29.01.2025 von SWYRL/Jonas Decker
"Babygirl", "Paddington in Peru" und das monumentale Drama "Der Brutalist", mit dem Adrien Brody über 20 Jahre nach "Der Pianist" seinen zweiten Oscar gewinnen könnte: Das sind die Kino-Neustarts am 31. Januar.
Ein gefeierter jüdischer Musiker im Angesicht des Nazi-Terrors: Als Wladyslaw Szpilman feierte Adrien Brody 2002 den bislang mit Abstand größten Erfolg seiner Karriere. Der US-Schauspieler mit polnisch-ungarischen Wurzeln war damals mit "Der Pianist" (Regie: Roman Polański) für zahlreiche große Filmpreise nominiert und gewann unter anderem einen Oscar als bester Hauptdarsteller. Über 20 Jahre später gibt es nun einen zweiten Film, den man mittelfristig als "definierend" für Brodys Karriere ansehen dürfte: "Der Brutalist". Wieder ist es eine (in diesem Fall fiktionale) Geschichte über einen Juden in der Weltkriegszeit, der irgendwie mit dem Leben davonkommt.
Außerdem neu im Kino: "Babygirl" erzählt mit Nicole Kidman in einer Hauptrolle von einer Geschäftsfrau, die sich auf eine Affäre mit einem deutlich jüngeren Mann einlässt, und in "Paddington in Peru" begibt sich der knuddelige Bär mit dem blauen Mantel auf eine abenteuerliche Reise in seine Heimat.
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Der Brutalist
Wladyslaw Spzilman bibbert, zittert und kriecht in "Der Pianist" über zwei Stunden lang durch das von Nazis belagerte Warschau - nie sicher, ob er die nächste Stunde oder den nächsten Tag noch erlebt. László Tóth hingegen, Adrien Brodys Figur in "Der Brutalist", hat das Schlimmste schon hinter sich. Als Holocaust-Überlebender emigriert er 1947 nach Amerika, um neu anzufangen. Der Film von Regisseur Brady Corbet, der gemeinsam mit seiner Partnerin Mona Fastvold auch das Drehbuch schrieb, startet insofern mit einem kleinen Happy End, als der Protagonist überhaupt noch lebt.
Doch der entwurzelte László, der seine Frau (später eine tragende Rolle: Felicity Jones) bei seiner Abreise aus Europa zurücklassen musste, hat schwere Zeiten vor sich. Erniedrigung, Ausgrenzung, der Kampf mit inneren Dämonen - es geht auf der anderen Seite des Atlantiks nicht mehr auf die gleiche Weise um Leben und Tod wie in Ungarn, aber es werden doch brutale Jahre.
Nach seiner Ankunft in Amerika kommt Lászlo zunächst bei einem Cousin in Pennsylvania unter - es geht nur für eine kurze Weile gut. Lászlo landet er auf der Straße. Aus der Not heraus nimmt er kleine Jobs als Hilfsarbeiter auf dem Bau an. Und kommt dann auf Umwegen doch wieder seiner eigentlichen Berufung näher: Lászlo ist eigentlich Architekt, genoss am Dessauer Bauhaus eine gute Ausbildung. Sein Spezialgebiet ist der modern-minimalistische Brutalismus, daher auch der Filmtitel. Eines Tages eröffnet sich für Lászlo unverhofft die Möglichkeit, im Auftrag des Tycoons Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) ein monumentales Denkmal zu erreichten. Es wäre für den leidgeprüften Architekten, der in der neuen Heimat lange ein Fremder bleibt, eine Chance, wirklich wieder sein Glück zu finden. Wenn er nicht an diesem gigantischen Auftrag zerbricht oder an sich selbst scheitert.
"Der Brutalist" gehörte zuletzt zu den meist beachteten Produktionen der internationalen Filmbranche und räumte bereits zahlreiche große Preise ab - ein mitreißendes Kino-Erlebnis, urteilen viele, das man ähnlich wie damals "Der Pianist" nicht wieder vergisst. Nach dem Silbernen Löwen in Venedig (Beste Regie) wurde das Drama zuletzt auch bei den Golden Globes mehrfach ausgezeichnet (Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Bester Film). Zudem ist "Der Brutalist" für zehn Oscars nominiert. Adrien Brody könnte zum zweiten Mal in seiner Karriere in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" gewinnen.
Babygirl
Die Dreharbeiten so heiß, dass Hauptdarstellerin Nicole Kidman es kaum noch aushielt und zwischendurch unterbrechen musste: Die Meldung ging vor ein paar Monaten natürlich sofort viral. Das Zusammenspiel mit Co-Star Harris Dickinson für "Babygirl" habe sie so erregt, dass es schon wieder unangenehm gewesen sei, erzählte Kidman in einem Interview mit der "Sun". Die Produzenten des Erotikthrillers, von dem sonst wohl nur ein recht kleines Publikum überhaupt Notiz genommen hätte, ließen derweil wahrscheinlich schon die Korken knallen - bessere Werbung kann man sich ja kaum wünschen. Jetzt sieht das Kinopublikum, was wirklich dahintersteckt.
