17.01.2023 von SWYRL/Elisa Eberle
Die Leiche eines Zuhälters wird in einem Kölner Parkhaus gefunden. Neben dem Toten befindet sich dieselbe Spieluhr, wie an einem Tatort vor 25 Jahren. Wie hängen die beiden Fälle miteinander zusammen? Ein ungleiches Journalistenduo nimmt in dem ARD-Krimi die Ermittlungen auf.
Es gibt viele Berufsgruppen, die sich in der deutschen Fernsehgeschichte bereits als Ermittler versuchten: Man denke etwa an den Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) aus der ARD-Reihe "Nord bei Nordwest", an den Psychiater Dr. Johannes Jessen (Ulrich Noethen) aus der ZDF-Reihe "Neben der Spur" oder natürlich an den Pathologen Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) aus dem Münster-"Tatort". Im ARD-Krimi "Das Lied des toten Mädchens" (Erstausstrahlung 2021) von Felix Herzogenrath (Regie) und Anna Tebbe (Buch) ist es nun ein investigatives Journalistenduo, welches einen 25 Jahre alten Mordfall aufklärt.
Dabei ist es eher Zufall, dass sich die junge Journalistin Stefanie Schneider (Lara Mandoki) und ihr erfahrener Kollege Jan Römer (Torben Liebrecht) für den alten Fall interessieren. Eigentlich steht für sie der Mord an einem Kölner Zuhälter im Fokus. Stefanie, die aufgrund ihres Fabels für Kopfbedeckungen von allen nur "Mütze" genannt wird, hatte ihn nach einem Tipp aus ihrem Obdachlosen-Netzwerk in einem stillgelegten Parkhaus gefunden. Neben dem Toten stand eine Spieluhr, die das Schlaflied "Hush Little Baby" spielte.
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Ein Spiel mit alten Sagen
Eben dieses Lied ist es, welches Jan an einen unaufgeklärten Mordfall erinnert, über den er einst berichtete: Die Abiturientin Sonja Risse (Johanna Hens) wurde im Oktober 1995 von einem Spaziergänger tot im Wald von Wilzenberg gefunden. Neben ihrer Leiche stand eine Spieluhr, die ebenfalls "Hush Little Baby" spielte. Gibt es womöglich eine Verbindung zwischen den beiden Fällen? Und warum will die Polizei offiziell nichts von der neuen Leiche wissen, obwohl Mütze sie selbst informierte?
Auf der Suche nach Antworten reisen Mütze und Jan ins sauerländische Wilzenberg. Hier wollen sie mit der Mutter (Kerstin Römer), einem früheren Lehrer (Hans-Uwe Bauer) und den besten Freundinnen (Franziska Arndt, Nadja Becker) der Toten sprechen. Doch ohne Erfolg: Während Anne Lehmann und Rebecca Wahlert augenscheinlich nicht alle Informationen über die letzten Tage im Leben ihrer besten Freundin preisgeben, sucht Sonjas Mutter den Schuldigen in einer alten Sage: "Jeder hier weiß, dass man um diese Jahreszeit nicht auf den Wilzenberg geht", erklärt sie Jan. "Nicht jetzt, wo sich die Hexe und der Teufel jagen. Wer denen in die Quere kommt, der bezahlt mit dem Leben."
Mystische Atmosphäre
Und so ist es eine interessante Prise Grusel, die sich zur sonst profanen Krimihandlung mischt. Am Ende ist es fast enttäuschend, dass kein mystisches Wesen, sondern der allzu irdische Verfassungsschutz in die Morde verwickelt zu sein scheint. Doch sei's drum: Dank der nebligen Naturkulisse, vor welcher "Das Lied des toten Mädchens" spielt, gelingt es Regisseur Felix Herzogenrath, die mystische Atmosphäre bis zum überraschenden Finale aufrechtzuerhalten.
Für das Ensemble waren die Dreharbeiten bei Nebel, die im Herbst 2019 an den Bruchhauser Steinen stattfanden, freilich nicht ganz so erfreulich, wie der Anblick fürs Publikum im fertigen Film: "Die zunehmend schwierigen Wetterbedingungen und die Abgelegenheit mancher Drehorte waren eine wirkliche Herausforderung für das gesamte Team", erinnerte sich Hauptdarsteller Torben Liebrecht in einem Interview: "Ich habe Wärmepflaster und festes Schuhwerk sehr zu schätzen gelernt."
Der Journalist und Autor Linus Geschke, aus dessen Feder der gleichnamige Roman, auf welchem "Das Lied des toten Mädchens" basiert, stammt, zeigt sich indes sehr zufrieden mit der filmischen Umsetzung: "Seit ich Torben Liebrecht, Lara Mandoki und Kais Setti zum ersten Mal in ihren Rollen gesehen habe, kann ich mir meine eigenen Figuren nicht mehr vorstellen, ohne deren Gesichter vor Augen zu haben." Gut möglich also, dass demnächst weitere Teile der Buchreihe über Jan Römer verfilmt werden. Bislang sind vier Bände erschienen. Hauptdarstellerin Lara Mandoki ist derweil auch in einer zweiten Krimi-Reihe zu sehen: Im "Erzgebirgskrimi" mimt die inzwischen 33-Jährige die Kriminalassistentin Karina Szabo. Die Episoden sechs, "Erzgebirgskrimi - Tödliche Abrechnung", und sieben, "Erzgebirgskrimi - Ein Mord zu Weihnachten" sind derzeit in der ZDFmediathek abrufbar. Ein Ausstrahlungstermin für den achten Film unter dem Arbeitstitel "Schneekind" steht noch nicht fest.