26.03.2023 von SWYRL/Rupert Sommer
Die ZDF-Dokumentation "Loriot, Otto & Co." nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise - von Heinz Erhardt bis Hazel Brugger. Schnell zeigt sich: Humor wandelt sich. Und was gestern noch frisch aussah, kann heute schon verstaubt wirken.
Vielleicht das Schönste an der neuen Dokumentation mit dem eher lieblosen Titel "Loriot, Otto & Co" ist, dass das ZDF mal wieder die Fernseharchive geöffnet hat. Echte Perlen der TV-Unterhaltung wurden entdeckt. Jedoch: Mit dem Spaß ist es naturgemäß schnell wieder vorbei, wenn sich "Humorforscher" den Launen und Lachgewohnheiten der Deutschen mit mehr oder weniger wissenschaftlichem Ernst zuwenden.
Der Dienstagabendbeitrag von Andrea Rudnick nähert sich dem Thema historisch - mit Rückblicken auf sechs Jahrzehnte Fernsehunterhaltung, für die anfänglich Künstler wie Heinz Erhardt standen. Es sind Ausflüge in eine Zeit, die rasch recht antiquiert wirkt und deren oft unsensible Zotigkeit heutzutage schnell Anstandswahrer auf den Plan rufen würde. Naturgemäß spricht man heute eine andere Sprache. Zu Wort kommt in der Dokumentation Humor-Fachpersonal wie Oliver Welke, Ilka Bessin, Hugo Egon Balder, Wolfgang Lippert und Hazel Brugger.
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Haltung bewahren - auch mitten im Irrsinn
Eher schlicht und oft zu leichtgewichtig wirken im Rückblick TV-Blödeleien, die vor allem Dieter Hallervorden und Otto Waalkes zu Publikumslieblingen machten. Und auch die Proll-Comedy der Anfangszeit des Privatfernsehens sieht oft nur noch grell aus. Die Gags von damals zünden bsiweilen nicht wirklich. Doch nicht nur im Westen wurde nicht immer geschmacksicher herumgealbert: Als bekannteste "Ulknudel" im DDR-Fernsehen galt Helga Hahnemann, die in der Erfolgssendung "Ein Kessel Buntes" ihre größte Bühne fand.
Aus heutiger Sicht besser gehalten haben sich die stark von pointierten Dialoge, gekonnt konstruierten Missverständnisse, aber auch von viel schauspielerischem Können und perfektem Timing geprägten Sketche von Loriot. Immer wieder beachtlich, wie seine TV-Partnerin Evelyn Hamann und er es schaffen, in legendären Nummern wie der Prüfung zum "Jodeldiplom" oder der übers Gesicht wandernden Nudel trotz aller Absurdität Haltung bewahren.