26.03.2023 von SWYRL/Jürgen Winzer
Eine Jury, die sich bei den Top Ten "verzählt", und umstrittene Entscheidungen: Das vermutlich letzte Recall-Finale aller "Deutschland sucht den Superstar"-Zeiten geriet zu einem denkwürdigen Spektakel. Die Community reagierte wütend und enttäuscht.
"Ich freu' mich, denn es ist das letzte Mal, dass ich Kandidaten rausschmeiße", sagte Dieter Bohlen eingangs der letzten Entscheidungen zum Recall-Finale von "Deutschland sucht den Superstar" (RTL). Das ist vielleicht auch besser so. Der Vollmond über dem Coconut Beach von Phuket verwirrte nämlich wohl auch die Sinne der vier Juroren. Denn die hätten nur neun Kandidaten in die Top Ten der Live-Shows geschickt. Und dann stellte sich zusätzlich die Frage: Waren es die richtigen?
Nach den Beiträgen der verbliebenen zwölf Kandidaten sortierten Dieter Bohlen, Pietro Lombardi, Katja Krasavice und Leony Burger nämlich drei Teilnehmer aus und schickten nur neun in die nächste Woche startenden Live-Shows, in denen ausschließlich die votenden Fans entscheiden. Der peinliche Lapsus fiel erst im Schnitt auf. Der Sprecher aus dem Off verkündete nach der von der Jury beschlossenen Demission von Rose Ndumba (24), dass diese als "Nachrückerin" in die Live-Shows zieht. Das fiel den Fans in den sozialen Medien erst einmal kaum auf. "Für wen ist Rose nachgerückt?", fragte eine Userin ratlos. Es war nicht die einzige Peinlichkeit an diesem Abend. "Gebt alles", mahnte die Jury immer wieder. Warum hielt sie sich nicht selbst dran?
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Baden schlägt die Schweiz im Duell der "Wacklerinnen"
"Da hat ja nix geklappt", sagte Dieter - vollkommen zurecht - nach dem Auftritt von Aileen Sager (23), die bei "Ohne dich" (Vanessa Mai) wahrlich einen dramatisch schlechten Tag erwischte. Man könnte das Zitat aber auch auf die Jury anwenden, denn die winkte Aileen dann doch, trotz vielfacher Texthänger und noch mehr kieksigen Tönen, in die Live-Shows durch. Im direkten Duell der "Wacklerinnen" wurde die Badenerin Tatjana Ivanovic (19) vorgezogen. Die Schweizerin hatte mit "The Edge Of Glory" (Lady Gaga) auch tatsächlich "rekordverdächtig gefühllos" (Dieter Bohlen) performt, aber sich doch wenigstens an den Text erinnert.
Noch wütender war die Fanschar darüber, dass Felix Gleixner (27) der Weg auf die Live-Bühne verwehrt blieb. Der hatte geahnt, dass "Fields Of Gold" von Sting wenig stimmliche Entfaltungsmöglichkeiten bot. Die Krux: Er hörte nicht aufs Bauchgefühl und zog den - selbst gewählten! - Song durch. "Das war langweilig, da ist man eingeschlafen", urteilte Dieter. Erstens aber hatte Felix bis zu diesem Zeitpunkt vom Casting bis zur letzten Woche immer Top-Leistungen geliefert, zweitens war die Performance zwar dröge, dafür aber stimmlich voll okay.
Fan-Meinung zum Felix-Aus: "Das ist ein Skandal!"
Der Gegner im "Wacklerduell" war Peris Grigoriadis (24). Dem attestierte die Jury, dass er "viel mehr Entertainment als Stimmqualität" bot. Zudem hatte er seinen Song "Sweat" (Inner Circle) clever gewählt, nutzte die Gelegenheit zu Hüpftschwüngen und Show. Und er brachte den stimmlich eher anspruchslosen Song auch tonal rüber. Dass Peris' Kampfgeist - er hat sich vor allem in den Phuket-Wochen gut entwickelt - belohnt wurde, ist eine Sache. Dass Felix' einmaliger Ausrutscher brutal bestraft wurde, eine ganz andere: "Das ist ein Skandal", meinte ein Fan bei Insta.
Zumindest fragwürdig war auch das Weiterkommen von Lawa Baban (25). Die unstrittig eigentlich gute Sängerin hatte mit ihrer Wahl von "Umbrella" (Rihanna) mit voller Wucht ins Klo gegriffen. "Als hätte die Aufgabe gelautet, 'Such dir den Song, der am wenigsten passt'", kommentierte Dieter die aus Jury-Sicht katastrophale Songauswahl. Weiter kam sie trotzdem.
Und dann natürlich die Sache mit Rose. Der einstige Casting-Star ("Das war fast perfekt", so Dieter) hatte sich seither konsequent in die falsche Richtung entwickelt. Auch ihr "Starships" von Nicki Minaj war durchsetzt von Texthängern und einer seelenlos atemlosen Darbietung. Das Aus war eigentlich berechtigt. Dann die dubiose Nachrücker-Sache. Oder hat das alles mit dem angeblichen Rausschneiden des Kandiaten Marvin Jung zu tun? Der angeblich die Top Ten schaffte und dann den Vertrag für die Liveshows nicht schaffte. Das würde das "Verzählen" erklären, die ganze Sache aber noch peinlicher machen.
Hat "Engel" Monika das Zeug zum Superstar?
Zwei schlechte, zwei missglückte, eine enttäuschende Leistung. Da ließ sich die Jury anstecken. Zum Glück dann aber doch fünf Talente nicht. Sem Eisinger (29) wurde nach "Stand by Me" (Ben E. King) von Lombardi verdientermaßen "Weltklasse" bescheinigt. Bei den Jungs rangelt Sem mit Bohlens "Goldjunge" Kiyan Yousefbeik (25) nach dessen perfekten "Perfect" (Ed Sheeran) und mit Lorent Berisha (19, "All of Me", John Legend) um die Favoritenrolle. David Leischik (27) lieferte mit "No Matter What" (Boyzone) zwar nicht seine beste DSDS-Performance, war aber "spitzenmäßig" (Bohlen) genug, um in die Live-Shows zu segeln.
Bei den Mädels geht kein Weg an Monika Gajek (21) vorbei. Die sang "People Help The People" mindestens so inbrünstig wie Birdy im Original. Dabei hat sie nicht nur eine Top-Stimme: "Du stehst da wie ein Engel", schwärmte Leony. Überraschend souverän erkämpfte sich Natalie Nock (29) mit "Ich liebe das Leben" (Andrea Berg) den Startplatz für die Live-Shows. "Du warst oft Wackelkandidatin und oft Mittelmaß", erinnerte Bohlen. "Heute aber hast du uns echt verarscht. Du warst die Überraschung des Abends und hast zum richtigen Zeitpunkt richtig abgeliefert."
Verbitterte Fans: "Vielleicht ganz gut, dass es die letzte Staffel ist"
Monika, Natalie, die begnadigten Lawa und Aileen, die Nutznießerin der peinlichen Nachrück-Aktion, Rose, Sem, Kiyan, Lorent, David und Peris: Das sind die Top Ten, die nächste Woche in die Live-Shows starten. Doch teilweise sind sie unter den DSDS-Fans mindestens so umstritten wie der Austausch von Julian Nagelsmann gegen Thomas Tuchel beim FC Bayern. Bei denen geht die Reise trotz allem weiter. Bei DSDS vielleicht nicht. Ein Fan kommentierte verbittert: "Vielleicht ganz gut, dass das die letzte Staffel ist."