04.04.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Das Tagebuch der Anne Frank, im Amsterdamer Versteck von einem 13-jährigen jüdischen Mädchen ab 1942 geschrieben, ist wohl eines der berühmtesten Bücher der Welt. Es gibt mit verblüffender Stilsicherheit Auskunft über das Seelenleben eines jungen jüdischen Mädchens, einer Symbolfigur millionenfachen Mordens.
Das Tagebuch der Anne Frank, größtenteils im Versteck der jüdischen Familie in der Prinzenkracht 263 in Amsterdam geschrieben, wurde im Juni 1947 erstmals veröffentlicht, Seitdem sind mehrere Ausgaben erschienen, die deutsche Übersetzung aus dem Niederländischen kam erstmals 1950 heraus. Ein Dutzend Spiel-und Dokumentarfilme wurden gedreht und mit mehreren Oscars preisgekürt. Bühnenstücke, Musicals, Kompositionen und Gemälde folgten. Der Dokumentarfilm "Anne Frank. Tagebuch einer Jugendlichen" von Alex Molx will nun kein weiteres Denkmal sein, "nicht einfach ein weiterer Film über Anne Frank", sondern "eine zeitgenössische und notwendige Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus in einem angespannten Moment der europäischen Geschichte". Die Dokumentation kommt zweifellos zur rechten Zeit.
Mala Emde, die Anne Frank bereits 2014 überzeugend in einem Dokudrama verkörperte, liest im Film aus dem Tagebuch, in dem Anne Frank so genau wie berührend das Leben ihrer Familie im Verborgenen schildert. 1933 war der Vater mit der Familie nach Amsterdam geflohen, er konnte dort die Filiale einer deutschen Lebensmittelfirma übernehmen und richtete nach einer ersten Wohnung unter jüdischen Emigranten sein Kontor samt Wohnhaus in der Amsterdamer Prinzengracht ein. Als Anne Franks ältere Schwester Margot dort von den deutschen Besatzern die Aufforderung erhielt, sich zum Abtransport einzufinden, zog sich die Familie ins Versteck im Hinterhaus an der Prinzengracht zurück. 761 Tage im Untergrund sollten folgen, bis zur Verhaftung am 04. August 1944.
Dem Untertauchen waren immer weitere Gesetze vorausgegangen, die Juden und Jüdinnen das Leben auch in den Niederlanden erschwerten. Park- und Kinobesuche waren verboten, ein gelber Stern musste sichtbar getragen werden. Die einsetzende Deportation in die KZs war die dritte Stufe der Pressionen.
Anne wurde mit ihrer Familie über Westerbork nach Auschwitz deportiert und 1944 vor der Befreiung des KZs Auschwitz nach Bergen-Belsen gebracht. Anne Frank starb dort kurz vor Kriegsende ausgehungert und am Fleckfieber erkrankt. Zeitzeuginnen und Freundinnen beschrieben sie als ein bis zuletzt lebenslustiges, "aufgewecktes und ein wenig vorlautes Mädchen". Ihr Tagebuch schrieb sie mit kritischem Verstand, ihre Umgebung beobachtete sie mit unbestechlichem Blick.
Von den Untaten der Deutschen hatte sie bereits in der Prinzengracht gewusst. "Ein schönes Volk" seien sie, die Deutschen, "und da gehörte ich auch dazu". Sie wollte Niederländerin werden nach dem Krieg, doch dazu kam es nicht mehr.