24.10.2023 von SWYRL/Carmen Schnitzer
Nicht nur viel Geld, sondern auch Wertschätzung erhoffte sich ein junger Mann in der ZDF-Sendung "Bares für Rares". Ob sein imposanter Keshan-Teppich ihm das einbringen würde? Zumindest eine Händlerin geriet beim Anblick des schweren Stückes total aus dem Häuschen: "Dass ich das noch erleben darf!"
"Ein Busunternehmen eröffnen" wollte "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter angesichts des riesigen Teppichs, den er in seiner ZDF-Trödelshow zu Gesicht bekam. Vorausgesetzt natürlich das Teil könne "noch fliegen". Gemeinsam mit Expertin Friederike Werner bestaunte er das gute Stück, das der junge Handwerker Phillip mitgebracht hatte.
Er sammele hobbymäßig Antiquitäten, der Teppich sei "eins seiner liebsten Stücke", so der Verkäufer. Leider fehlte ihm der Platz dafür, darum wollte er ihn nun zu Geld machen. Stattliche 24 bis 25 Quadratmeter maß das Teil, auf die Waage brachte es 80 bis 90 Kilo, ließ er Horst Lichter auf dessen Nachfrage wissen. Etwa 100 Jahre alt sei der eindrucksvolle Bodenbelag, schätzte die Expertin. Der "echte Perser" wurde in Keshan im heutigen Iran hergestellt, einer Stadt, die berühmt ist für ihre hochwertigen Teppiche. Die "ganz feine Schafswolle", aus der dieser hier geknüpft wurde, stamme allerdings vermutlich aus Manchester und sei importiert worden, erklärte Werner.
Das Muster auf dem sogenannten "Keshan-Manchester" zeigte - in den für Keshan-Teppiche üblichen Farben - kunstvoll arrangierte Pflanzenornamente, wie sie typisch sind für muslimische Kunst. Denn Menschen oder Tiere abzubilden ist im Islam bekanntlich verboten, ein solches Schöpfertum steht dort einzig und allein Allah zu. Das aufwendige florale Muster stelle "Symmetrie und so etwas wie die heilige Geometrie im Kosmos" dar, erklärte die Expertin. Doch bei aller Schwärmerei: Es gab auch einige Mängel zu entdecken, etwa Ausfransungen oder Stellen, die neu geknüpft werden müssten: "Ich würde ihn vor dem Reinigen reparieren, zumindest in den Grundlagen."
Trotz dieser Kritik hoffte Philipp, für sein Prachtstück, einen fünfstelligen Betrag erzielen zu können und vertraute darauf, dass es "einen Liebhabermarkt" gebe. Expertin Friederike Werner aber musste seine Euphorie dämpfen: "Wäre dieser Teppich jetzt vollkommen in Ordnung, wäre ich bei ihnen und würde sagen, wir liegen bei 10.000 bis 12.000 Euro ..." Man müsse aber "die Restaurierung unbedingt berechnen, und die liegt bei einigen Tausend Euro". 5.000 bis 6.000 Euro lautete die Expertise. Deutlich unter dem Wunschpreis - ob Phillip trotzdem verkaufen wolle, fragte Horst Lichter. Der bejahte: Würde man ihm echtes Interesses vermitteln, könne er sich einen niedrigeren Preis vorstellen.
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"Bares für Rares"-Händlerin jubelt: "Dass ich das erleben darf!"
Lange habe er den Teppich nicht mehr vollständig ausgerollt gesehen und sei nun "wieder mal überwältigt. Einfach wunderschön", schwärmte der Verkäufer. Klang fast so, als wolle er ihn doch lieber selbst behalten ...? Doch die Wertschätzung, die er sich erhoffte, wurde ihm im Händlerraum tatsächlich entgegengebracht. Spitze Schreie des Entzückens kamen Sarah Schreiber beim Anblick des Persers sofort über die Lippen. Den musste sie sich gleich mal genauer ansehen: "Ich hab's schon oft gesagt: Das sind die Gemälde des Orients! Dass ich das erleben darf!", zeigte sie sich schwer begeistert und bot gleich zu Beginn stattliche 5.000 Euro.
