07.03.2025 von SWYRL
Sky beleuchtet zehn Jahre nach dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen die Katastrophe aus einer neuen Perspektive. Apple TV+ haucht mit "Dope Thief" dem Genre des Gangsterthrillers neues Leben ein. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Im kollektiven deutschen Katastrophen-Gedächtnis ist Andreas Lubitz abgespeichert. Es ist der Name jenes jungen Co-Piloten, der am 24. März 2015 eine Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf gegen eine französische Felswand steuerte. Soweit der offizielle Tathergang. 150 Menschen kamen dabei ums Leben. Bereits nach 48 Stunden stand für die französische Staatsanwaltschaft fest, dass Lubitz bewusst gehandelt hatte. Der 27-jährige Co-Pilot litt bereits seit längerem an Depressionen. Er hätte eigentlich nicht mehr fliegen dürfen. Doch ließ er tatsächlich die Cockpit-Tür bewusst verschlossen, als der Pilot, der nach draußen gegangen war, wieder ans Steuer wollte? Versetzte er die Maschine absichtlich in einen steilen Sinkflug und ließ sie an den Alpen zerschellen? Die Dokumentation "Germanwings - Was geschah an Bord von Flug 9525?" bei Sky und Wow rollt den Fall zehn Jahre später noch einmal auf und stellt Fragen. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
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"Germanwings - Was geschah an Bord von Flug 9525?" - WOW
Die Filmemacher Nils Bökamp und Thomas Rogers sprechen in "Germanwings - Was geschah an Bord von Flug 9525?" (drei Folgen, ab 14. März) eingehend mit Angehörigen der Opfer des Flugs vom 24. März 2015. Doch es ist nicht nur ein Film über Trauer und Verarbeitung, sondern auch eine Analyse des Unfallhergangs. Tatsächlich gibt es Ungereimtheiten und Verhaltensweisen der französischen Fluguntersuchungsbehörde BEA und anderer. Eine alternative Absturztheorie wird in der Doku hergeleitet. Dabei äußern sich Experten wie Flugsicherheitsexperte Simon Hradecky, der Anwalt der Opfer und zahlreiche Fachjournalisten.
Ähnlich wie vor kurzem die britische (fiktionale) Serie "Lockerbie: A Search For Truth" (ebenfalls bei Sky und Wow, nach einem wahren Fall) ist auch diese dokumentarische Aufarbeitung einer Flugzeugkatastrophe "eine" Suche nach Wahrheit, die nicht zwangsläufig "der" Wahrheit entspricht. Dennoch existieren gute Gründe, den Fall noch einmal aufzurollen. Was dies schwierig macht, ist die - immer wieder mal eingeblendete - Haltung von BEA und Fluggesellschaft, die mitteilt, dass man nicht mit den Filmemachern reden wollte und auch Statements zu Nachfragen ablehnte. Die fehlende Gegenstimme verleiht dem Film einen Hauch von Verschwörungstheorie.
Montiert ist die Doku durchaus würdevoll. Den Angehörigen wird in ruhigen Bildern Zeit zum Reden und Fühlen gelassen. Nur die Rekonstruktion der Voice Recorder-Aufnahmen der Absturzphase, die aus Erinnerungsprotokollen Anwesender bei einer Präsentation nachgebaut wurde, bewegt sich in einem beklemmenden - und schwierigen - Grenzbereich der Dokumentarfilm-Kunst.
"Dope Thief" - Apple TV+
Dank zahlloser Filme und Serien glaubt man das amerikanische Großstadtleben der kleinen Gangster und Problemviertel-Gestalten zu kennen. Auch Ray (großartig: Brian Tyree Henry) und Manny (Wagner Moura) sind solche Charaktere, die in Philadelphia am Rand der Gesellschaft leben. In der achtteiligen Serie "Dope Thief" bei Apple TV+, deren erste Folge (Freitag, 14. März) von Regielegende Ridley Scott inszeniert wurde, schlagen sich die beiden Jugendfreunde mit einem Trick durchs Leben. Verkleidet als DEA-Agents der amerikanischen Polizei, nehmen sie Kleindealer und Drogenköche hopp, um die lukrative Beute für sich zu nutzen. Einer ihrer Einsätze außerhalb der Stadt geht jedoch schief. Von nun an ist ein finsteres Drogenkartell hinter den beiden hinterher. Auch die Polizei hat per verdeckter Ermittlerin ein Auge auf Rays und Mannys verzweifelte Flucht vor dem skrupellosen Bösen geworfen.
