30.07.2023 von SWYRL/Marina Birner
Vielen Landwirten geht es derzeit ähnlich: Strukturwandel, steigende Kosten, Schulden und das Konsumverhalten der Menschen fordern seit Jahren ihren Tribut. Reporterin Elisa Luzius berichtet von Hofsterben, bewegenden Schicksalen und Familien am Existenzlimit: Wenn der Beruf zum Albtraum wird ...
Sie ist nicht nur als Reporterin mittendrin, sondern auch als Schwester: Elisa Luzius erlebt täglich, wie ihr Bruder Ansgar auf dem Hof der Familie schuftet, um den Lebensunterhalt zu sichern - was in diesen Zeiten schwer ist. Es bleibt nicht nur wenig Zeit für seine Familie, sondern auch wenig Geld. Neben den Milchkühen kümmert er sich um einen neuen Betriebszweig: Legehennen. Noch teilt er sich die Verantwortung und die Arbeit mit Tante und Onkel. Doch das wird sich in diesem Frühjahr schnell ändern ... - dann steht für Ansgar eine zukunftsweisende Entscheidung an: Tritt er die Hofnachfolge an? Die "Rabiat"-Reportage "Ackern oder aufgeben: Bauernhöfe vor dem Aus?", die erstmals im Ersten gezeigt wird, blickt hinter die Kulissen eines ebenso traditionsreichen wie wichtigen wirtschaftlichen Sektors in Zeiten des Umschwunges.
In den vergangenen knapp 50 Jahren ist die Zahl der Bauernhöfe kontinuierlich zurückgegangen: Gab es um die Jahrtausendwende noch rund 450.000 Bauernhöfe, so sind es heute nur noch gut 260.000. Viehhändler werden beispielsweise alle zwei bis drei Wochen auf einen Hof in Ober- oder Unterbayern gerufen, um Kühe nach einer Betriebsauflösung abzuholen. Teure Auflagen machen den Bauern das Leben schwer und zwingen sie in die Knie. So auch Niklas' Vater. Dieser sah in der Tretmühle zwischen Arbeitsüberlastung und Schulden keinen Ausweg mehr und nahm sich das Leben. Tragische Schicksale wie diese sind keine Einzelfälle. Reporterin Elisa Luzius geht diesem sensiblen Thema auf den Grund: Wie konnte es so weit kommen? Und was treibt Niklas an, trotzdem am Betrieb festzuhalten?
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Landwirte am Existenzlimit
Schließlich sind es oft die kleinen Familienbetriebe, die der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Konsumverhalten der Menschen zum Opfer fallen. Zwar ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft an sich ein natürliches Phänomen, aber sinkende Preise erhöhen laut "Bundesinformationszentrum Landwirtschaft" automatisch den Wachstumsdruck. Das betrifft vor allem stagnierende oder gar sinkende Erzeugerpreise für Produkte wie Getreide, Milch oder Fleisch. Größere Betriebe können in der Regel mit einer Aufstockung der Viehbestände oder einer Flächenerweiterung reagieren. Kleinere scheitern massenhaft an fehlendem Kapital und zu hohen Krediten für solche Veränderungen.
Schweinebauer Simon Donhauser aus der Oberpfalz hat genau damit zu kämpfen: Nach der Übernahme des Familienbetriebs häufen sich die Schulden für den Umbau des Stalls. Schließlich treten bald neue gesetzliche Regelungen die Schweinezucht betreffend in Kraft. Der Familienvater hadert mit seinen Möglichkeiten: Welche Zukunft hat die Landwirtschaft für ihn noch? Der Film skizziert die Auswirkungen gesellschaftlichen Wandels auf den Sektor und zeigt, worunter viele Landwirte und Landwirtinnen leiden.