Ganz klar: Sarah Schreiber wollte nicht ohne diesen Teppich nach Hause fahren. Allerdings zog keine/r der anderen Händlerinnen und Händler mit - ob das Phillip schon genügen würde? Christian Vechtel hakte nach, und Verkäufer Phillip gestand: "Mir zerbricht es das Herz, wenn ich sehe, wie er bei mir zu Hause eingerollt liegt ..." Ganz so günstig wollte er Sarah Schreiber aber dennoch nicht davonkommen lassen und erbat sich von ihr ein oberes Preislimit. Die bot schließlich 7.000 Euro - und Philipp war einverstanden: "Ich würde mich freuen, wenn wir das machen zusammen." Die Freude war ganz beiderseits, konnte man Sarahs beglücktem Gesichtsausdruck entnehmen.
"Wir können uns alle draufstellen und wegfliegen", schlug nach dem Deal Elke Velten (zweite von links) vor. "Ey komm, wir probieren's", machte Sarah Schreiber den Spaß mit. Alle Händlerinnen und Händler versammelten sich auf dem Teppich, hüpften kurz - und waren dank Kameraschnitt danach verschwunden.
"Bares für Rares": Bronzestatue enttäuscht auf ganzer Linie
Natürlich nicht, ohne dass vorher noch andere Kostbarkeiten unter den Hammer kamen. Etwa eine Puderdose aus 800er-Silver mit Rubinbesatz, die eine Verkäuferin für einen Freund veräußern sollte. "Einfach schön", fand Horst Lichter, während Expertin Heide Rezepa-Zabel noch ein wenig historisches Hintergrundwissen vermittelte. Schminken sei lange verpönt gewesen und erst in den 1920er- und 30er-Jahren wieder allgemein in Mode gekommen. Bis zu 600 Euro könne die Verkäuferin für das französische Kästchen aus den 1930-ern verlangen, glaubte die Expertin. Das waren 100 mehr als erhofft. Am Ende wechselte die Dose für 560 Euro die Besitzerin und landete bei Elke Velten.
Ein Verkäufer erhoffte sich für seine Bronzestatue "David Vainqueur" von Henri Honoré Plé aus den 1880er-Jahren 2.500 bis 3.000 Euro. "Okay, das ist aber 'n echter Wunsch", ahnte Horst Lichter, dass das zu hoch sein könnte. Tatsächlich veranschlagte auch Expertin Friederike Werner trotz des "hervorragenden" Zustandes lediglich 1.200 bis 1.500 Euro. Doch nicht einmal die bekam er. Nach Christian Vechtels Anfangsgebot von 400 Euro gingen die Gebote nur sehr zögerlich in Minischritten in die Höhe, bei 1.100 Euro von Friedrich Häusser war schließlich Schluss. Zu wenig für den Verkäufer: Er nahm die kleine Statue, die er von einem Freund geerbt hatte, enttäuscht wieder mit.
Zwei Freundinnen brachten einen 750er-Goldring mit 0,24-karätigem Brillanten mit in die Show. Expertin Heide Rezepa-Zabel hatte bei dessen Anblick gleich "ein Bild vor Augen, wie der Goldschmied gedacht hat". In den 1960er-Jahren, aus denen der Schmuck stammt, seien Goldschmiede nämlich mehr und mehr zu Künstlern geworden. "Als würde er in einem speienden Krater liegen", beschrieb sie den Brillanten. Auf 800 bis 1.000 Euro könne die Verkäuferin hoffen, hörte diese baff. Sie hatte nur mit etwa 300 gerechnet. Am Ende wurden es 600 von Sarah Schreiber, womit die Verkäuferin "sehr zufrieden" war.
Anschließend brachten ein Vater-Sohn-Duo ein Erbstück mit: eine Quarz-Armbanduhr mit Doppel-Display der Firma Heuer aus der Zeit zwischen 1975 und 1982. Leider fehlen ihr einige Glieder, außerdem war die Originalverpackung nicht mehr aufzufinden und das Licht funktionierte nicht. Das alles fand Experte Sven Deutschmanek "ein bisschen schade", freute sich aber über die "supergesunde Preiseinschätzung": Der Verkäufer wollte für den Chronographen 1.200 Euro haben. Aber nur ein Händler zeigte Interesse: Niemand überbot Christian Vechtels 500 Euro. Würde der Verkäufer seinen Schatz wieder mit nach Hause nehmen? Kommt drauf an: "Bei 600 Euro würd' ich sie verkaufen", bot er dem Händler an, der darauf einging und für die Armbanduhr drei 200-Euro-Scheine hinblätterte.