01.11.2024 von SWYRL/Hans Czerny
Überfüllte Boote auf dem Mittelmeer, tausende Ankömmlinge an Europas Außengrenzen haben die EU dazu veranlasst, Milliarden an afrikanische Länder zu überweisen, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Doch nun landen Emigranten in der Wüste, sie werden dort einfach von Schlepperbanden ausgesetzt.
In Nordafrika werden immer wieder Flüchtlinge, die nach Europa wollen, verschleppt und in der Wüste zurückgelassen. Dass das mit Wissen der Europäischen Union geschieht, belegen Recherchen des BR mit internationalen Medienpartnern. Bereits im Sommer 2023 fanden libysche Grenztruppen Menschen in der Wüste, die dort ohne Trinkwasser von tunesischen Auftraggebern unter Todesgefahren einfach ausgesetzt wurden. Zuvor hatte die EU Tunesien 105 Millionen Euro für den Grenzschutz zugesichert. Auch Mauretanien und Marokko sollten bei der Begrenzung der Zuwanderung helfen.
In der "ARD Story: Ausgesetzt in der Wüste - Europas tödliche Flüchtlingspolitik", ein Film von Philipp Grüll und Erik Häußler, wird jedoch anhand von Videos und vertraulichen Dokumenten sowie in Gesprächen mit Polizisten, EU-Beamten und Diplomaten ein brutales System dokumentiert, unter dem tausende Menschen leiden. So wurden Flüchtlinge, die nach Tunesien gelangt waren und sich bereits auf einem Schiff nach Europa befanden, zurückgebracht und ohne Wasser und Brot in der Wüste ausgesetzt - in ständiger Angst vor den tunesischen Behörden ausgesetzt.
Das Ziel, die afrikanische Migration bereits vor der Mittelmeerküste zu stoppen, verursache "enormes menschliches Leid, das in der europäischen Öffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtet geblieben ist", so die Autoren über die in dem Film dokumentierten unfassbaren Zustände.