25.01.2025 von SWYRL/Rupert Sommer
Fernab von allen Film- und Serien-Klischees: Die fünfteilige Doku-Reihe, die ARTE in Erstausstrahlung zeigt, beleuchtet den nervenaufreibenden Kampf europäischer Ermittler gegen die Drogen-Clans aus Kalabrien und zeigt Einblicke in das trostlose Versteckspiel-Leben eines Ex-Mafia-Anführers.
Alles beginnt mit einem Anruf - und einem Amtshilfe-Ersuchen, das deutsche Ermittler alarmiert. Die fünfteilige neue ARTE-Dokuserie "Mafiajäger", die der Sender in Erstausstrahlung zeigt, hat einen Titel, der an Fiction-Glamour, Abenteuer und einen Hauch von verruchtem Dolce Vita denken lässt. So stark ist das Image des organisierten Verbrechens von Film und Serien geprägt. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Das zeigt diese authentische und gerade deshalb so sehenswerte Produktion eindrücklich.
Da klingelt im März 2019 im Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen erst einmal nur ein Telefon. Oliver Hurth antwortet und versucht seinen italienischen Kollegen vom ROS, der Spezialeinheit der Carabinieri, weiterzuhelfen. Es geht um ein verdächtiges Telefonat zwischen zwei Frauen aus Wuppertal und einem gesuchten 'Ndrangheta-Boss. Die Spuren weisen in eine verdächtige Richtung: Offenbar sind die Frauen als Drogenkuriere im Einsatz - und das mitten in Deutschland.
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Abegehörte Telefonate, geheime Treffpunkte
Immer wieder führen die Spuren der kalabrischen Mafia, die dort 'Ndrangheta genannt wird, nach Norden. In Deutschland konnte sie sich praktisch lautlos zu einer der mächtigsten Verbrecher-Organisationen entwickeln. Ihr Hauptgeschäft: Kokain-Deals. Jenseits der Alpen findet die 'Ndrangheta nicht nur einen großen Abnehmer-Markt, sondern auch einen Rückzugsort, um ihre kriminellen Strategien zu planen. Wegen seiner vergleichsweise laxen Gesetzgebung gilt Deutschland als eines der beliebtesten Länder für die Mafia. Die Geschäfte laufen weltweit blendend: Der Jahresumsatz mit Drogenhandel der Organisation liegt bei über 50 Milliarden Euro.
Die Dokumentation nähert sich den Machenschaften der Mafia sehr sachlich und behutsam an. Man merkt, die Macher wollen verhindern, erneut romantisierende Klischees zu verstärken. Die Regeln und Rituale der nach außen verschlossenen Gemeinschaft - geprägt unter anderem durch eiserne Schweigegebote - wirken starr und archaisch. Immer wieder erfährt man von erschütternde Grausamkeit und Skrupellosigkeit - etwa auch angesichts der Methoden, mit denen die 'Ndrangheta Kinder rekrutiert. Ziel der Ermittler ist es, die verborgenen Strukturen genauer zu durchschauen.
3000 Polizisten im gefährlichen Einsatz
Die sogenannte "Operation Eureka", eine der größten europäischen Anti-Mafia-Einsätze der Geschichte, möchte endlich Hinterleute zu fassen kriegen. Die fünfteilige Dokureihe beleuchtet die gefährliche, oft auch frustrierend kleinschrittige Arbeit europäischer Ermittler. Gleichzeitig liefert sie seltene Einblicke in das Geheimleben eines ehemaligen Mafia-Anführers, eines Aussteigers. Er spricht maskiert in die Kamera.
Die verdeckten Ermittlungen von Kommissar Oliver Huth und seines Teams legen immer mehr Netze offen, die das Drogen-Kartell in Deutschland geknüpft hat - unter anderem in einem nach außen hin unauffälligen Sportfischereibetrieb in Breckerfeld in der Nähe von Hagen. Als sie endlich genügend Hinweise gesammelt haben, schlagen die Ermittler in einer konzertierten Aktion zu - nicht nur in Deutschland, sondern an gleich mehreren europäischen Orten gleichzeitig. Und das mit rund 3.000 Polizisten!
ARTE strahlt alle fünf "Mafiajäger"-Folgen in einer Blockprogrammierung an einem Themenabend aus. Er beginnt um 20.15 Uhr, die zweite Episode startet um 21.00, weiter geht es jeweils im 45-Minuten-Abstand.