"75 Jahre ARD"

Verwirrt von Patrick Duffy? Barbara Schöneberger blamiert sich bei der ARD-Jubiläumsgala

06.04.2025 von SWYRL/Jürgen Winzer

Im D-Zug-Tempo raste Kai Pflaume bei der Gala "75 Jahre ARD" (Das Erste) durch die Höhepunkte eines Dreivierteljahrhunderts des Ersten Deutschen Fernsehens. Da war viel Nostalgie dabei, viel gute Laune, aber auch ein paar spitze Bemerkungen. Und eine Barbara Schöneberger, die sich blamierte.

Dass man mit "75 Jahre ARD" nicht unbedingt junge Zuschauer hinzugewinnen würde, war klar. Rückschauen, zumal wenn man sie mit Zeitzeugen aus einem Dreivierteljahrhundert bestreiten will, sind zwangsläufig "Alte-Menschen-Veranstaltungen". Deshalb zählte Moderator Kai Pflaume mit seinen 57 Lenzen auch beinahe zu den Youngstern des Abends.

"Sportschau"-Moderatorin Lea Wagner (30) war die Jüngste. Dieter Hallervorden mit 89 der Älteste. Und einer der frischesten. Jedenfalls sorgte er für einige freche Spitzen. Denn, tatsächlich, es gab auch einige, die gegen den Strich der nostalgischen Harmonie bürsteten. Barbara Schöneberger (51) fiel auf andere Art auf. Sie schwebte erst als Engel vom Studiodach und landete später unsanft auf dem Boden: Sie blamierte sich beim ESC-Quiz. Günther Jauch dagegen gefiel durch ein paar schöne Anekdoten und Enthüllungen.

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Die Spitze des Eisbergs: Dreieinviertel Stunden Show über 75 Jahre ARD

Wie umgehen mit der Tatsache, dass man aus dieser Unmenge von gesendeten Highlights - insgesamt sollen es um die 200 Millionen Sendeminuten gewesen sein seit 1950 - ohnehin nur die Spitze des Eisberges präsentieren kann? Sie machten es ganz ordentlich. Kai Pflaume bat gleich zu Anfang fast zwei Dutzend Gäste auf die Bühne, quasi ein vorweggenommenes Final-Bild zum Auftakt.

Und dann jagte er die Highlights, geordnet nach Rubriken und jeweils bestückt mit populären Testimonials, im Eiltempo durch. Für die meisten Gäste blieben höchstens zwei Fragen im Interview. Natürlich wurden viele - tolle! - Einspieler aus alten Tagen gezeigt. Da fiel das wehmütige Erinnern leicht, das streichelte die Seele - vor allem natürlich bei jenen, die es damals miterlebten. Bei diesen Highlights aus der Konserve haben die Macher von RTL & Co. gelernt und unterlegten viele Klassiker-Szenen von damals mit Kommentaren von Schöneberger, Jauch, aber auch Carsten Sträter, Caren Miosga oder Florian Silbereisen.

Im Studio wurde dann auf der Couch im "Wetten, dass..?"-artigen Ambiente kurz geplaudert. Und dann: Abmarsch, nächste Rubrik, nächste Gäste, nächste Einspieler.

Jürgen von der Lippe und Didi Hallervorden bürsten gegen den Strich

Den Rahmen bildeten die Abstimmungen des ARD-Publikums über "die beliebtesten Kindersendungen", die "beliebtesten 'Tatort'-Kommissare", "Welche TV-Show wünschen Sie sich zurück", "die beliebtesten Komiker", "die emotionalsten 'Sportschau'-Events" oder "die emotionalsten 'Tagesschau'-Nachrichten". Jeweils mit entsprechenden Studiogästen.

Zwei bürsteten gegen den Strich. Jürgen von der Lippe ("Geld oder Liebe") begrüßte mit "Und ich darf sogar noch 'Guten Abend, meine Damen und Herren' sagen, was die 'Tagesschau' nicht mehr darf." Didi Hallervorden, der lebenden Nonsens-Legende, wurde nicht nur das längste Interview gewährt, sondern auch die Ehre, seinen ikonischen Sketch "Palim, Palim" live zu spielen. Torsten Sträter nannte "Palim, Palim" die "sixtinische Kapelle unter den Sketchen" und natürlich ist der Sketch Kult. Er spielt im Knast, wo zwei Insassen aus Langeweile ein Verkäuferspiel spielen. Das Neue: In der Anmoderation nannte Hallervorden den Grund, warum er Knacki wurde: Weil er "Zigeunerschnitzel" gesagt hatte.

Sowohl Hallervorden als auch von der Lippe gelten als Gegner des Genderns und der "Wokeness" in der deutschen Sprache.

Kai Pflaume stichelt gegen Günther Jauch und dessen Freund Thomas Gottschalk

Apropos "nicht alles sagen dürfen". Das sagte ja auch der große Blonde vom anderen Kanal, der ja witzigerweise seine Rundfunk- und TV-Karriere im BR, also einem Mitglied der ARD, startete. Als Günther Jauch wert darauf legte, auf der Couch zwischen Iris Berben und Barbara Schöneberger zu sitzen und seine Arme kumpelhaft um deren Schultern legte, stichelte Pflaume: "Man sieht auch hier: Ein guter Freund von Thomas Gottschalk." Jauch reagierte fix, zog die Arme weg und legte die Hände auf die Knie. "Immerhin", sagte er, "auf meine eigenen."

