09.09.2024 von SWYRL/Natalie Cada
"So bequem", freute sich Horst Lichter über die Sitzgarnitur im Retro-Stil. Doch obwohl ein Designer-Name auf dem Möbel stand, konnten die Objekte bei den Händlerinnen und Händlern einfach nicht punkten ...
Verkäufer Stefan aus Bocholt hatte keinen Platz für seine Retro-Sitzgarnitur, hoffte aber in der Montagsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" auf einen "guten Preis". Immerhin handelte es sich um ein Designer-Sofa und Horst Lichter fand es schon mal "bequem". Doch im Händlerraum war niemand überzeugt - trotz hohem Expertisenpreis ... "Oh, ich hätte nicht gedacht, dass das so bequem ist", stutzte Lichter, als er auf dem tiefen Sessel Platz nahm. Der Verkäufer hatte die Möbel als Erbstück seiner Frau erhalten. Doch nach eigener Recherche erkannte er: "Diese Sitzgarnitur muss gewürdigt werden" und brauchte einen besonderen Ort.
Der Moderator grübelte und meinte dann zu Detlev Kümmel: "Das ist Cord." Der Experte nickte und Lichter fügte noch etwas unentschlossen hinzu: "Ein Cordbezug im typischen 70er-Jahre-Braun." Der Experte nickte wieder, denn "wir sind wirklich mitten in den 70er Jahren". Der Entwurf zur Sitzgarnitur stammte sogar noch von 1969. Gefertigt wurden die Module mit dem Titel "Corbi" dann etwas später, zwischen 1972 und 1974. Dahinter stand der Designer Klaus Uredat, der die Möbel für den deutschen Hersteller COR entworfen hatte. Der eher unbekannte Künstler hatte nicht viele Stücke entworfen. Auch die Sitzgruppe "Corbi" wurde nur kurz produziert.
Die Bezüge waren abnehmbar und für das Alter doch noch recht gut erhalten, meinte Kümmel. Doch einige Brandflecken von Zigaretten zeigten sich auf der Sitzfläche. Anscheinend hatten die Sitze "die ein oder andere Party miterlebt", lächelte der Experte. Dennoch wirkten die Sitze dank der Holzkonstruktion darunter stabil. Danach wollte Lichter schnell noch die Sitzposition ändern und platzierte die Rückenrolle zwischen seinen Beinen: "So habe ich als Kind immer gesessen." Doch nachdem der Verkäufer seinen Wunschpreis in Höhe von 10.000 Euro genannt hatte, wäre der Moderator fast von seiner Rolle gefallen.
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"Bares für Rares"-Verkäufer verhandelt hart, blitzt bei den Händlern aber ab
Doch Kümmel wusste auch, "diese Sitzgarnitur wird selbst in Braun manchmal für 15.000 bis 20.000 Euro angeboten." Lichter traute seinen Ohren nicht und rief: "Nein." Schnell erklärte sich Kümmel weiter und meinte: "Wir sind aber kein Designhaus, sondern ermitteln den Preis für eine Privatperson an Händler." Er schätzte dennoch 4.000 bis 6.000 Euro. Der Verkäufer nahm die Händlerkarte dennoch an, strebte aber die obere Grenze der Expertise an. Doch was würden die Händlerinnen und Händler zur Designer-Sitzgarnitur "Corbi" sagen? Susanne Steiger gestand sogleich: "Ich habe mir im Möbelhaus gerade solche Sitze angesehen, aber in Beige."
Jan Cizek startete angesichts des hohen Schätzpreises sehr niedrig mit 150 Euro. In zaghaften Schritten erhöhte die Möbel-Expertin Esther Ollick noch auf 800 Euro und meinte zu ihrem Gebot. "Das ist gut." Danach enthüllte der Verkäufer den Schätzpreis aus der Expertise und Julian Schmitz-Avila staunte: "Aha!" Danach erhöhte Cizek auf 1.000 Euro und nannte das sein letztes Gebot. Schmitz-Avila verdrehte die Augen und setzte schnell nach: "Ich verdopple das." Denn für ihn waren die Gebote einfach zu weit weg von der Schätzung. Doch der Verkäufer wünschte sich "mindestens den unteren Grenzwert der Expertise".
"Da bin ich raus", warf Ollick das Handtuch. Und auch die anderen Händler schlossen sich an. Steiger versuchte sich noch zu erklären: "Ich mag die Farbe einfach nicht." Sonst hätte die Händlerin einen neuen Bezug gekauft und die Sessel tatsächlich privat genutzt. "Aber das ist mir zu viel Geld für ein gebrauchtes Möbel", fasste sie zusammen. Schmitz-Avila erhöhte noch auf 2.500 Euro, der Verkäufer verhandelte auf 3.000 Euro. Doch das wollte niemand bezahlen. "Ist nicht mehr drin?", fragte Schmitz-Avila in die Runde. "Keine Chance", schüttelte auch Markus Wildhagen den Kopf, obwohl auch er mit Vintage-Objekten handelte. Und so nahm der enttäuschte Verkäufer die Garnitur wieder mit.
Ring verzehnfacht bei "Bares für Rares" fast den Wunschpreis
Als weiteres Objekt der Sendung wurde eine Doppel-Rechenmaschine aus den frühen 1960er-Jahren der Firma Brunsviga von Detlev Kümmel auf 200 bis 250 Euro geschätzt. Gewünscht wurden nur 100 Euro. Markus Wildhagen zahlte letztlich 150 Euro für das Retro-Objekt. Eine Stabbrosche mit Saphiren und Diamanten in einer platinierten 750er-Goldfassung fand Heide Rezepa-Zabel "toll und authentisch aus der Zeit der Moderne" wünscht. Die Verkäuferin wünschte sich 400 bis 600 Euro für das Stück aus den 1920er-Jahren, geschätzt wurden 800 bis 1.000 Euro. Markus Wildhagen zahlte "nur" 600 Euro.
Eine Bronzeplastik "Die Tänzerin" stammte von Seff Weidl, einem Münchner Künstler, der laut Colmar Schulte-Goltz "wiederentdeckt werden muss". Für das signierte Werk aus der Zeit um 1970 wünschte sich der Verkäufer 1.500 Euro, taxiert wurden 1.400 bis 1.600 Euro und Julian Schmitz-Avila zahlte 900 Euro. Ein Ring (585er-Gold) mit Edelsteinen stammte laut Heide Rezepa-Zabel aus Nordafrika oder der Türkei. Sie datierte das Stück in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für den Ring wünschte sich die Verkäuferin 50 Euro. Die Expertin schätzte den Wert auf 250 bis 300 Euro. Und Susanne Steiger zahlte sogar 450 Euro für den "tollen Ring".