Die Saat - Fr. 19.07. - ARTE: 22.25 Uhr

Wenn alles richtig zu machen, nicht reicht

17.07.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Im Kinodrama von 2021 spielt Hanno Koffler einen Vater, der mit schwangerer Frau und 13-jähriger Tochter aus Geldknappheit von Berlin in die Provinz gezogen ist. Doch auch hier wird die Familie von Rechnungen, Alltagsstress und falschen Freunden erdrückt. Deprimierend und trotzdem warmherzig.

Der deutsche Film "Die Saat", preisnominiert auf vielen Kinofestivals und 2024 auch für einen Grimme-Preis, erzählt eine denkbar einfache Geschichte: Rainer (Hanno Koffler) und seine schwangere Frau Nadine (Anna Blomeier) sind aus finanziellen Gründen mit ihrer 13-jährigen Tochter Doreen (Dora Zygouri, die für die Rolle den Deutschen Schauspielpreis "Bester Nachwuchs" erhielt) von der Stadt aufs Land gezogen. Der Gentrifizierungs-Effekt lässt Teenager Doreen frustiert zurück. Ihre Freunde sind nun anderswo. Gleichzeitig schuften sich die Eltern ab, um das neue Haus zu bezahlen und zu renovieren.

Trotz ihrer Schwangerschaft arbeitet Nadine Extra-Schichten im Krankenhaus, Rainer schuftet auf der Baustelle. Dort entzieht man ihm die Position des Bauleiters, obwohl die Arbeiter ihm vertrauen und alle Rainer schätzen. Stattdessen kommt der strenge Kleemann (Andreas Döhler) als Antreiber. Rainer, der mit dem Besitzer der Baufirma (Robert Stadlober) verwandt ist, muss ins zweite Glied zurücktreten und wieder als einfacher Arbeiter schuften. Das macht sich nicht nur beim Lohn bemerkbar, es untergräbt auch Rainers Selbstwertgefühl.

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Konsequente Abstiegserzählung und warmherziger Familienfilm

Zu Teenie-Tochter Doreen hat Rainer eine enge, liebevolle Beziehung. Mit Nadine und Rainer ist es hingegen gerade etwas schwierig. Rechnungen und Mahnungen flattern ungebremst ins neue Heim der wachsenden Familie, was das Klima ziemlich belastet. Immerhin scheint Doreen in Nachbarstochter Mara (Lilith Julie Johna) eine neue Freundin gefunden zu haben. Das Mädchen aus dem schicken Eigenheim nebenan scheint aber auch eigene Abgründe in die Beziehung hereinzutragen ...

"Die Saat" ist einerseits ein - in seiner konsequenten Abstiegserzählung - ein an die Nieren gehendes Sozialdrama, gleichzeitig aber auch ein warmherziger Film über Familie und Solidarität. Geschrieben hat das Drehbuch Hauptdarsteller Hanno Koffler mit seiner Lebensgefährtin Mia Maariel Meyer ("Treppe aufwärts"), die auch Regie führte. Zuletzt war Meyer auch eine der Regisseurinnen bei Anna Wingers Netflix-Serie "Transatlantic".

Kritiken zu Meyers zweitem Langfilm lobten die realistische Milieustudie einer einfachen Familie unter Druck - und das zu Recht. Sowohl das liebevoll bemühte, aber eben auch von viel Druck gezeichnete familiäre Binnenklima als auch der Kosmos Baustelle werden überaus lebensnah und überzeugend erzählt, weshalb man bereits nach kurzer Zeit das Gefühl hat, einer realen Geschichte mit echten Menschen beizuwohnen. ARTE zeigte den 97 Minuten langen Spielfilm 2023 als deutsche Erstausstrahlung - nun wird das sehr sehenswerte Drama wiederholt.

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