"Feelings"

Jan Ullrich über "Teufelszeug" Alkohol: "Hat mich fast mein Leben gekostet"

04.07.2024 von SWYRL

"Der Fahrradmann" zu Gast bei Kurt Krömer - doch um den Sport an sich ging es im Podcast "Feelings" nur am Rande. Stattdessen nutzte Jan Ullrich die Gelegenheit, einmal mehr Tabula Rasa mit seiner Alkoholvergangenheit zu machen. Außerdem holte der Ex-Radprofi zur Medienschelte aus.

"Ich weiß alles über dich", scherzte Kurt Krömer in der neuen Ausgabe seines Podcasts "Feelings" über seinen Gast. Schließlich hatte der Moderator zwei Dokus über Jan Ullrich gesehen. "Die in der ARD war leider langweilig. Ich dachte, das ist ein Standbild", scherzte Krömer. "Der Kameramann lebte, aber es war anscheinend ein sehr alter Kameramann." Mehr berührt habe ihn indes die Produktion des Streamers Prime Video, die vor allem den Fall des einstigen Sporthelden beleuchtete. "Das war mein Jakobsweg. Da habe ich aufgeräumt", bestätigte Ullrich.

Er habe sich lange in der Abwehrhaltung verkrochen, seine Verfehlungen weggeschoben und Barrieren aufgebaut, erklärte der 50-Jährige. Das habe dazu geführt, dass er während des Drehs an Panikattacken gelitten habe. Heute sei das anders: "Ich bin froh, dass der Rucksack leichter geworden ist." Lange habe Ullrich gedacht, er könne alles alleine schaffen - aus "falschem Stolz", wie er heute weiß. "Alkohol ist dieses Teufelszeug, das kurz betäubt", erinnerte er sich. Doch der Griff zur Flasche habe das "innerliche Auffressen" nur beschleunigt.

Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Kokain und Whiskey: Jan Ullrich warnt vor "absoluter Teufelsmische"

Nach dem Ende seiner Karriere 2006 habe sich ein "schleichender Prozess" eingestellt, beschrieb Ullrich in der Rückschau: "Wein wurde zum Hobby." Noch schneller habe sich die Abwärtsspirale gedreht, als er 2018 auf Mallorca auf Whiskey umgestiegen sei: "Das hat noch mehr geballert." Doch damit nicht genug: Der Ex-Radprofi konsumierte zusätzlich Kokain, was eine "absolute Teufelsmische" ergab. In der Rückschau bilanzierte Jan Ullrich: "Das hat mich fast mein Leben gekostet."

Diese Schilderungen animierten auch Kurt Krömer, über seine Alkoholvergangenheit zu berichten. "Ich habe mich geschämt für meine Eskapaden", dachte der Komiker zurück, der seit 14 Jahren trocken ist. Doch es habe eine Zeit gegeben, da habe er "fünf, sechs Bier vor einem Auftritt" getrunken. Vor seinem Durchbruch habe er finanzielle Probleme und private Sorgen im Alkohol ertränkt. Es habe sich "die große Frage gestellt, ob ich nur lustig war, weil ich betrunken war", so Krömer. Diese Befürchtung habe sich später allerdings nicht bestätigt.

Jan Ullrich holt zur Medienkritik aus: "Das wird von oben geschürt"

Wie ernst die Lage bei Jan Ullrich war, erkannte er erst viele Jahre später. "Ich hätte es keine zwei, drei Wochen länger machen können", stellte er im Gespräch mit Krömer klar. Auch die Beziehung mit seiner damaligen Frau zerbrach an seinen Alkoholproblemen. Zwischen dem Dreh und der Veröffentlichung der Dokumentation bei Prime Video habe er "Schiss gehabt", räumte Jan Ullrich ein: "Ich wollte nicht meine großen Siege schmälern." Gleichzeitig habe er sich erklären wollen - auch über seine Dopingvergangenheit ("War für mich eine Chancengleichheit").

Ein Problem, dass gefallene Sporthelden wie er selbst oder Boris Becker in der Öffentlichkeit so kritisch gesehen werden, machte Ullrich an anderer Stelle aus: "Die Wurzel liegt im deutschen Journalismus." Beim Aufstieg eines Sportlers würden die Medien Profit schlagen und im Anschluss sei "die Fallhöhe brutal hoch", kritisierte er. Ullrich zeigte sich überzeugt: "Das wird von oben geschürt." Denn von "meinen Fans und so vielen Leuten" habe er "sofort" Verständnis für seine Beichte bekommen.

Trotz der harten Zeit sei er heute weitgehend im Reinen mit sich, versicherte Ullrich: "Ich bin ruhiger geworden und bin in meiner Mitte." Außerdem fügte er hinzu: "Ich fühle mich reich, weil ich alles gemacht hab. Ich war ganz oben, ganz unten. Es gibt fast nichts, was ich nicht schon ausgelotet habe."

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL