"Delicious" auf Netflix

"Eat the Rich" in der Provence: Nichts als Heuchelei mit Fahri Yardim

06.03.2025 von SWYRL/Andreas Fischer

Ein mysteriöses Zimmermädchen schleicht sich in das vermeintliche Bilderbuchleben einer Wohlstandsfamilie ein und will in "Delicious" auch mal auf ihre Kosten kommen.

Da sitzt die reiche deutsche Familie in einem schönen großen Auto und wird durch Marseille chauffiert. Die Stadt ist in Aufruhr, es wird demonstriert, es gibt Krawall und Rauchbomben. Mutter Esther (Valerie Pachner), Papa John (Fahri Yardim) und ihre Kinder Philipp (Caspar Hoffmann) und Alba (Naila Schuberth) beobachten die Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit aus dem Innenraum der Limousine, quasi aus einem Aquarium heraus. Und dann geht's ab in die Luxusvilla in der Provence ("Riecht ihr den Lavendel?"), so richtig schön Urlaub machen. Plakativer als "Delicious" (ab 7. März bei Netflix) kann man einen Filmn, der sich als gesellschaftskritisch verkaufen will, kaum beginnen.

Es herrscht also Klassenkampf bei Netflix. Das Sujet ist gerade ziemlich en vogue. Filme und Serien wie "Triangel of Sadness", "Parasite", "Saltburn" oder die HBO-Serie "The White Lotus" kommen beim Publikum an. In ihrem Regiedebüt arbeitet sich auch Schauspielerin Nele Mueller-Stöfen, leider ziemlich vorhersehbar, am Gefälle zwischen Arm und Reich ab, ganz nach dem Motto "Eat the Rich".

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Die Rache der Unterschicht

Essen müssen aber erst mal die reichen Urlauber. Auf dem Rückweg vom Restaurant kommt es zu einem Unfall. Das Zimmermädchen Teodora (Carla Díaz) sitzt danach verletzt am Straßenrand. Eine blöde Situation, zumal John ein Gläschen zu viel getrunken hat. Die Familie versorgt Teodora in ihrer Villa und stellt sie kurzerhand als Urlaubshilfe an: Sie darf, quasi als Wiedergutmachung, den Dreck wegräumen.

Was Esther und John nicht wissen: Der Unfall war vorgetäuscht, die Verletzung simuliert. Die ganze Sache ist ein abgekartetes Spiel einer Gruppe von jungen Leuten aus der Unterschicht, die jene reichen Eliten systematisch ausnehmen, für die sie den ganzen Tag schuften. Sie wollen auch etwas vom Paradies, das die Reichen besetzt haben (und pinkeln den Schnöseln aus Rache auch mal in die Wasserflasche).

Zeit der Monster

Teodora hat ihre eigene Agenda, unterwandert die Familie, spinnt Intrigen. Sie hat leichtes Spiel dabei: Es ist nämlich vieles im Argen bei den Reichen. An Geld mangelt es nicht, an vielem anderen schon. Mama hängt die ganze Zeit am Handy, um wichtige Geschäftsdinge zu regeln, Papa ist sexuell frustriert, und die Kinder sind zwar wohlerzogen, aber vernachlässigt. Geld und Erfolg machen eben noch keine funktionierende Familie.

Es ist zwar vieles schön anzusehen, aber alles wenig überraschend im Film von Nele Mueller-Stöfen. So stört es auch kaum, dass an dieser Stelle nicht mehr über den Inhalt verraten werden darf. Das hat sich Netflix zusichern lassen. Nur so viel: Der Film steuert auf einen unbeholfenen Höhepunkt zu, den Teodora ihrer reichen Chefin vorher angekündigt hat: "Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren. Es ist die Zeit der Monster."

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