31.10.2024 von SWYRL/Luisa Paulin
Die dreiteilige Dokuserie "Terra Xplore: Essen - mehr als nur satt?" fokussiert eine unserer alltäglichsten Aktivitäten: unsere Ernährung. Wie kann Essen uns helfen, glücklicher zu werden und Gemeinschaft zu bilden, wie können Gesundheitswahn und ein rigider Körperkult zu einem zerstörerischen Kampf gegen sich selbst führen?
"Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme", sagt Biologin Jasmina Neudecker zu Beginn der ersten von drei Folgen von "Terra Xplore: Essen - mehr als nur satt?" (bereits in der ZDFmediathek). Doch was genau bedeutet dieses "mehr"? Die Dokureihe hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema Essen zu entmystifizieren, und legt dabei einen großen Fokus auf die Rolle, die die Psyche beim Essen spielt. Auf der einen Seite kann uns Gemeinschaft beim Essen positiv beeinflussen, denn ob man alleine, mit der Familie, Freunden oder Partnern isst, macht einen großen Unterschied für das Wohlbefinden, wie auch für die Verdauung. Doch der Beitrag zeigt auch: In einer Gesellschaft mit strikten, nicht unbedingt gesunden Körperidealen, wird Essen für viele auch zu einer extremen psychischen und physischen Belastung. Dazu kommt, dass Ernährung immer mehr eine Frage von Identität wird und immer strengeren, angeblichen gesunden Trends folgen soll, wie No-Carb, Paleo oder Intervallfasten, um nur zwei Beispiele zu nennen.
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"Wie ein Drogenabhängiger habe ich meinen nächsten Zuckerschuss geplant"
Um Klarheit zu schaffen, setzt Neudecker sowohl die aktuelle Wissenschaft, Einzelschicksale, als auch Experimente an einen Tisch und schafft es in insgesamt 90 Minuten die vielfältigen, wie auch kontroversen und teilweise tabuisierten Aspekte von Ernährung zu illustrieren. Ein Highlight sind hierbei die persönlichen Gespräche, wie beispielsweise mit Model und Influencerin Tanja, die aufgrund einer Essstörung zwischenzeitlich 245 Kilogramm wog: "Wie ein Drogenabhängiger seine Drogen braucht, habe ich auch meinen nächsten Zuckerschuss geplant", sagt sie nun. Mithin sehr persönliche Gespräche wie dieses erden die wissenschaftliche Sendung und geben ihr einen roten Faden.
Essen ist mehr als nur "gesund" oder "schlecht"
Natürlich schafft es die Dokumentation in ihrer begrenzten Laufzeit nicht, in alle Themen mit großer Tiefe einzusteigen, aber sie liefert viele wertvolle Denkanstöße, die in eine angespannte Beziehung zu Essen etwas Entspannung und Klarheit bringen können. Sie setzt der polarisierten Wahrnehmung von Nahrungsmitteln als "gut und gesund" oder "schlecht und schambehaftet" die unbedingt notwendigen und wissenschaftlich fundierten Nuancen entgegen. Damit ist diese Doku-Serie wärmstens zu empfehlen, mit verschiedenen, produktiven Ansätzen für den alltäglichen Umgang mit Ernährung. Denn essen muss am Ende des Tages jeder, doch ob es ein Kampf oder ein Genuss ist, das muss man bewusst selbst entscheiden.