Historien-Blockbuster bei Amazon

Roland Emmerichs Serienvision vom Untergang Roms: "Those About To Die"

17.07.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Nun macht auch Hollywood-Blockbuster-Veteran Roland Emmerich in Serie: Im römischen Untergangs-Epos "Those About To Die" (Freitag, 19. Juli, Amazon) geben sich Stars wie Anthony Hopkins als Kaiser Vespasian Gladiatorenkämpfen und anderen moralischen Verfallsszenarien hin. Mit Bezügen zur Gegenwart?

Mit dem Begriff "Brot und Spiele" ist es so eine Sache: Der römische Kaiser Trajan (Regentschaft von 98 bis 117) gilt zwar als einer der besten Herrscher in der Geschichte des antiken Roms. Andererseits neigte der Mann auch zum Gigantismus in Sachen Unterhaltung. Angeblich soll es unter seiner Ägide einmal 122 Tage andauernde "Spiele" gegeben haben, im Rahmen derer 11.000 Menschen und 10.000 Tiere den Tod fanden. Und die Bevölkerung Roms? Soll von derlei Blockbustertum begeistert gewesen sein, schreibt der Feuerschlucker, Zauberer, Abenteurer und Romanautor Daniel P. Mannix (1911-1997) in seinem bereits 1957 erschienenen Sachbuch "Those About To Die". Schlanke 67 Jahre später liefert es die Vorlage zu einer gleichnamigen Serie bei Amazon. Auch der Regisseur des Ganzen kennt sich mit Blockbustern aus: Der Deutsche Roland Emmerich ("Independence Day") hat die Action-, Intrigen- und Untergangsserie inszeniert, im Wechsel mit einem anderen Deutschen mit internationalen Credits, Marco Kreuzpaintner ("Beat", "Bodies"). Zehn Folgen des Rom-Spektakels "Those About To Die" zeigt Amazon Prime ab Freitag, 19. Juli.

Die Handlung der Serie stellt allerdings nicht Kaiser Trajan, sondern einen seiner Vorgänger in den Mittelpunkt. Altstar Anthony Hopkins ("Das Schweigen der Lämmer") verkörpert den greisen Regenten Vespasian, real an der Macht von 69 bis 79 nach Christus. Er regierte ein Rom auf dem Zenit seiner Macht, das aber auch von Machtkämpfen und moralischem Verfall gekennzeichnet war: Vier Patrizierlager, für Serienzuschauer praktisch gekennzeichnet durch die Farben blau, weiß, rot und grün, buhlen um die Macht. Und die drückt sich insbesondere in der ovalen Arena des Circus Maximus aus, wo Gladiatoren kämpfen, schonungslose Wagenrennen weder Mensch, Tier noch Material schonen und schon mal die "Main Stage" geflutet wird, um Riesenkrokodile gegen bedauernswerte Boat People antreten zu lassen. Mit anderen Worten: ein ziemlicher Wahnsinn das Ganze, der vom cleveren Plebejer Tenax (Iwan Rheon, der sadistische Ramsay Bolton aus "Game of Thrones") als eine Art Wettpate und Impresario in Szene gesetzt wird.

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Schwache CGI-Tiere, starke Bauten

Drehbuchveteran Robert Rodat ("Der Soldat James Ryan") schrieb die Serie nach Mannix' Sachbuchvorlage, die vor allem das "Brot und Spiele"-Setting des alten Roms so farbenfroh und detailreich beschrieb, dass im Jahr 2000 bereits Ridley Scotts Oscar-Sammlerfilm "Gladiator" entstand. Doch wo damals das persönliche Drama eines Sklaven (Russel Crowe) erzählt wurde, der in der Arena um sein Leben kämpfte, möchte "Those About To Die" nun eine Art Sittengemälde und komplexes Ränkespiel des damaligen dekadenten Lebens zeichnen. Mit wohl durchaus gewünschten Bezügen zu heutigen Dystopien und Niedergangszenarien der (noch) herrschenden westlichen Unterhaltungsgesellschaft. Doch man hätte nicht Großaction-Spezialist Roland Emmerich geholt, wäre den Machern vor allem an einem politischen Lehrstück und Shakespeare-haften Dramenfiguren à la "House of the Dragon" gelegen gewesen.

Dieser Verdacht täuscht auch nicht bei Ansicht des Materials: Während die Blutflüsse durch ein Miniaturmodell des alten Roms im Vorspann der Serie noch optische Parallelen zur "Game of Thrones"-Welt zulassen, offenbaren die ersten "Those About To Die"-Folgen trotz Schauspielschwergewichts Anthony Hopkins doch vor allem den Wunsch, mit kurzfristigen optischen Reizen und einer Menge CGI-Action zu überzeugen. Die Welt der Reichen, Schönen und Skrupellosen wird dabei zwar auch ein wenig durchforscht und mit armen Leuten von der Straße wie einer schwarzen Sklavenfamilie kontrastiert - doch der Schwerpunkt der Serie liegt klar auf der Action. Dass das Ganze - vor allem in den animierten Tierszenen - reichlich künstlich aussieht, ist leider ein Schwachpunkt. Immerhin: Die Gebäude und Straßen des alten Roms, sozusagen die Statik der Serie, sehen wirklich gut aus, was beim Zusehen Lust auf diese Welt macht und die kolportierten 140 Millionen US-Dollar Produktionskosten ein wenig rechtfertigt.

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