"Kein einfacher Mord" - Mi. 11.01. - ARD: 20.15 Uhr

Und plötzlich sind sie Täter

08.01.2023 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Aus Notwehr erschlägt Nina einen Mann. Statt die Polizei zu rufen, verheimlicht sie mit der Hilfe ihres Partners die Tat. Was im TV-Film "Kein einfacher Mord" folgt, ist ein - vor allem für das Publikum - kaum erträgliches Versteckspiel vor der Polizei.

Wer häufig Krimis schaut, weiß: Einen Mord zu vertuschen, ist selten eine gute Idee. Dass der neue "FilmMittwoch im Ersten" nicht einmal von einem Mord, sondern von reiner Notwehr handelt, macht die Idee sogar noch blöder - und ganz nebenbei den Titel, "Kein einfacher Mord", aus juristischer Sicht fehlerhaft.

Rechtliche Haarspaltereien beiseite: Die Geschichte, der "Tatort"-Regisseur Sebastian Ko und Drehbuchautor Stefan Rogall knapp 90 freud- und witzlose Minuten widmen, könnte innerhalb weniger Augenblicke auserzählt sein - hätte auch nur einmal jemand Tim (Tyler Worbs), den Sohn der Protagonisten, konsultiert. Der nämlich entpuppt sich kurz vor Schluss mit einem einzelnen Satz als klügste Figur des Films: "Man kann sich doch entschuldigen, wenn man etwas Schlimmes getan hat."

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Unsympathische "Helden"

Leider sind Nina (Laura Tonke) und Paul Lieberstein (Felix Klare) mit deutlich weniger Vernunft gesegnet als ihr Kind. Die Torheit des bereits getrennten Paares gipfelt in dem Vorhaben, den Tod von Tims Hockeytrainer Viktor (Sebastian Becker) zu vertuschen. Letzteren hat Nina erschlagen - aus Gegenwehr. Denn Viktor, seines Zeichens ein heiß begehrter Junggeselle unter den Müttern der Hockey-Mannschaft, hat versucht, Nina nach einem gemeinsamen Abendessen in seiner Wohnung zu vergewaltigen. Zufälligerweise hat Ninas durch Tablettensucht in Ungnade gefallener Ehemann Paul das Geschehen vom Fenster aus beobachtet und ist sofort zur Stelle, um die Spuren zu beseitigen. Die berechtigten Einwände seiner Frau, doch lieber einfach die Polizei zu rufen, lässt Paul dabei nicht gelten.

"Natürlich sind wir schnell auf der Seite des Paares, weil wir uns mit ihnen identifizieren und uns die gleichen Ängste umtreiben", glaubt Grimme-Preisträger Rogall ("Polizeiruf: 110: Kleine Frau"). Tatsächlich jedoch fällt es schwer, Nina und Paul auch nur irgendetwas Positives abzugewinnen. Ganz im Gegenteil: Das Familiendrama leidet nicht zuletzt unter der Selbstgerechtigkeit und schieren Ignoranz der beiden Hauptcharaktere. Es nervt, Paul und Nina dabei zuzusehen, wie sie mit plumper Lügerei den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und dabei auch nicht davor zurückschrecken, Unbeteiligten Leid zuzufügen. Schade - so macht Krimi wahrhaftig keinen Spaß.

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