"Backgroundcheck: Was kosten uns die Reichen?"

Kritik an Beitrag über "Superreiche" hält an - ZDF will Abläufe "auf den Prüfstand stellen"

28.11.2024 von SWYRL

Christian Lindner beschwerte sich über die Bildauswahl, eine FDP-nahe Lobbygruppe hat nun ein fünfseitiges Beschwerdeschreiben eingereicht: Der "Backgroundcheck: Was kosten uns die Reichen?" der ZDFheute-Redaktion hat viel Kritik ausgelöst. Der Sender äußert sich auf Nachfrage selbstkritisch.

"Deutschland ist ein reiches Land. Verdammt reich. Und trotzdem fehlt es überall an Geld." So leitet der ZDF-Redakteur Oliver Klein einen "Backgroundcheck" ein, der seit Tagen für Verstimmung in Teilen von Politik und Wirtschaft sorgt. Zunächst hatte FDP-Chef Christian Lindner darüber geklagt, dass der gut 18-minütige Film durch eine Fotocollage beworben wurde, die ihn selbst und eine Luxusjacht zeigt - obwohl er für den Beitrag nicht interviewt wurde. "Das ist kein Journalismus, das ist Aktionismus. Mit Geld der Gebührenzahler", wetterte der entlassene Finanzminister bei X.

Auf dem X-Account von ZDFheute war danach zu lesen: "Sie haben Recht mir Ihrer Kritik an dem Bild. Sie kommen kurz zu Wort in dem Beitrag, die Fotoauswahl erschließt sich dadurch aber nicht. Wir haben das Bild deswegen ausgetauscht und prüfen die Kritik am Gesamtbeitrag."

Kritik am "Gesamtbeitrag" kommt auch von einer Organisation, die im Video als Mitverursacher für Steuerungerechtigkeit im Land angegriffen wird. In "Kapitel 4: Die Lobby der Superreichen" heißt es über die politische Interessenvertretung "Die Familienunternehmer", sie habe eine "ganz groß angelegte Kampagne gegen die Vermögenssteuer" angestrengt. Und weiter: "Lobby und Politik arbeiten oft erschrecken eng zusammen."

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"Angesichts von rasant zunehmenden Fake News eine Katastrophe"

Wie die "FAZ" berichtet, hat Marie-Christine Ostermann, die Präsidentin der FDP-nahen Lobbygruppe, einen fünfseitigen Beschwerdebrief an die Geschäftsleitung des ZDF geschickt, inklusive des Intendanten Norbert Himmler. Darin würden laut "FAZ" verschiedene Versäumnisse aufgeführt, etwa das Fehlen von Belegen sowie von Vergleichszahlen zur Einordnung, eine Vermischung der Begriffe Vermögen und Einkommen sowie eine fehlende Unterscheidung zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften. "Angesichts von rasant zunehmenden Fakenews" seien diese journalistischen Mängel "eine Katastrophe".

Wie das ZDF auf Anfrage der Agentur teleschau versichert, setzt sich der Sender mit den Vorwürfen intensiv auseinander. So habe die ZDFheute-Redaktion auf die Beschwerde des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner "zeitnah reagiert und mitgeteilt, dass sie die Kritik an der Fotoauswahl nachvollziehen kann. Christian Lindner kommt in dem Beitrag kurz zu Wort, die Fotoauswahl erschließt sich dadurch aber nicht. Das Bild wurde deswegen ausgetauscht."

Weiter heißt es in der Stellungnahme: "Die inhaltliche Kritik hat die Redaktion in einem eigenen Beitrag aufgegriffen und Tobias Hentze vom Institut der deutschen Wirtschaft zu Aspekten dieses komplexen Themas befragt, die in dem ursprünglichen Video zu kurz kommen." Gleichzeitig nehme das ZDF "die Kritik zum Anlass, um die Redaktionsabläufe innerhalb der Chefredaktion zu Fakten- und Backgroundchecks intern und extern auf den Prüfstand zu stellen, damit sie dem journalistischen Qualitätsanspruch des ZDF entsprechen".

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