisch ermordet - und doch werden ihre Taten immer wieder von Serien und Filmen aufgegriffen: Serienmörder wie Jack the Ripper, Charles Manson oder Ted Bundy scheinen eine besondere Faszination auszuüben. Das lässt sich nicht zuletzt an der inflationären Veröffentlichung von True-Crime-Formaten ablesen.
Nun erweitert ein "prominenter" Serientäter die mitunter furchteinflößende Reihe von Dokumentationen, die in die Psyche von Mördern eintauchen: David Berkowitz. Er steht im Mittelpunkt der neuen Netflix-Dokuserie "The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit", die der Streamingdienst am Mittwoch, 5. Mai, ins Programm aufnimmt. Wir stellen die neue Produktion vor - und präsentieren weitere True-Crime-Tipps, die die Gefühlwelt von Serienkillern aufzuschlüsseln versuchen.
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"The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit" (Netflix)
David Berkowitz hatte in den 1970er-Jahren mit sechs Morden und diversen weiteren Gräueltaten für Aufsehen gesorgt - und wurde schließlich 1977 verhaftet. Doch hat der US-Amerikaner seine Taten wirklich alleine begangen? Oder war der selbsternannte "Son of Sam" möglicherweise Teil eines größeren Netzwerkes? Dem geht die Dokumentation "The Sons of Sam: Ein Abstieg in die Dunkelheit" ab 5. Mai nach.
Die vierteilige Produktion nimmt die Perspektive des Autors Maury Terry ein, der seit Jahrzehnten in dem Fall recherchiert. Er ist überzeugt: Hinter den Morden steckt ein kriminelles Netz, das viel größer ist, als bisher gedacht. Er vermutet hinter den grausamen Taten gar eine satanische Verschwörung. In der Serie von Filmemacher Joshua Zeman kommen nun Ermittler und einstige Zeugen zu Wort. Außerdem werden alte Medienberichte rekapituliert. Hat Terry möglicherweise recht und es sind noch Mörder auf freiem Fuß?
"Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders" (Netflix)
Nach außen hin wirkte Theodore Robert Bundy, besser bekannt als Ted Bundy, charmant und bestach mit seinem attraktiven Erscheinungsbild. Doch die blutige Wahrheit sieht anders aus: Zwischen 1974 und 1978 gehen 30 Vergewaltigungen und Morde auf das Konto Bundys. Insgesamt soll er sogar mehr als 100 Frauen in den Tod geschickt haben. Bundy wurde für seine Taten am 24. Januar 1989 auf dem elektrischen Stuhl in Florida getötet. Die unfassbaren Taten waren auch Gegenstand einer True-Crime-Doku bei Netflix, die hohe Wellen schlug.
"Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders" offenbarte Original-Tonbandaufnahmen von Ted Bundy, in denen der Serienkiller sein heimtückisches Vorgehen und seine bizarren Neigungen zu erklären versuchte - zweifelsfrei nichts für schwache Nerven. Material für die Dokumenation gab es jedenfalls genug: Als Bundy bereits im Todestrakt saß, sonnte sich der verurteilte Mörder im Licht des Blitzlichtgewitters. Selbst wenige Stunden vor seiner Hinrichtung stand der Killer dem TV-Prediger James Dobson noch Rede und Antwort.
Und auch knapp 30 Jahre später lockte Ted Bundy mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination noch immer Menschen vor den Fernseher. Als "Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders" 2019 erschien, wurde er teils sogar glorifizierend zum "Bad Boy" stilisiert - so sehr, dass Netflix aktiv wurde. Via Twitter wies der Streaminganbieter damals darauf hin, dass sich genügend attraktiver Männer in seinem Programm tummeln würden - und so gut wie keiner von ihnen habe Morde begangen.
"Pistorius" (Amazon Prime)
Sportler werden nach großen Erfolgen nicht selten zu Nationalhelden stilisiert - so auch Oscar Pistorius. Der südafrikanische Behindertensportler, wegen seiner Unterschenkelprothesen als "Blade Runner" verehrt, räumte bei den Paralympics insgesamt sechs Goldmedaillen ab. Doch die Heldengeschichte endete im Februar 2013 in einer Tragödie. Am Valentinstag erschoss er seine damalige Freundin, das Model Reeva Steenkam, in der gemeinsamen Wohnung.
Zwar bestritt Pistorius vehement, die Tat absichtlich verübt zu haben und behauptete, er habe Steenkam für eine Einbrecherin gehalten, doch das Gericht sah den Sachverhalt anders. Am Ende eines mehrfach aufgerollten Mordprozesses wurde der Leichathlet mit einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren wegen Mordes mit verminderter Todesabsicht belangt.
Filmemacher Vaughan Sivell arbeitete den aufsehenerregenden Fall in seiner schlicht betitelten Amazon-Doku "Pistorius" auf. In der vierteiligen Produktion wird der Sportler zu Beginn noch für seine Errungenschaften auf der Laufbahn gewürdigt - bis sich die Geschehnisse in den Gerichtssaal verlagern. In der True-Crime-Dokumentation äußeren sich nicht nur Angehörige von Opfer und Täter, auch Kriminalforscher und Angehörige einer protestierenden Frauenbewegung kommen zu Wort.
"Making A Murderer" (Netflix)
Die Netflix-Produktion "Making A Murderer" wurde 2015 nicht nur bei den Zuschauern mit großem Interesse wahrgenommen, auch bei den Emmys räumte die True-Crime-Doku ab. Gleich vier Preise durften die Macher 2016 mit nach Hause nehmen. In der Serie stehen Steven Avery und sein Neffe Brendan Dassey im Fokus. Die beiden wurden als Mörder und Vergewaltiger verurteilt, weil sie im November 2005 die junge Frau Teresa Halbach missbraucht und getötet haben sollen. Doch ging bei der Verurteilung der Männer alles mit rechten Dingen zu?
Die Netflixserie von Laura Ricciardi und Moira Demos, die 2018 um eine zweite Staffel erweitert wurde, sät zumindest Zweifel an diesem Urteil. Bedenkliche Beweisführung, unkorrekte Prozesse und Polizisten, die die Männer mit dem Versprechen von Strafmilderung Geständnisse entlockten: Bei der Strafverfolgung von Steven Avery und Brendan Dassey ging bei weitem nicht alles nach Vorschrift vonstatten. So führte "Making A Murderer" weltweit zu kontroversen Diskussionen, die allesamt in der Frage kulminierten: schuldig oder unschuldig?
"Dunkle Seelen: Gespräche mit einem Serienkiller" (ZDFmediathek)
Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video haben das Potenzial von True-Crime-Formaten teils schon vor Jahren entdeckt. Doch auch die öffentlich-rechtlichen Sender sind bereits auf den Hype-Zug aufgesprungen. Sehenswert ist etwa die Doku-Reihe "Dunkle Seelen", die in der ZDFmediathek zum Streamen bereitsteht. In der ersten Episode mit dem Titel "Gespräche mit einem Serienkiller" trifft der CNN-Journalist Chris Cuomo auf den Mörder Joel Rifkin. Anfang der 1990er-Jahre soll der US-Amerikaner, der in Anlehnung an den Frauenmörder Jack the Ripper von der US-Presse einst "Joel the Ripper" getauft wurde, 17 Frauen getötet haben.
Doch nicht nur der Mehrfachmörder kommt zu Wort. Auch Angehörige schildern ihre Sicht auf die Gräueltaten. Des Weiteren geben Profiler und Verhaltensforscher ihre Expertise ab. Dadurch soll ein möglichst ganzheitliches Bild gezeichnet werden und der Versuch unternommen werden, die Hintergründe Rifkins grausamer Verbrechen zu skizzieren.
"Born To Kill: Als Mörder geboren?" (TVNOW)
Potenzial in der dokumentarischen oder seriellen Aufarbeitung von Verbrechen sieht offenbar auch TVNOW. Beim Streamingdienst von RTL ist gar von einer "True-Crime-Offensive" die Rede. Zu der bereits jetzt beachtlichen Auswahl an Titeln zählt auch "Born To Kill - Als Mörder geboren?". Pro Folge wird ein Mordfall nacherzählt - stets mit dem Ziel, die Intention der Täter nachvollziehen zu können. Unter anderem ist eine grausame Tat im kalifornischen Yosemite Nationalpark Gegenstand des True-Crime-Formats. In der optisch beeindruckenden Landschaft wurden 1999 vier Leichen entdeckt. Als Täter wurde schließlich Cary Stayner ausfindig gemacht.
Am 1. Mai startete bei TVNOW bereits die vierte Staffel von "Born To Kill". Zum Auftakt steht ein Fall im Mittelpunkt, der besonders für Eltern kleiner Kinder eine Horrorvorstellung sein dürfte. 1991 bemerkte man auf der Kinderstation eines Krankenhauses im englischen Grantham einen ungewöhnlichen Anstieg der Sterberate. Lange konnte man sich keinen Reim darauf machen, bis der entscheidende Hinweis auftauchte: Stets, wenn Kinder unter dubiosen Umständen ihr Leben ließen, schob die Krankenschwester Beverley Allit Dienst.