"Shootingstars - Deutschlands neue Fußballgeneration"

"Die Hübscheste"?: Giulia Gwinn macht in ARD-Porträt vor der Frauen-EM deutliche Ansage

27.06.2025 von SWYRL/Gianluca Reucher

In der ARD-Doku "Shootingstars" geben Giulia Gwinn, Jule Brand und Sjoeke Nüsken vor der anstehenden Europameisterschaft in der Schweiz exklusive Einblicke in ihr Leben als Profifußballerinnen und die damit verbundenen Herausforderungen. Vor allem DFB-Kapitänin Giulia Gwinn wählt deutliche Worte.

Wenn am 2. Juli die Frauen-EM 2025 in der Schweiz an den Start geht, werden zahlreiche Augen auf sie gerichtet sein: Giulia Gwinn (25), Jule Brand (22) und Sjoeke Nüsken (24) stehen für die nächste Generation der deutschen Nationalmannschaft, die nach der Final-Niederlage bei der EM 2022 gegen England nun endlich wieder den Pokal in die Höhe stemmen will.

In der ARD-Doku "Shootingstars" (am Mittwoch, 2. Juli um 23.15 Uhr im Ersten und bereits jetzt in der ARD-Mediathek zu sehen) haben die drei jungen Spielerinnen exklusive Einblicke in ihr Leben als Fußballprofi gewährt. Dabei reden sie über ihren Weg bis zur anstehenden Europameisterschaft sowie über Rückschläge, Druck und die Herausforderungen, die sie als junge Frauen meistern mussten, um so weit zu kommen.

Von Männern nicht ernst genommen werden, Reduzierungen aufs Äußere - insbesondere Giulia Gwinn, die wohl bekannteste DFB-Akteurin, kann davon ganze Lieder singen. In dem Film von Inka Blumensaat hat die Kapitänin der Nationalelf nun Klartext gesprochen.

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Giulia Gwinn erzählt von unangenehmem Moment: "Ich wurde nicht einmal nach meinem Namen gefragt"

"Das war ein Riesen-Boom für den Frauen-Fußball allgemein, aber auch in Deutschland. Wir haben, glaube ich, nachhaltig was bewegt in Deutschland", blickt Giulia Gwinn auf die starke EM 2022 zurück, bei der die DFB-Elf erst in der Verlängerung des Finales mit 1:2 von England geschlagen wurde. Nach der Enttäuschung ob des verpassten Titels überwiegt inzwischen längst der Stolz. Der Stolz vor allem auch darauf, dass der Frauen-Fußball seit dem Turnier mehr und mehr an Popularität gewinnt. Denn dass es leider keine Selbstverständlichkeit ist, dass Frauen im Fußball akzeptiert werden, weiß Gwinn nur zu gut ...

So erzählt die 25-Jährige in der ARD-Doku von ihren Anfängen im Fußball, dem Kicken im Garten mit ihren Brüdern - und einer unangenehmen Situation beim Probetraining in ihrem Heimatverein am Bodensee: "Alle Kinder standen auf der Liste und bei mir - ich war das einzige Mädchen - stand nicht mal mein Name. Ich wurde nicht einmal nach meinem Namen gefragt, sondern da stand einfach nur 'das Mädchen'." Schon für die kleine Giulia damals "ein Schlag ins Gesicht", erinnert sie sich zurück.

Nach dem Probetraining sei schnell klar gewesen, dass ihr Name wohl doch noch von Interesse sein könnte. "Ich habe mir da dann meinen Namen gemacht", so Gwinn. Doch auch heute noch geraten immer mal wieder Oberflächlichkeiten in den Fokus. Bezüglich einer einstigen stark polarisierenden "Bild"-Schlagzeile, in der Gwinn lediglich als "die Hübscheste" betitelt wurde, nachdem sie von Ex-DFB-Kapitänin Alexandra Popp so genannt worden war, wird die Rechtsverteidigerin im ARD-Film deutlich: "Darum geht es mir nicht. Natürlich bin ich auch jung, eine Frau und mache gerne meine Haare schön und schminke mich auch mal. Aber viel wichtiger ist mir das, was auf dem Platz passiert."

Da sei es ihr auch egal, "wenn mir in einem Spiel mein Zahn ausgeschlagen wird" - wie im November 2024 erst geschehen. "Also da kann man wirklich nicht von 'der Schönsten' sprechen, sondern eher von der, die sich für die Mannschaft zerreißen will", erklärt Gwinn. Da passt es, dass ihr großes Vorbild die Kämpfernatur und der einstige Kapitän der deutschen Männer-Nationalmannschaft Bastian Schweinsteiger ist. Im Februar 2025 wurde Gwinn als Nachfolgerin von der zurückgetretenen Alexandra Popp selbst als Kapitänin der DFB-Elf bestimmt. Jetzt soll sie Deutschland nach zwölf Jahren wieder zum EM-Titel führen.

"Ich will eine der besten Spielerinnen der Welt werden"

Bei der Mission EM-Sieg sollen auch Jule Brand und Sjoeke Nüsken maßgeblich mithelfen. Letztere hatte die EM 2022 noch verletzungsbedingt verpasst und brennt nun umso mehr darauf, "eine wichtige Rolle" zu spielen, wie die Mittelfeldspielerin angibt. Seit 2023 ist die ehemalige Frankfurterin für Chelsea London aktiv und berichtet: "Der Druck in so einer Mannschaft ist auf jeden Fall immens hoch. Da ist der Anspruch immer, dass man mindestens einen Titel gewinnt, wenn nicht sogar zwei."

Mit großem Druck kennt sich auch Jule Brand bestens aus. 2022 wurde sie als größtes Talent in Europa mit dem Golden Girl Award ausgezeichnet. Ein Preis, der ihr nicht gutgetan hat, wie sie eingesteht: "Das war eine schwierige Zeit für mich. Ich habe mir selbst Druck gemacht." Ende 2023 sorgte schließlich eine Aussage des Wolfsburg-Sportdirektors Ralf Kellermann für Schlagzeilen, der öffentlich das Umfeld seiner Spielerin kritisierte.

In der ARD-Doku wehrt sich die ehemalige Wölfin gegen diese verbale Attacke: "Ich hatte sehr mit mir auch zu hadern in der Zeit und dann war mein Umfeld sehr für mich da und hat mich sehr unterstützt. Deswegen fand ich die Aussage sehr schwierig." Brand weiter: "Meine Leistung kann man kritisieren, das stimmt, das war nicht gut - aber das mit dem Umfeld, das hat mich schon sehr getroffen, weil das meiner Meinung nach nicht ganz gestimmt hat."

Ab der kommenden Saison wird die talentierte Flügelstürmerin für Olympique Lyon auf Torejagd gehen - ein Team, das jedes Jahr das Ziel hat, die Champions League zu gewinnen. "Ich will eine der besten Spielerinnen der Welt werden", hat die 22-Jährige noch große Ambitionen - und will bei der EM im Juli einen weiteren Schritt in diese Richtung gehen. Der Titelgewinn wäre sicherlich nicht der schlechteste Anfang ...

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