Entführt - Der Usedom-Krimi - Do. 01.06. - ARD: 20.15 Uhr

Eine kranke Mutter kehrt zurück

29.05.2023 von SWYRL/Wilfried Geldner

Im nun erneut gezeigten Usedom-Krimi kehrt nach nicht weniger als 30 Jahren eine Frau auf die Ostsee-Insel zurück, um ihre einst dort zurückgelassene damals siebenjährige Tochter wiederzusehen. Ein Mutter-Tochter-Psychodram, ganz ohne deren wirkliche Begegnung.

Seit mittlerweile neun Jahren läuft die "Usedom"-Reihe nun schon mit großem Erfolg im Ersten. 19 Filme rund um Katrin Sass in der Rolle der ehemaligen Staatsanwältin Karin Lossow wurden bisher gezeigt. Drei weitere sind bereits in Planung. In "Entführt", dem nun erneut gezeigten 14. Usedom-Krimi, kehrt eine Frau, gespielt von Marion Kracht, nach 30 Jahren auf die Ostsee-Insel zurück. Was treibt sie zurück in die Vergangenheit, will sie Anschluss an alte glücklichere Zeiten finden?

Patricia Norgaard, so stellt sich nach längeren Recherchen heraus, ist die Mutter der Kommissarin Ellen Norgaard (Rikke Lylloff). Sie hatte damals ihre Tochter verlassen und sich einfach aus dem Staub gemacht. Offensichtlich um sich Ellen wieder anzunähern, entführt sie nun deren einjährigen Sohn Jesper, ihren eigenen Enkel. Ein Schock für Ellen, ihre Mutter ist psychisch krank - "narzisstische Persönlichkeitsstörung", sagt das Wörterbuch der Psychopathologie, das hier ziemlich häufig aufgeblättert wird. Zu einer wirklichen Mutter-Tochter-Begegnung kommt es übrigens nie, Drehbuch und Regie (Dinah Marte Golch, Felix Herzogenrath) haben mehr als nur ein Entführungs-Versteckspiel geplant. Vielmehr soll sich ein tief gründendes Mutter-Tochter-Psychodram entfalten.

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Damals nach der Wende

Die Suche nach Patricia und ihrem entführten Enkel gestaltet sich trotz Videoaufzeichnungen erstaunlich schwierig. Patricia ist bei einem alten Freund untergeschlüpft. Wie gut, dass sich Karin Lossow, die vom Dienst suspendierte Staatsanwältin, an ihre frühere Freundin erinnert. Sie hatten sich damals aus der DDR hinaus nach Schweden geträumt und sich schwedische Namen gegeben. Patricia hatte Karin nach der Wende ihr zurückgewonnenes marodes Haus verkauft. Karin renovierte es und zog damit den Neid der Freundin auf sich, die sich schon immer besser als andere fühlte. Karin ist es denn auch, die in Prolog und Nachspann Patricias traurige Geschichte erzählt.

Warum eine(r) verrückt wird - darauf mache sich jeder selbst seinen Reim. Auch hier wird keineswegs eine Lösung geboten. Stattdessen übertreffen sich Katrin Sass und Rikke Lylloff, die Dänin, in teils unterdrückten, teils aber auch tränenreichen Gefühlsausbrüchen. Genial allerdings die Idee, Patricia in einer TV-Trash-Show im argentinischen Langzeit-Exil zu zeigen. Es ist eine Vermisstenshow, in der die Frau dem gespielten Schmerz freien Lauf lassen kann.

Insgesamt aber gibt dieser Usedom-Krimi doch zu wenig Rätsel auf. Innenseiten werden allzu ausgiebig nach außen gekehrt, statt "einfach" Tathergänge zu zeigen und zum Mitdenken zu animieren. Drei neue Fälle unter den Arbeitstiteln "Friedhof der Welpen", "Die Geburt der Drachenfrau" und "Schlepper" werden voraussichtlich im Herbst im Ersten zu sehen sein.

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