37°: Schutzlos ausgeliefert - Frauen zwischen Straße und Notunterkunft - Di. 14.01. - ZDF: 22.15 Uhr

Erst die feste Wohnung, dann der ganze Rest

10.01.2025 von SWYRL/Hans Czerny

Obdachlosigkeit ist keine Frage des Geschlechts. Allerdings sind Frauen dabei doppelter Belastung ausgesetzt, denn häufig sind sie von männlicher Übergriffigkeit betroffen. 30 Prozent der Obdachlosen sind Frauen, so die Statistik. "37°" begleitete drei von ihnen.

Die "37°"-Sozialreportage "Schutzlos ausgeliefert" begleitet drei Frauen unterschiedlichen Alters in drei verschiedenen Städten und zeigt zugleich, wie man ihnen helfen will. Ein Dach über dem Kopf ist dabei der erste Schritt, denn das Leben auf der Straße und das Nächtigen "auf Platte" führt zu Drogenkonsum, Alkoholismus und Arbeitslosigkeit. Zudem werden Frauen, die bei Männern Hilfe suchen, nicht selten körperlich und psychisch vergewaltigt.

Leonie, 27, lebte mit ihrem Freund zwei Jahre lang in einem Düsseldorfer Abbruchhaus. Als der Freund sie zu prügeln begann, zog sie aus. Ihre Hoffnungen auf ein stetes Leben waren zunichte, sie lebte zuletzt "auf einem Müllhaufen", wie sie sagt. Leonie hat fast keine Zähne mehr, sie spricht stockend in die Kamera, auch unter Tränen.

Regina, 59, lebt in Kiel in einer ihr von der Kieler Stadtmission zur Verfügung gestellten Notunterkunft. Der Jobsuche ist das nicht dienlich. Sie war Krankenschwester, zweimal verheiratet, sie hat drei Kinder alleine erzogen. Nach einer schweren Operation zog sie zu ihrem Ex-Mann zurück, dann aber aus gesundheitlichen Gründen auch wieder aus - in ein Zelt im Garten. Eine richtige Wohnung war für sie nur schwer zu finden, bei 439 Euro bezogenem Bürgergeld. "Es ist eine psychische Belastung", so sagt sie, "es kratzt am Selbstwert".

Auch Jana, 50, die in Köln unter einer Brücke lebt, ist eine von 607.000 Obdachlosen in Deutschland, ein Drittel davon sind Frauen. Jana wird jetzt vom Kölner Hilfsverein "Little Home" unterstützt, in ihrem tiny house, auch "mobile Wohnbox" genannt, soll sie auf 3,20 Quadratmetern in Ruhe und unabhängig von männlichen "Freunden" leben. Ihre Freude über das kleine Holzhaus treibt ihr vor der Kamera die Tränen ins Gesicht. Auch der engagierte Sozialhelfer an ihrer Seite ist glücklich. Doch ist die Holzhütte wirklich eine Startrampe zum besseren Leben? - Ja, sagt der Helferverein zukunftsfroh. Von 200 Obdachlosen hätten 130 später einen festen Wohnsitz gefunden, 90 von ihnen auch einen Job.

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Die Wohnung ist nur ein Anfang

"Bauen, helfen, Obdach schenken", das ist die Devise des Kölner Vereins. Der bewegende "37°"-Film von Anne Kauth will das Schicksal obdachloser Frauen hautnah zeigen und wirbt dabei auch für die Unterstützung von Hilfsorganisationen wie "Little Home" oder "Housing first" in Düsseldorf. Die aus Amerika zu uns gelangte Methode "Housing First" will vor allem anderen Menschen zunächst eine stabile Unterkunft bieten, alles andere kommt hinterher. Erst mal hinschauen und handeln, nicht diskutieren, ist hier das Motto.

Als wollte man vor zu viel Optimismus warnen, wirkt es da, wenn Jana irgendwann aus ihrem tiny house wieder verschwunden ist und Leonie bekennen muss, trotz neuer Wohnung von einem wieder getroffenen Straßenfreund geschlagen worden zu sein. Die Wohnung ist nur ein Anfang, sie macht es nicht allein.

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