"Lanz & Precht"

ZDF-Mann nannte Trump Faschist - im Podcast erklärt Precht, weshalb er das falsch findet

19.07.2024 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Bereits in der vergangenen Woche diskutierten Markus Lanz und Richard David Precht mit dem ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen über die US-Wahl im November. In der aktuellen Folge des Podcasts "Lanz & Precht" stellt Precht nun klar, weshalb er dem ZDF-Experten vor allem in Bezug auf Donald Trump nicht zustimmen kann.

Ist Donald Trump ein Faschist? Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington, vertrat in der vergangenen Woche im Podcast "Lanz & Precht" eine klare Meinung: "Ich persönlich sehe ihn als Faschisten an, der als autoritärer Herrscher die amerikanische Demokratie mit einer Abrissbirne zerstören will." Markus Lanz und Richard David Precht ließen diese Einordnung weitestgehend unkommentiert. Nun jedoch, eine Woche später, stellt Precht klar, dass er Theveßens Einschätzung nicht teilt.

In der aktuellen Ausgabe des ZDF-Podcasts erklärt Precht, er habe nach dem Attentat auf Donald Trump am Wochenende "viel über die USA nachgedacht". Beschäftigt habe ihn dabei auch Theveßens Äußerung. "Wir sind ja vor allem in der Rolle der Fragenden aufgetreten", räumt der TV-Philosoph ein. "Elmar hat Trump als Faschisten bezeichnet. Der steht damit ja nicht allein, das machen einige bei den Demokraten, das machen auch viele demokratische Medien." Precht selbst habe sich jedoch "gefragt, ob das so eine sinnvolle Attributierung (sic!) ist".

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Richard David Precht: "Es verharmlost den Faschismus, es verharmlost den Nationalsozialismus"

Er erklärt: "Wenn man an Faschisten denkt, denkt man an Hitler, man denkt an Franco, man denkt an Mussolini. Man denkt also an die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in erster Linie, und ich bin nicht so sicher, dass das wirklich eine passende Vokabel ist." Trumps Politik zeichne sich laut Precht vor allem durch eine "totale Rückwärtsgewandheit" aus - etwa in Bezug auf Themen wie die Globalisierung oder die Debatte um Abtreibungen. "Ich sehe das eher als einen Aufstand gegen Fortschritt und gegen Moderne, was der Faschismus mit all seinen furchtbaren Seiten nicht gewesen ist", fasst Precht zusammen.

Es sei "vielleicht nicht so sinnvoll, das Wort zu gebrauchen", gibt er hinsichtlich Trump zu bedenken. Grundsätzlich bezeichnet sich Precht als "kritisch, was so politische Kraftausdrücke anbelangt". Im Gespräch mit seinem Podcast-Partner Markus Lanz betont er: "Du erinnerst dich ja auch, dass ich es nicht gerne habe, wenn man alle AfD-Wähler als Nazis beschimpft. Und das geht für mich in die gleiche Richtung."

Das größte Problem bei der Verwendung derart drastischer Begrifflichkeiten sieht Precht in der Bagatellisierung tatsächlich rechtsextremer Ideologien. "Das Blöde daran ist: Es verharmlost den Faschismus, es verharmlost den Nationalsozialismus", glaubt der 59-Jährige. "Deswegen sollte man mit den Vokabeln vorsichtiger umgehen, weil sie die Sache nicht treffen."

Markus Lanz: "Wir neigen dazu, jemanden wie Trump unglaublich zu dämonisieren"

Markus Lanz sieht nicht nur das Vokabular in Bezug auf Donald Trump kritisch. "Wir neigen dazu, jemanden wie Trump unglaublich zu dämonisieren", moniert er im Podcast. In den Vereinigten Staaten werde der ehemalige Präsident demnach aus anderen Augen betrachtet als hierzulande: "Wenn man die Amerikaner fragt über die Trump-Jahre, dann denken die nicht unbedingt an das, was wir immer so abstoßend finden. Dann denken die nicht unbedingt an einen Mann, der eine Mauer zu Mexiko bauen wollte, der Deutschland mit fiesen Zöllen gequält hat, der die Chinesen beschimpft von morgens bis abends, der Wladimir Putin lobt ..."

Vielmehr, weiß Lanz, würden viele US-Amerikaner "bei Trump an vier erstaunlich gute Jahre" denken, in denen "die Löhne gewachsen sind, in denen das Benzin billig war und in der die Welt ein einigermaßen friedlicher Planet war insofern, dass Trump das umgesetzt hat, was er gesagt hat". Vor allem Trumps Außenpolitik sei für viele junge Wählerinnen und Wähler ein Grund, ihm die eigene Stimme zu geben. "Das hat ewas mit Gaza insbesondere zu tun, weil die sagen: 'Wir wollen das nicht mehr. Wir wollen nicht mehr, dass wir Weltpolizist sind, wir wollen uns nicht mehr überall einmischen, lass uns das bitte lassen'", erklärt Lanz. "Das ist deren Motivation, Trump gut zu finden. Das heißt, diese Trump-Nostalgie ist mehr als ein gefühltes Phänomen."

Trump habe "offensichtlich sehr vielen US-Amerikanern aus dem Herzen gesprochen und sich ihnen als Identifikationsfigur angeboten", ergänzt Precht und resümiert: "Das hat wohl offensichtlich viel breiter geklappt, als wir uns das hier aus guten Gründen vorstellen können."

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