01.11.2024 von SWYRL/Eric Leimann
Für seine große Reportage "ProSieben THEMA. Forrest Trump - Amerika vor der Schicksalswahl" am Vorabend der US-Wahl reiste Thilo Mischke dreimal für längere Zeit durch die USA. Seine Berichte vom ziemlich breit gewordenen Rand der Gesellschaft erschüttern - und werfen Fragen auf.
Was ist übrig geblieben vom amerikanischen Traum - will Reporter Thilo Mischke in seiner abendfüllenden Reportage "ProSieben THEMA. Forrest Trump - Amerika vor der Schicksalswahl" wissen. Sie fußt auf drei längeren USA-Reisen, die in den letzten Monaten stattfanden. Am Vorabend der amerikanischen Präsidentschaftswahl zeigt der Film eine Reise quer durch die USA - zu Fuß und joggend wie Forrest Gump, aber natürlich wird durch die Staaten auch gefahren und geflogen. Mischke besucht vor allem die Ränder der Gesellschaft. Den Grenzzaun nach Mexiko, wo er mit Geflüchteten spricht. Gentrifizierte Schwarze in Austin, Texas, die sich einen eigenen Staat wünschen, in dem sie dem allgegenwärtigen Rassismus entfliehen können. Eine mutige Ärztin, die Abtreibungen vornimmt, was nach dem Urteil des Supreme Courts in mittlerweile 15 Bundesstaaten verboten ist.
Es geht um das so gut wie nicht vorhandene Gesundheitssystem und um Obdachlosigkeit. Die Statistik besagt: 59 Prozent der Amerikaner sind nur einen "Paycheck" von der Obdachlosigkeit entfernt. Mit dem "Skid Row Running Club" durchquert Thilo Mischke mit einer Homeless-Laufgruppe sieben Kilometer Obdachlosen-Revier in Los Angeles. In den amerikanischen Südstaaten trifft er ebenfalls auf bizarre Szenarien und Menschen. Man begegnet einer Familie um die Zehnjährige Autumn, die als Waffen-Influencerin auf YouTube aktiv ist oder versackt - ganz wörtlich - im Schlamm eines Redneck-Raves. Auf diesem Festival wird deutlich, das viele hier auf dem Land mit Politik nichts zu tun haben wollen. Es geht darum, Bier zu trinken, mit Autos durch den Schlamm zu fahren, um Sex und Country-Rap. Dass man hier eher Trump wählt, wenn überhaupt, bleibt eine durchs Publikum nicht bestätigte These.
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Thilo Mischke vs. rechte Influencer
Ganz anders ist es auf einer Wahlkampfveranstaltung des Ex-Präsidenten, auf die sich das deutsche Team als Touristen einschleicht - sonst hätte es wohl keine Akkreditierung gegeben. Kritische Medien sind hier unerwünscht.
Das letzte Drittel der bis 23 Uhr laufenden Doku gehört dann der konkreten politischen Auseinandersetzung. Auf einem Uni-Campus sieht man, wie der rechte Influencer Charlie Kirk um die Gen Z kämpft. Mischke besucht Wahlkämpfer beider Partein und jene Orte, wo sie sich beide begegnen. Dem rechten Influencer Gavin McInnes begegnet Ex-DDR-Bewohner Mischke durchaus kritisch - und die Stimmung zwischen den beiden ist nicht allzu gut. Überhaupt geht es gegen Ende darum, wie Donald Trump und sein Team die USA umbauen wollen, wenn die am Abend nach diesem Film vielleicht doch den Sieg davontragen. Das ominöse "Project 2025" wird dabei erklärt - der Plan eines erzkonservativen Think-Thanks das Land des Unabhängigkeitskrieges und der Freiheitsstatue in ein autoritäres System umzubauen.