30.05.2025 von SWYRL
Ex-Ministerin Annalena Baerbock empfiehlt ihrem Nachfolger die Fortführung der "feministischen Außenpolitik". Das sagte die Grünen-Politikerin als Gast der "Carolin Kebekus Show" im Ersten. Für erheiternde Einblicke sorgte im Anschluss eine "Wahrheit oder Pflicht"-Einlage.
Ein Musterbeispiel in journalistischer Distanz gibt Carolin Kebekus in der aktuellen Ausgabe ihrer ARD-Show nicht ab. "Wir duzen uns, ich sag' Annalena", begrüßt sie ihren Polit-Gast. Ihre Sympathien verhehlt sie kaum. Aber: Kebekus ist natürlich auch keine Journalistin, sondern Komikerin, und Annalena Baerbock ist immerhin kein Regierungsmitglied mehr, sondern nurmehr noch Außenministerin a.D. Da findet sich Zeit, mit der "Carolin Kebekus Show" auch mal eine Unterhaltungssendung zu besuchen - zum allerersten Mal, "jedenfalls in den letzten dreieinhalb Jahren", wie die Grünen-Politikerin erklärt.
Ob es eine Entschleunigung "von 100 auf 0" gewesen sei, das Ministeramt abzugeben, will die Gastgeberin wissen. Baerbock erwidert, sie habe sich eigentlich gefreut: "Jetzt kannst du mal wieder Mutter sein, ich bin dann pünktlich zum Abendbrot zu Hause - und dann: nix da!" Durch das Drama um die im ersten Wahlgang gescheiterte Kanzlerwahl habe alles "ein bisschen länger gedauert".
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Annalena Baerbock empfiehlt ihrem Nachfolger Fortführung der "feministischen Außenpolitik"
Kebekus hakt nach, ob Baerbock danach nicht doch in ein Loch gefallen sei, so ganz ohne Verantwortung für internationale Krisenherde. "Ich habe meinen Job doch sehr gerne gemacht", bestätigt ihr Gast. Nach der verlorenen Bundestagswahl sei ihr bewusst geworden: "Ein anderes Kapitel wird aufgeschlagen." Sie habe "viel reflektiert, und Wehmut war auch dabei". Als schwierig habe sie aber vor allem "die Hängepartie" zwischen Wahlabend und Amtsübergabe empfunden: "Da bist du nur noch so halb Außenministerin, aber die Welt steht nicht still."
Angesprochen auf ihr Leitbild der feministischen Außenpolitik, hat Baerbock eine Botschaft "an all die Kritiker" dieses "Trigger-Begriffs": "Das war mein Lieblingsthema, weil es weltweit dazu geführt, dass ich die beste Vernetzung hatte." Es sei nämlich keineswegs so, "wie man sich manchmal in Deutschland einbildet, dass wir uns mit Gleichstellungspolitik beschäftigen, und andere tun es nicht".
In der Mongolei zum Beispiel sei gerade eine Frauen-Quote fürs Parlament eingeführt worden. "Das Feministische-Außenpolitik-Network ist eigentlich das effizienteste Netzwerk", behauptet Baerbock, weil es weltumspannend sei. Deshalb könne sie ihrem Nachfolger Johann Wadephul "auch machtpolitisch" nur empfehlen, es fortzuführen.
"Wir könnten Christian Lindner anrufen und fragen, wie seine Elternzeit so geht"
Zum Abschluss ihres Besuchs spielt Baerbock "Vereinte Aktionen" - eine "Wahrheit oder Pflicht"-Variation in Anspielung auf ihren neuen Job als Präsidentin der UN-Vollversammlung. Kebekus stellt gemeine Fragen wie diese: "Lieber jeden Tag essen, was Markus Söder isst, oder trinken, was Wolfgang Kubicki trinkt?" Schlagfertige Antwort: "Wenn man beides tut, ist man nicht ganz so betrunken."
"Lieber die Grünen raus aus dem Bundestag oder Werder Bremen raus aus der Bundesliga?" Da zieht der bekennende Werder-Fan den Pflicht-Joker "Robert Habeck anrufen". Doch der Ex-Vizekanzler geht bei Facetime nicht ran. Kebekus kommt eine gute Alternative in den Sinn: "Wir könnten Christian Lindner anrufen und fragen, wie seine Elternzeit so geht." Großer Jubel im Studio. Als Baerbock den Kontakt des Ex-Finanzministers auf dem Handy sucht, blickt ihr die Moderatorin kritisch über die Schulter: "Viel hast du ja nicht mit dem kommuniziert." Auch dieser Anrufversuch scheitert: "Jetzt ist's abgebrochen." Kebekus: "Vielleicht hat er dich geblockt."
Nächste Frage, nichts für Freunde feinsinnigen Humors: "Lieber Alice Weidel nach einem Tampon fragen oder einfach laufen lassen?" Da lässt sich Baerbock statt einer Antwort lieber ein Lkw-Tattoo auf den Unterarm kleben. Später macht die ehemalige Trampolinspringerin noch sehr gekonnt einen Handstand im Studio und bewegt die Lippen, während Carolin Kebekus den Sinatra-Klassiker "New York, New York" schmettert. Womöglich stimmt es ja auch: Wenn Baerbock es dort schafft, dann schafft sie es überall.