09.10.2020 von SWYRL/Sarah Kohlberger
Ein 1744 geschlossener Pakt zweier Männer hat noch heute Einfluss auf Saudi-Arabien: Die aufschlussreiche Dokumentation "Herrscher im Morgenland" rekapituliert die Geschichte eines Landes, das von Religion und Macht beherrscht wird.
Kein Alkohol, kein Tabak, keine Musik und kein Tanz - und der strikte Glaube an einen einzigen Gott: So stellte sich der Gelehrte und Prediger Muhammad Ibn Abd al-Wahhab den islamischen Glauben vor. Allerdings stieß er damit bei vielen Menschen auf Ablehnung. Erst in dem Stammesführer Muhammad Ibn Saud fand er einen Verbündeten - und schloss mit ihm 1744 einen Pakt, der die gesamte Zukunft der Arabischen Halbinsel verändern sollte: Ibn Abd al-Wahhab lieferte die religiösen Ansichten, während Ibn Saud diese im ganzen Land verbreitete. Der Wahhabismus war geboren - und damit eine der strengsten und konservativsten Auslegungen des islamischen Glaubens. Wer die Ansichten nicht teilte, galt in Ibn Abd al-Wahhabs Augen als ungläubig - und durfte bestraft oder sogar getötet werden.
In der Dokumentation "Herrscher im Morgenland" (2019), die ARTE nun erstmals im Free-TV zeigt, rekapituliert Regisseur Jens Monath mithilfe von Spielszenen und Expertenaussagen die Geschichte eines Landes, das bis heute unter dem religiösen und politischen Einfluss der zwei Männer steht: Die Nachfahren von Muhammad Ibn Saud beherrschen seit 300 Jahren das Land, und gründeten 1932 den Staat Saudi-Arabien, heute eines der reichsten Länder der Erde. Der Wahhabismus ist bis heute Staatsreligion.
Einer der wichtigsten Orte Saudi-Arabiens ist die Stadt Mekka, die bereits seit Anbeginn der Menschheit als religiöses Zentrum der islamischen Welt verehrt wurde. Heute ist Mekka der zentrale Wallfahrtsort des Islam, der jährlich zum Haddsch, der Pilgerfahrt, von rund 2,5 Millionen Menschen aufgesucht wird. Die 2019 gedrehte Dokumentation gibt Einblicke in rege Menschenmassen - wegen der weltweiten Corona-Pandemie wurde die Pilgerfahrt dieses Jahr auf wenige tausend Menschen begrenzt.