"Wilsberg - Achtsam bis tödlich" - Sa. 08.02. - ZDF: 20.15 Uhr

Auf der Suche nach dem (Un)Sinn des Lebens

31.01.2025 von SWYRL/Susanne Bald

Zwei Morde, die auf den ersten Blick nichts verbindet, führen zu einem "Life Balance Retreat" vor den Toren Münsters. Während Privatschnüffler Wilsberg dort auf Mördersuche geht, sucht sein Kumpel Ekki nach dem Sinn des Lebens. Launiger 85. Fall der ZDF-Krimireihe, die 2025 ihren 30. Geburtstag feiert.

Zwei höchst unterschiedliche Mordfälle, und alle Fäden laufen in einem Selbstfindungs-Retreat zusammen, in dem sich zufällig gerade Ekki (Oliver Korittke), der beste Freund des westfälischen Privatschnüfflers Georg Wilsberg (Leonard Lansink), aufhält: "Achtsam bis tödlich" (Buch: Markus B. Altmeyer, Regie: Britta Keils), der 85. Fall der der launigen Krimireihe "Wilsberg" dürfte nicht nur, aber vor allem eingefleischten Fans ziemlich gut gefallen. Zu sehen ist er zur gewohnten Sendezeit am Samstagabend sowie eine Woche vorab in der ZDF Mediathek.

Apropos westfälisch und launig: Der Humor des Westfalen sei "hintergründig, versteckt, schmunzelnd, pfiffig", heißt es im Beschreibungstext zu dem Buch "Kleine Lektion über westfälischen Humor". Er sei dem angelsächsischen Humor verwandt und rücke "die kleinen und großen menschlichen Schwächen schalkhaft ins Licht". Eine gute Beschreibung der Reihe und der Figur Wilsberg. Der so besungene Humor jedenfalls findet sich selbst in den von anderen Drehbuchautoren verfassten Episoden. Wenngleich in den vergangenen Jahren vermehrt der nachlassende Biss und die fehlende Originalität der frühen Episoden der Reihe kritisiert oder bedauert wurden.

Beides kann man nicht bestreiten. Allerdings: Hauptdarsteller Leonard Lansink ist mittlerweile 69, die Krimireihe gerade 30 Jahre alt geworden. Sind Alterserscheinungen da nicht normal? Und es ist doch auch so wie mit realen Freunden: Die Fans sind mit "Wilsberg" älter geworden. Man will es gemütlich und nett miteinander haben. Kleinere Aussetzer, Mehrfach-Erzählungen und aufgewärmte Witze machen die Vertrautheit unter alten Freunden doch auch aus. Und dazwischen blitzen in der Regel immer wieder echte Überraschungen hervor. Die nach wie vor hohen Einschaltquoten, selbst bei "Wilsberg"-Wiederholungen, geben den Machern ohnehin Recht. Und auch bei der neuen Folge "Achtsam bis tödlich" lohnt sich das Einschalten.

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"Ich habe irgendwie den Sinn verloren"

Dreh- und Angelpunkt ist das vor den Toren Münsters gelegene "Life Balance Retreat" des jungen Aussteiger-Pärchens Lena (Lena Schmidtke) und Linus (Gustav Schmidt). Dort liefern Wilsberg und Anwältin Tessa (Patricia Meeden) ihren völlig ausgebrannten Freund Ekki ab, nachdem ihn sein unberechenbarer Chef Grabowski (Vittorio Alfieri) zuvor unter anderem als "auch eher so der Regionalzug unter den Finanzbeamten" tituliert hatte und selbst Wilsbergs selbst zubereitetes "glückliches Iberico-Schwein aus dem Münsterland" ihn nicht aufmuntern konnte: "Ich habe irgendwie den Sinn verloren."

"Du bist mit deinen Gefühlen hier nie allen", erklärt Lena Ekki nach seiner Ankunft. "Wir helfen uns hier alle gegenseitig", ergänzt Linus bedeutungsvoll. "Ich glaub, der Aufenthalt hier wird mir richtig guttun", lächelt Ekki, der zuvor noch so tat, als müsse er ins Gefängnis. Da ahnt er allerdings noch nicht, dass er sich seine Unterkunft ausgerechnet mit seiner obsessiv eifersüchtigen Exfreundin Silke (Nadja Becker) teilen soll. Wilsberg würde Ekki ja wieder abholen, doch dem kommt ein Mord dazwischen, da muss man Prioritäten setzen.

Das Opfer ist der Anwalt Bertram von Winterberg (Daniel Drewes), ein Kollege Tessas, und ausgerechnet sie gerät bei Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) unter dringenden Tatverdacht. Logisch, dass Wilsberg das schleunigst widerlegen und den wahren Mörder finden will.

Alle Wegen führen zum Retreat

Den wahren Mörder sucht auch der im Gegensatz zu Ekki voll motivierte Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky): "Chef, ich bin so voller Energie, das können Sie sich gar nicht vorstellen!"), tönt er, die Energie geht allerdings in einem anderen Fall. Er arbeitet neuerdings ehrenamtlich als Philosophie-Dozent im Gefängnis, wo er auf den jungen David trifft. Den Mord an seiner Freundin Ronja bestreitet der so überzeugend, dass Overbeck, ja, richtig gehört, ihm helfen will. Und schon bald kommen alle Fäden im ach so friedlichen Hippie-Retreat zusammen.

Denn nicht nur hatte auch der ermordete Anwalt dort vor einer Weile eingecheckt. David und Ronja waren zur selben Zeit dort, hier geschah auch der Mord. Mehr noch: Winterberg hatte David danach vertreten. Allerdings nicht besonders gut, sollte er wirklich unschuldig sein. Absicht oder Versagen? Und was hat Ingo Bundschuh (Tom Beck), der fast schon cartoonhaft schnöselige Chef der Kanzlei, zu verbergen? Als Overbeck ihm Arroganz vorwirft, erwidert er süffisant: "Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz - ein Zitat." "Schopenhauer", bestätigt Overbeck stolz. "Brigitte Bardot", korrigiert die ob dieser doppelten männlichen Selbstüberschätzung resignierte Anna beide.

Bei der Prämisse von "Achtsam bis tödlich" hätte man durchaus eine klamaukige "Wilsberg"-Folge erwarten können, schließlich bietet das gerne als wokes Hipster-Gedöns für Besserverdiener verlachte Thema Achtsamkeit, Resilienz und Sinnsuche genug Angriffsfläche. Umso erfreulicher und wohltuender, dass das nicht passiert. Manches wird auf die Schippe genommen, einzelne Punkte entlarvt, alles in Frage gestellt aber nicht.

Besonders amüsant und fast schon rührend zu beobachten ist in diesem Film Ekkis Entwicklung, die ihren humoristischen Höhepunkt in einer nicht ganz jugend- und drogenfreien Kündigungsnachricht an Chef Grabwoski findet. Nur eine der vielen kleinen Überraschungen, die der alte Freund "Wilsberg" für seine treuen Freunde bereithält.

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