Sinnliche Szenen sind für Nicole Kidman an sich nichts Neues, schließlich drehte sie einst mit "Eyes Wide Shut" (an der Seite von Tom Cruise, inszeniert von Stanley Kubrick) einen der bekanntesten A-Erotikfilme aller Zeiten. Anders als 1999 leistet die 57-Jährige mit "Babygirl" aber auch noch ein bisschen Pionierarbeit. Eine "reifere" Frau, die mit einem deutlich jüngeren Mann intim wird - das ist im sonst so offenen und liberalen Hollywood nach wie vor ein Tabu.
Die dazugehörige Geschichte, erdacht, in Drehbuch-Form gebracht und inszeniert von der Niederländerin Halina Reijn: "Babygirl" handelt von der Geschäftsfrau Romy (Kidman), die in New York ihr eigenes Robotikunternehmen führt. Im Beruf sehr erfolgreich, bleibt im Privaten und insbesondere in der Ehe mit Jacob (Antonio Banderas) aber doch mancher Wunsch unerfüllt - vor allem im Bett. Als Romy auf den rebellischen jungen Praktikanten Samuel (Dickinson) trifft, starten die beiden eine leidenschaftliche Affäre. Bei der Kritik kam diese Special-Interest-Erzählung zwischen Lust und Machtspielchen zuletzt schon ziemlich gut an. In Venedig wurde Nicole Kidman mit dem Coppa-Volpi-Preis als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet, darüber hinaus war sie auch für einen Golden Globe nominiert.
Paddington in Peru
Klar ist das Kommerz. Natürlich ist das ein Paradebeispiel dafür, wie die moderne Filmindustrie immer wieder bewährte Geschichten herausholt und wiederverwertet, statt neuen Ideen eine Chance zu geben. Aber wenn dann da dieses knuffige Kerlchen steht mit der großen roten Haube, blauem Dufflecoat, Reisekoffer und dem freundlichsten Lächeln, das man sich vorstellen kann - wer mag da noch böse sein? Eben. Paddington ist wieder da, und für alle Fans von kuscheliger Wohlfühl-Unterhaltung bedeutet das einen der obersten Kino-Pflichttermine 2025.
Immerhin, ganz so ausgeleiert wie manch anderes Popcorn-Franchise ist die "Paddington"-Kinoreihe, die auf den Kinderbüchern des 2017 verstorbenen Autoren Michael Bond basiert, noch nicht. Zwei Filme gab es bislang, 2014 und 2017, gemeinsam spielten sie etwa 600 Millionen Dollar ein. Der erste handelte davon, wie Paddington Bär aus dem Dschungel von Peru zu Familie Brown nach London kam. Im zweiten unternahm Paddington alles, um zum 100. Geburtstag seiner Tante Lucy ein passendes Geschenk zu finden (was ihn zwischenzeitlich sogar ins Gefängnis brachte). Im dritten Teil, bei dem Douglas Wilson erstmals anstelle von Paul King auf dem Regiestuhl saß (Drehbuch: Mark Burton, Jon Foster, James Lamout), führt der Weg nun dorthin zurück, wo der pelzige Publikumsliebling einst herkam.
Ein "unvergesslicher Urlaub" soll es werden: Im neuen Film fliegt Paddington Bär (wieder synchronisiert von Elyas M'Barek) mit Familie Brown nach Peru, um Tante Lucy im Bären-Seniorenheim zu besuchen. Aber als die Reisenden dort ankommen, oh Schreck, ist Tante Lucy nicht mehr da - verschwunden irgendwo im riesengroßen Amazonas-Regenwald! Also machen Paddington und Co. sich auf die Suche. Es ist der Beginn eines neuen Abenteuers mit viel bäriger Action, neuen Weggefährten (in einer Nebenrolle: Antonio Banderas) und natürlich auch wieder viel britischem Humor.
Nette Geschichte am Rande, von wegen britischer Humor: Für die Dreharbeiten wurde Paddington Bär vom britischen Innenministerium, wo offensichtlich auch viele Fans arbeiten, ein vollwertiger Pass mit allem Drum und Dran ausgestellt. Damit ist der Bär, der einst als Flüchtling nach England kam und dessen ungeklärter Aufenthaltsstatus immer wieder Thema in den Geschichten von Autor Michael Bond war, jetzt quasi offiziell britischer Staatsbürger.