07.11.2024 von SWYRL
"Das habe ich noch nicht erlebt": Nach dem Bruch der Ampel-Regierung am Mittwochabend fehlen selbst dem erfahrenen ARD-Korrespondenten Michael Strempel die Worte. Besonders der harsche Umgang von Olaf Scholz und Christian Lindner habe ihn überrascht.
Ob aus Brüssel, Paris oder nunmehr seit vielen Jahren aus Berlin: ARD-Korrespondent Michael Strempel gilt als einer der renommiertesten Politjournalisten des Landes. Obwohl der 59-Jährige dabei viel erlebt hat, räumte er am Donnerstag im "Morgenmagazin" der ARD nach dem endgültigen Bruch der Ampel-Koalition am Mittwochabend ein: "Das habe ich in der Schärfe noch nie erlebt." Weniger der Bruch an sich - der habe sich laut Strempel schon den Tag über abgezeichnet -, sondern eher der persönliche Umgang zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und dem entlassenen Finanzminister Christian Lindner habe ihn überrascht.
"Dass das in einer so persönlichen Schlammschlacht zwischen dem Kanzler und dem Finanzminister endet, hätte ich mir nicht vorstellen können", sagte Strempel. Schließlich hätten die beiden "am Morgen noch am selben Kabinettstisch gesessen". Diese Eskalation begründete der Journalist damit, dass während der Zeit der Ampel-Regierung auf beiden Seiten "sehr viele persönliche Verletzungen" entstanden seien. Die Regierungskrise habe laut Michael Strempel eine eindeutige Konsequenz; "Eins ist klar: Gestern hat der Wahlkampf begonnen."
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Vertrauensfrage wohl erst im Januar: ARD-Journalist vermutet SPD-Strategie
Auf die Frage von Moderator Sven Lorig hin, ob Scholz oder Lindner die größere Schuld an der Eskalation tragen würden, entgegnete Michael Strempel ausweichend: "Da wäre ich sehr vorsichtig." Der große Knall am Ende einer schwierigen Regierung sei das "Resultat eines Entfremdungsprozesses". Von vornherein sei deutlich geworden, dass Scholz und Lindner über "völlig unterschiedliche Naturelle" verfügen. Zwar habe Scholz gewusst, dass er für die Regierungsbildung von Lindner abhängig sei, aber: "Das hat sich irgendwann verbraucht."
Nach vielen öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten sei laut Strempels Einschätzung der interne Druck auf den Bundeskanzler zu groß geworden, "klare Kante zu zeigen". Dass Scholz mit der Vertrauensfrage im Bundestag bis Mitte Januar und damit verhältnismäßig lange warten will, schrieb Michael Strempel der Vermutung zu, die SPD wolle sich auf die neue Situation erst einstellen: "Was ganz deutlich ist: Die SPD, auch die Grünen, die wollen keinen zu frühen Wahltermin." Die Zielsetzung der SPD trotz des Ampel-Aus noch wichtige Projekte im Bundestag umzusetzen, konnte sich Strempel indes nur "schwer vorstellen".