"Steirergeld" - Di. 02.07. - ARD: 20.45 Uhr

Alle machen Jagd auf einen Banker

30.06.2024 von SWYRL/Wilfried Geldner

Im achten "Landkrimi" aus der Steiermark, den die ARD nun wiederholt, ermitteln Bergmann (Hary Prinz) und Sulmtaler (Anna Unterberger) nach einem Raubüberfall auf einen Privatbanker. Dessen "Schneeballsystem" ist gerade zusammengebrochen - und die Wut entsprechend groß im Örtchen Murbruck.

Vom Privatbankier Rudi Stiegler (Gottfried Breitfuß) lebte ganz Murbruck. Nicht nur, dass es gute Zinsen bei ihm gab - er kümmerte sich auch um Kinderspielplätze, um Parkanlagen und - als Sponsor - vor allem um den örtlichen Eishockeyclub. Den subventionierte er mit vielen Millionen. Doch jetzt ist Stiegler pleite, noch am Abend der Offenlegung wird er von Einbrechern in seinem Haus überfallen und stirbt. Als mögliche Täter machen die Grazer LKA-Beamten Bergmann (Hary Prinz) und Sulmtaler (Anna Unterberger) in "Steirergeld", dem achten Steiermark-Fall der "Landkrimi"-Reihe, praktisch sämtliche Murbrucker aus, die bei der Privatbank höhere Geldbeträge im Schließfach hatten. Das Erste wiederholt den Film von 2022 nun zur Primetime.

Vor allem die Vorstandsvorsitzenden des Eishockeyvereins, denen Stiegler manche Summe überließ, sind verdächtig. Aber auch Handwerker wie der Installateur Möttl (Reinhard Nowak), der nun wegen Kreditüberziehung seine Leute entlassen muss, obwohl sie schon "dem Vater" die Treue gehalten hatten. Und selbst die Bürgermeisterin, zugleich Wirtin des Ortes, kommt in Betracht. Nun muss sie nicht nur auf die geplante Kunst am Bau verzichten, auch die ganze Großbaustelle geht den Bach hinunter.

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Schmaler Grat zwischen Opfern und Tätern

Wolfgang und Maria Murnberger (Buch und Regie) deklinieren hier das ganze Elend durch, das so eine betrügerische Bankpleite mit sich bringen kann. Kurze Flashbacks blenden auf das Vorleben des ach so großzügigen Rudi Stiegler zurück, der offensichtlich bei Adele Spitzeder, der Münchner Erfinderin des Schneeballsystems, in die Lehre ging. "Was ist Geld?", so sinniert er einmal kühn. "Real sind es ein paar Münzen in der Hand, für die man sich eine Leberkässemmel kaufen kann." Alles andere aber sei doch nur Papier, und wahrscheinlich könne auch die Weltbank einmal pleitegehen, "aber die prüft keiner".

Die hohe Zahl der betrogenen Murbrucker bringt es mit sich, dass die Story mit Fortdauer etwas beschwerlich wird. Den mitreißenden Schwung der simultan gedrehten Vorfolge "Steirerstern" (Humtata gegen Rockmusik) hat sie jedenfalls nicht. Dafür funktioniert das ironische Zusammenspiel zwischen Hary Prinz und Anna Unterberger wieder wie geschmiert. Sie wird von ihm bis hart an die Bettkante als erotischer Maulwurf gegen einen nachlässigen Buchprüfer eingesetzt, worauf er vor Eifersucht fast zerplatzt.

Dass der arme Kommissar allerdings auch noch mit seiner Exfrau und jetzigen Chefin Nicole (Bettina Mittendorfer) flirten und über deren Fische im Aquarium reden muss, mag tragikomisch sein. Es dehnt den Fall aber nicht wenig ins Längliche.

Doch, dass es "ein schmaler Grat zwischen Opfern und Tätern" sei, wie Hary Prinz anlässlich einer 2.000 Leute-Vorpremiere am Drehort Hartberg in der Steiermark erläuterte, das bringen sie allesamt von vorn bis hinten rüber. O-Ton Prinz, noch mal: "Aber es sind alle Menschen, und ihnen ist nichts Menschliches fremd." Österreichischer Realismus eben, von dem wir uns durchaus die eine oder andere Scheibe abschneiden könnten. Selbst ein 25-köpfiges Ensemble hat da jederzeit viel Leben.

Bisher liefen zehn steirische "Landkrimis" in der ARD, der letzte im September 2023. Nummer elf und zwölf hat Wolfgang Murnberger bereits abgedreht, die Ausstrahlungstermine stehen aktuell noch nicht fest.

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