Das war's ... jetzt wohl wirklich: Das sind die Musik-Highlights der Woche

Sie war schon immer eine der etwas lauteren Künstlerinnen der Schlagerbranche, nicht nur aufgrund ihrer Stimmgewalt - eine, die sich nicht alles gefallen lässt. Nach über drei Jahrzehnten im Musikgeschäft hat Michelle genug vom "Flutlicht"-Leben, und ihr offiziell letztes Album ist ein echtes Statement. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Howard Carpendale und Star-DJ Felix Jaehn, der mit Sophie Ellis-Bextor im Studio war.

"Das war's ...": Mit diesen zwei Worten aus einem Social-Media-Post jagte Michelle ihren Fans 2022 einen ordentlichen Schrecken ein. Viele fürchteten das bevorstehende Ende ihrer Karriere. Die Sache entpuppte sich wenig später dann als (ziemlich plumper) Marketing-Gag, als die Sängerin den Titel ihres Jubiläums-Albums "30 Jahre Michelle: Das war's ... noch nicht!" vorstellte. Nicht das erste Mal, dass die Schlager-Diva mit Abschiedsgedanken spielte, man denke etwa an das Album "Goodbye Michelle" von 2009. Aber jetzt ist es anders, jetzt meint sie's scheinbar wirklich ernst. "Flutlicht" soll ihr letztes Album sein, eine finale Tour ist für 2026 geplant.

Vieles war schön, aber vieles war auch ziemlich schrecklich. Michelle hat zwischen gesundheitlichen Problemen und Privatinsolvenz manches schwere Tief hinter sich, haderte in der Vergangenheit immer wieder mit den Schattenseiten des Musikgeschäfts und ihres Star-Daseins. Insofern könnte dieses Abschiedsalbum, das sie zusammen mit ihrem Partner Eric Philippi schrieb, kaum besser zu ihr passen. Statt einfach nur "Danke" zu sagen, freundlich zu winken und alles Negative verkniffen wegzulächeln, nutzt die 52-Jährige diese 16 Songs auch für eine Aufarbeitung ihres Lebens - und ein Stück weit als Abrechnung.

Schon die erste Vorab-Single "Flutlicht" kam erstaunlich unbequem daher, Michelle sang von Verlogenheit und vom Steinewerfen im Glashaus. "Manchmal verfluch ich's hier im Flutlicht / Weil das Drama kein Ende nimmt". Weitere Titel handeln von süßer Rache, vom Scheitern und vom "letzten Gang", aber auch von großen Träumen und wahrer Liebe. Und dann ist da noch "Gespräch mit Gott", eine wirklich beeindruckende Schlagerpop-Ballade, mit der Michelle einen Suizidversuch aus dem Jahr 2004 verarbeitet. Ein absoluter Tiefpunkt in ihrem Leben, aber auch den hat sie überstanden. "Ich bleibe eine Kämpferin."

Im Herbst 2023 erklärte Howard Carpendale mehrfach, nach "Let's Do It Again" keine weiteren neuen Alben mehr aufnehmen zu wollen. Ein Dreivierteljahr später: doch wieder eine brandneue Veröffentlichung mit frischem Liedgut. Aber, würde der charmante Südafrikaner vielleicht entgegnen, kein richtiges neues Album! Nur eine "massiv erweiterte" Nochmal-Version von "Let's Do It Again" mit mehreren neuen Liedern. Also: "Let's Do It Again, Again!"

Nachgereichte Update-Versionen bereits veröffentlichter Alben (bei Carpendale heißt es "Second Edition") sind inzwischen ein beliebtes Mittel in der Schlagerbranche, Roland Kaiser und Beatrice Egli etwa haben es zuletzt ganz ähnlich gemacht. Und immerhin, der Mehrwert ist auch bei Howard Carpendale nicht wegzudiskutieren. Neben den 16 regulären Titeln des Original-Albums enthält die Sonderedition sieben zusätzliche Tracks - darunter mehrere stimmungsvolle Live-Aufnahmen aus der Münchner Olympiahalle. Egal also, ob Kalkül, künstlerische Notwendigkeit oder Fan-Service dahinterstecken: kann man so schon gelten lassen. Und wenn es nach den Fans geht, könnte ihr "Howie" bestimmt alle paar Monate aufs Neue kein neues Album veröffentlichen. Let's Do It Again, Again, Again, Again ..!

Aufstrebenden jungen Sängerinnen, die gerne nach ganz oben wollen, den perfekten Dance-Beat auf den Leib schneidern: Nach diesem Muster konnte Felix Jaehn in den letzten Jahren schon manchen Hit landen (zum Beispiel die Neuauflage des Chaka-Khans-Klassikers "Ain't Nobody" mit Jasmine Thompson). Über zehn Milliarden Streams, 20 Millionen verkaufte Tonträger, zahllose Platin-Auszeichnungen: Inzwischen gehört Felix Jaehn, 29, gebürtig aus Hamburg, zu den erfolgreichsten DJs der Welt. Für eine neue Single hat er sich nun auch wieder eine richtig gute Sängerin ins Studio geholt. Ganz jung ist die allerdings nicht mehr, und ganz oben war sie schon vor vielen Jahren: Sophie Ellis-Bextor.

Viele werden sich noch an Sophie Ellis-Bextor erinnern, nicht nur weil sie einen so schönen Namen hat. Mit "Murder On The Dancefloor" landete die Londonerin 2001 einen weltweiten Hit; zuletzt erlebte der schillernde Disco-Dance-Track dank des Soundtracks zum Film "Saltburn" (und dank TikTok) ein kleines Revival. Vielleicht hat Felix Jaehn auch deshalb gerade jetzt bei Ellis-Bextor (inzwischen 45) angeklopft.

"Ready For Your Love" heißt die gemeinsame Single von Felix Jaehn und Sophie Ellis-Bextor. Er liefert einen hypnotisch pulsierenden Dance-Pop-Track mit starkem Beat und sommerlichen Vibes, sie singt vom Mond und von den Sternen und von Berührungen, so leidenschaftlich und aufregend, dass es sie fast zerreißt ("Ready for your touch, it's tearing me apart"). Wer also noch etwas für die perfekte Beachhouse-Party-Playlist sucht: Das hier könnte gut passen.