Das mit dem Körperkontakt ist ja immer so eine Sache. Als sich zu Ehren des beliebtesten Komikers Loriot (Vicco von Bülow, 1923-2011) alle um das Original-Sofa aus seinen TV-Shows gesellten, saß Hallervorden in der Mitte. Hinter ihm stand Barbara Schöneberger und strich ihm beiden Händen zärtlich vertikal über die Brust. Wenn das mal andersrum passiert wäre ...

Später erlag Schöneberger, die als fliegender Engel eingangs der Show mit dem WM-Pokal von 1990 eingeschwebt war, den Reizen von "Dallas"-Ikone Patrick Duffy. Der ist auch schon 76, sieht aber aus "wie ein amerikanischer Präsident", sagte Schöneberger schon bei der Bussi-Bussi-Begrüßung - und zwar wie ein beliebter. Sie jedenfalls schmachtete den US-Star an. So sehr, dass es sogar Duffy mitbekam und seine Hand ostentativ auf ihr Knie legte. Und sie schaute nicht so aus, als sei ihr das zuwider.

Barbara Schöneberger schmachtet Patrick Duffy an und versagt gegen ESC-Siegerin Nicole

Im Gegenteil. Als es dann beim Thema "Eurovision Song Contest" darum ging, kurz angespielte ESC-Hits zu erkennen, blamierte sich Schöneberger, immerhin selbstbetitelte "Mutter des deutschen ESC", bis auf die Knochen. Gegnerin Nicole, 1982 als erste Deutsche bei dem ehemaligen "Grand Prix d'Eurovision" erfolgreich, siegte 3:0. Erst behauptete Schöneberger, "Waterloo" sei kein ESC-Titel gewesen (ABBA siegte damit 1974), dann riet sie "Puppet On A String" (Siegersong 1967) statt des gesuchten "Save your Kisses for me" (Siegersong 1976) und Nicoles "Ein bisschen Frieden" erkannte sie gar nicht.

Vielleicht war sie von Patrick Duffy zu sehr abgelenkt. Dem hatte sie nämlich angeboten, auf ihr Knie zu hauen, wenn er eine Antwort wisse. Auch da: Wenn das mal der Thomas gemacht hätte ...

Günther Jauch plauderte ein paar Geheimnisse aus. Etwa, dass er damals den "Piloten", die erste Testversion von "Herzblatt" moderierte. Als er dann tatsächlich die Sendung machen sollte, lehnte er dankend ab. Außerdem: Er begann damals, weil Boris Becker Wimbledon gewann, mit dem Tennisspielen. Und wegen der "Sportschau" habe es damals daheim ein "Blutbad" gegeben: Weil er seinen Bruder, der nicht "Sportschau", sondern "Daktari" gucken wollte, aussperrte, protestierte dieser - und verletzte sich an der Tür, gegen die er trommelte. Jauch: "Er blutete wie ein Schwein und ich bekam acht Wochen 'Sportschau'-Verbot."

Sarah Connor singt Kindersendungslieder

Dafür, dass Fußball so wichtig im TV-Geschäft ist, kamen die Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger (ein Satz), Lothar Matthäus (zwei Sätze) und Sepp Maier (drei Gaudi-Spüche) fast zu kurz, dafür wurden die "Tagesschau"- und "Tagesthemen"-Granden Dagmar Berghoff und Ulrich Wickert (beide 82) ausführlich gefeaturt. Und Ingo Zamperoni auch, auch wenn er kaum was sagte.

Ein bisschen Musik gab's auch. Die "Tatort"-Kommissare Jan Josef Liefers, Miroslav Nemec und Dietmar Bär gaben die "Drei 'Tatort'-Tenöre" (O-Ton Kai Pflaume) und sangen (recht holprig) "'Tatort'-Kommissar" zur Melodie von "New York, New York". Sarah Connor durfte ein Medley von Kindersendungs-Titelliedern singen (und kam damit besser zurecht, als weiland mit der deutschen Nationalhymne) und zum Schluss auch noch ihr neues Lied "Heut' ist alles gut", das nun aber gar nix mit dem Jubiläum zu tun hatte.

Und dann war's vorbei. 75 Jahre in dreieinviertel Stunden. Wenn die Jubiläumssendung zu etwas gut war, dann zum Appetit machen auf die ollen Kamellen. Gerne mal in der ARD-Mediathek reinschauen, es lohnt sich. Dort gibt es Otto, Bio, Kuli, Blacky, Heinz Schenk, Ernie & Bert, Adi Furler und "der Galopper des Jahres". Hach.

Und, als Tipp für die ARD-Macher: Macht eine Sondersendung aus Pannen, die Nachrichtensprechern passieren. Allein der kurze Zusammenschnitt war das Ausharren wert.

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