Was klingt, als hätte man es schon tausendmal gesehen, erweist sich im toll fotografierten und gespielten Achtteiler vom bekannten Drehbuchautor Peter Craig ("The Batman") als eine der bisher besten Serien 2025. Die Dialoge auf Quentin Tarantino-Niveau sind überraschend witzig, voller prachbilder, und sie feiern das Freundschaft und Liebe.
Die Serie "Dope Thief", die mit einer Doppelfolge startet und dann in Einzelepisoden bis Freitag, 25. April, fortgesetzt wird, basiert auf dem 2009 erschienen gleichnamigen Debütroman von Dennis Tafoya. Die US-Kritik lobte an diesem Thriller seine wunderbaren Charakterzeichnungen, das "fehlerhafte" Personal der Loser, Gangster, Polizisten und anderen Kombattanten, die im blutig brutalen Stoff allesamt auch als Freunde, Familienmenschen und mit Problemen, Traumata und Leidenschaften Kämpfende gezeichnet werden. Genauso facettenreich - und dazu sehr unterhaltsam - wurde dieses Personal nun in die TV-Serie übersetzt.
"Marzahn Mon Amour" - ARD Mediathek
Kann ein Buch, kann eine Serie zutiefst melancholisch daherkommen und trotzdem ein Gefühl von Hoffnung transportieren? Was sonst eher anderen Nationen gelingt, geht in der deutschen Miniserien-Perle "Marzahn Mon Amour" (ab 14. März, ARD Mediathek) überraschend und anrührend auf. Die Geschichte der sechsmal knapp 25 Minuten ist schnell erzählt: Kathi (Jördis Triebel), Mitte 40, steckt in einer Lebenskrise. Die Schriftstellerin hat keine Aufträge, ihr Mann ist gerade ausgezogen und Teenie-Tochter Lilly (Maja Bons) genervt von all dem. Plattenbaubewohnerin Kathi zieht es ein paar Häuser weiter in die "Beauty Oase Marzahn", in der Jenny (Yvonne Yung Hee Bormann) und ihre angestellte Kosmetikerin Lulu (bärenstark: Deborah Kaufmann) noch eine Fußpflegerin benötigen.
Viele von Kathis Kunden sind alte Menschen, die ihr ihre Geschichte erzählen. Einige davon sind wahr, andere erweisen sich später als anders als zunächst gedacht. Da ist ein alter Stasi-Mann und Nachbar (Hermann Beyer), den keiner mag und den das Leben verbittert hat werden lassen. Eine nervige Tochter (Katrin Heller) kommt mit ihrer verwahrlosten Mutter (Monika Lennartz). Die tiefenentspannte Frau Baumüller (Eva Weißenborn) scheint ein Vorbild zu sein, wie man im Alter glücklich leben kann. Doch trügt auch hier der Schein?
Auch wenn in der von Leona Stahlmann, Niklas Hoffmann und Antonia Rothe-Liermann geschriebenen Serie nach Katja Oskamps zum Teil autobiografischem Buch "Marzahn Mon Amour" die Auftritte vieler betagter Schauspielstars Höhepunkte darstellen: Es gibt auch eine fesselnde horizontale Erzählstruktur. Sie beschreibt das Verhältnis der drei "Beauty Oase Marzahn"-Queens und ihre Freundschaft. Es geht ums Überleben der Menschlichkeit in prekären Lebensverhältnissen und um die Reise Kathis zu sich selbst.
"The Electric State" - Netflix
Millie Bobby Brown wurde auch dank Netflix zum Star: In "Stranger Things" spielt sie seit 2016 die Rolle der telekinetisch begabten Elfie. Als kleine Schwester des Meisterdetektivs Sherlock Holmes ermittelte sie in bislang zwei Romanverfilmungen der Reihe "Enola Holmes". In "The Electric State" (ab 14. März) spielt die inzwischen 21-Jährige die verwaiste Jugendliche Michelle, die in einer Sci-Fi-Welt mit empfindungsfähigen Robotern lebt.
Jene Roboter, die wie Cartoonfiguren und Maskottchen aussehen und einst friedlich den Menschen gedient haben, leben nach einem gescheiterten Aufstand im Exil. Eines Tages jedoch bekommt Michelle Besuch von einem von ihnen: Cosmo scheint von Michelles totgeglaubten, hochintelligenten Bruder Christopher gesteuert zu werden. Also beschließt Michelle, Christopher zu suchen. Im retrofuturistischen Umfeld des Sci-Fi-Films der Brüder Anthony und Joe Russo bekommt sie Hilfe von Cosmo und vom Schmuggler Keats (Chris Pratt). Netflix nahm für die Produktion so viel Geld in die Hand wie noch nie: 320 Millionen Dollar soll das Spektakel gekostet haben.