Trailer zu "Seneca"

John Malkovich und "Seneca": Der Charakterkopf als Philosoph und Nervensäge

22.03.2023 von SWYRL

Die Rolle wirkt für ihn eigentlich wie maßgeschneidert: John Malkovich, bekannt als einer der charismatischsten Schauspieler Hollywoods, verkörpert in "Seneca" einen großen römischen Philosophen im Angesicht des Todes.

"Niemand hat das Schicksal so emporgehoben, dass es sich ihm nicht ebenso oft in seiner bedrohlichen Gestalt gezeigt hätte wie in seiner Gunst. Traue nicht dieser Windstille: Ein Augenblick genügt, um das Meer aufzuwühlen." - So sprach Seneca der Jüngere in seinen "Briefen an Lucilius" vom Tod, der jeden zu jeder Zeit und überall heimsuchen könne. Große Herrscher ebenso wie große Denker, die Geschichte von Seneca selbst hat es auf denkwürdige Art gezeigt. Im Jahr 65 nach Christus nahm sich der Philosoph auf Geheiß von Kaiser Nero das Leben. Robert Schwentke erzählt von diesen letzten Tagen Senecas in einer Tragikomödie mit Star-Besetzung.

Schwentke ist seit vielen Jahren schon bestens vernetzt in der internationalen Filmwelt. Unter anderem inszenierte er das Drama "Die Frau des Zeitreisenden" (2009) mit Rachel McAdams und Eric Bana sowie die Actionkomödie "R.E.D. - Älter, Härter, Besser" (2010) mit Bruce Willis, Morgan Freeman, Helen Mirren und John Malkovich. Für "Seneca" arbeitete der Regisseur und Autor nun erneut mit Charakterkopf Malkovich, der ohnehin nicht mehr als eine Toga braucht, um wie ein alter römischer Geistesmensch auszusehen; auf der Darstellerliste stehen unter anderem auch Louis Hofmann ("Dark"), Lilith Stangenberg, Samuel Finzi und Geraldine Chaplin. Schwentke inszeniert seinen Seneca mit fatalistischem Witz, zeichnet ihn aber darüber hinaus auch als widersprüchliche Persönlichkeit.

Seneca ist heute vor allem als Philosoph bekannt, daneben war er aber auch Staatsmann. Als Senator mit großem Redegeschick wurde Seneca zu einem der mächtigsten und reichsten Männer des antiken Roms. Darüber hinaus, auch das wird bei heutigen Erwähnungen Senecas immer hervorgehoben, war er außerdem der Lehrer von Nero, einem der berüchtigtsten Herrscher der römischen Geschichte.

Seneca (Malkovich) versucht, Nero (Tom Xander) seit dessen Geburt die wichtigsten Tugenden mit auf den Weg zu geben, um ihn so zu einem besseren Menschen zu machen. Doch während der Alte von Milde, Zurückhaltung und Verzicht predigt, träumt der Junge von ausschweifenden Festen und dem Ausspielen seiner Macht. Irgendwann hat Nero genug von der alten Nervensäge Seneca. Er blafft seinen Mentor im Film an, er solle "das Maul halten". Später lässt er ihm dann sein Todesurteil überbringen: Seneca hat bis zum nächsten Morgen Zeit, um sich selbst zu töten.

Seneca war Anhänger der Stoa (daher rührt der heutige Begriff "stoisch"), und so gehörte es zu seinem philosophischen Grundverständnis, selbst den Tod hinzunehmen ohne mit der Wimper zu zucken - verhindern kann man ihn ja sowieso nicht. Im Angesicht seines nahenden Endes läuft der spitzzüngige Redner im Film noch einmal zur großen Form auf. Aber ganz kalt lässt ihn die Sache dann doch nicht. Wann sollte er als Denker sich selbst die ganz großen Fragen stellen, wenn nicht jetzt?

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