30.09.2021 von SWYRL/Maximilian Haase
Ein Klassiker in Krimis: Ein Unternehmer wird ermordet, sein Testament verschwindet - die Familie gerät unter Verdacht. "Ein starkes Team" geht der Sache im neuen Film "Sterben auf Probe" auf den Grund.
Seit 1994 ermittelt Florian Martens nun schon als Kriminalhauptkommissar Otto Garber in Berlin - meist samt Strickmütze, grimmigem Blick und trockenem Humor. Krücken trug er in der beliebten Reihe "Ein starkes Team" bislang aber eher selten. Im neuen Fall humpelt er jedenfalls mit Stützhilfen durch Berlin - der Beruf (ob Schauspieler oder Kommissar sei dahingestellt) scheint eben bisweilen hart zu sein. "Sportverletzung", begründet er seine Lage. Trotz Einschränkungen gibt der Ermittler mit Herz und Schnauze wieder mal den Rächer der Enterbten, diesmal sozusagen wortwörtlich: In "Sterben auf Probe" - als 85. Folge sogar ein kleines Jubiläum - geht es in ganz klassischer Krimimanier um einen getöteten Familienvater, seines Zeichens reicher Unternehmer, um dessen Erbe gekämpft wird.
Alles beginnt mit einem Firmenausflug des Ermittlerteams - doch statt zur Ausstellung zu den "Kelten in Deutschland", wie von Reddemann (Arnfried Lerche) gewünscht, geht es ins Wettbüro zum Pferderennen. Egal, sagt der Chef, es geht ja ums gemeinsame Erleben. Und schon wird das Team zum neuen Fall gerufen - mitten ins wohlhabende Villenviertel. Bernhard Paulsen (Peter Meinhardt) ist tot, unmissverständlich wird sein Ableben dem Zuschauer gezeigt. Zuvor hatte der alte Patriarch gerade seinen Nachlass regen wollen und daher Kinder und Frau Erika (Leslie Malton) zusammengerufen. "Es kann ja nicht schaden, wenn vorher alle wissen, was sie zu erwarten haben", erklärt die Ehefrau, die ebenso wie die Sprösslinge dem Lehrbuch für Millionärs-Familien entsprungen scheint. Nun jedenfalls ist der Vater respektive Ehemann tot - und das Testament verschwunden.
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Habgier als Motiv?
Schnell wird klar: Das Familienoberhaupt wurde vergiftet. Ebenso klar scheint für Garber und Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) das Motiv: Es muss sich um einen Mord aus Habgier handeln, der Alte hatte schließlich eine Menge Schotter, Immobilien und dergleichen mehr weiterzugeben. Wie das Erben genau funktioniert, erklärt praktischerweise der irgendwie dubiose Anwalt der Familie. Schon immer lernte man beim "starken Team" dazu. Einfacher wird das komplexe Familiengeflecht dadurch nicht, denn jeder scheint einen Grund zu haben, mehr vom Kuchen zu wollen.
Das Familienunternehmen, die Spedition Paulsen, wird von Sabine (Lisa Marie Janke) geleitet - die allerdings ist "nur" die Tochter aus Erikas erster Ehe. Derweil muss Sohn Jens (Jan Krauter) ziemlichen Groll hegen, ging er doch bei der Weitergabe des Geschäfts leer aus. Und dann wäre da noch Nesthäkchen Bernhard (Peter Meinhardt), der aufgrund seines Drogenproblems einst von seinem Alten aus der Villa geschmissen wurde, während ihm Frau Mama unter der Hand weiter Geld zuschob. Man sieht: Die emotionalen Verstrickungen sind undurchsichtig, die Demütigungen und Brutalitäten zahlreich. Und dann gibt es zu allem Überfluss noch eine weitere Leiche. Hatte Paulsen einen unehelichen Sohn? Kommt die Bedrohung doch von außen?
Das Krimi-Rezept der beliebten Reihe bleibt auch im zwar klischeereichen, aber unterhaltsamen neuen Fall gleich: Gehörige Kritik am Erbschaftssystem und dem Weitergeben des Reichtums in wohlhabenden Familien schwingt selbstredend immer mit ("Was macht man in einfachen Kreisen? Einfach nur sterben"), genauso wie der obligatorische Humor - etwa wenn Reitlehrerin Dr. Simkeit (Eva Sixt) keck mit Kommissar Otto flirtet und von ihrem gleichnamigen "Vollblut" Otto berichtet. Zwischen Toten und großem Familiendrama findet sich eben immer ein lockerer Kommentar. Ja, liebenswert bleibt "Ein starkes Team" auch nach 85 Episoden noch.