11.04.2025 von SWYRL/John Fasnaugh
Pulp, Sarah Connor und Heino, der sich einmal mehr als ungenierter Provokateur zeigt und mit einer neuen Partyschlager-Hymne das "Gläschen am Morgen" feiert: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Heino eine Tour durch Deutschlands schönste Kirchen absolvierte, um zu Musik von Bach, Beethoven und Brahms zu singen. Aber zwischendurch immer mal wieder richtig auf den Putz hauen, das will der legendäre Volksmusik-Bariton sich nach wie vor nicht nehmen lassen. Neuester Beweis: die Single "Ein Gläschen am Morgen", mit der Heino sich wieder einmal als großer Spaßvogel (und Provokateur) zeigt. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Pulp und Sarah Connor.
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Heino - Ein Gläschen am Morgen (ein kleines Gläschen)
Er hätte sich schon vor Jahrzehnten in irgendein entlegenes Chalet zurückziehen können, um teuren Wein zu trinken, Bachkantaten zu hören und jeden Abend früh ins Bett zu gehen. Aber das wäre dann wohl einfach nicht Heino. Auch mit 86 Jahren sucht der Volksmusik-Star weiterhin das Rampenlicht, und zuletzt erfand er sich mal wieder ganz neu: als Partyschlager-Sänger, dessen Lieder man auch nach mehreren Eimern Sangria noch prima mitgrölen kann. Schon auf dem letzten Album "Lieder meiner Heimat" (2023) intonierte er so klangvolle Titel wie "Geh mal Bier holen", "Zehn nackte Friseusen" und "Dicht im Flieger". Jetzt setzt er mit der Single "Ein Gläschen am Morgen (ein kleines Gläschen)" noch einen drauf.
Der Songtitel klingt noch recht harmlos, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Was Heino hier präsentiert, das ist hochprozentiger Ballermann-Schlager par excellence. "Ein Gläschen am Morgen vertreibt alle Sorgen und tut mir so richtig gut", singt er da, und dass er das "am liebsten jeden Tag" hätte. Den Bumm-Bumm-Beat im Hintergrund lieferte der TikTok-Star Streichbruder, und ein begleitendes Musikvideo wurde auch gedreht: mit Micaela Schäfer, die sich in einem Schampus-Pool rekelt, während Lebemann Heino mit einem extralangen Strohhalm danebensitzt.
Ob die Grenze des "schlechten Geschmacks" jetzt nicht endgültig überschritten sei, wollte "Bild" zuletzt schon mit Bezug auf "Ein Gläschen am Morgen" von Heino wissen. Nein, findet der Sänger. Man müsse halt auch mal "neue Wege" gehen, um mit 86 noch die Jugend zu erreichen. Und seiner Hannelore, da ist er sicher, hätte das neue Trinklied bestimmt auch gefallen. So ganz ernst darf man das alles aber sowieso nicht nehmen. Privat sei es für Heino dann doch eher das vereinzelte "Gläschen am Abend", wie er gegenüber "Bild" verrät. "Denn morgens komme ich gar nicht dazu, weil ich meist bis mittags schlafe."
Pulp - Spike Island
Für viele Britpop-Fans die schönste Nachricht seit Langem und für manche viel aufregender als die Oasis-Reunion: Pulp sind wieder da! Nach einer entsprechenden Ankündigung im Jahr 2022 startete die Band aus Sheffield bereits 2023 eine neue Tour. Gut zehn Jahre zuvor hatte es (nach davor schon zehnjähriger Pause) schon einmal so eine Reunion-Konzertreihe gegeben. Diesmal wird das Comeback aber auch von neuer Musik begleitet.
"Spike Island" heißt die gerade veröffentlichte neue Single, bei der Pulp auf durchaus zeitgemäßen Alternative-Rock mit Streicher-Arrangement setzen. Ein dazugehöriges Musikvideo gibt es auch. Bandkopf Jarvis Cocker arbeitete dafür mit verschiedenen von KI verfremdeten Fotografien - ein "sonderbares" Experiment, wie der Pulp-Gründer und -Frontmann mit trockenem Witz kommentiert.
Die vielen treuen Anhänger von Pulp, die zuletzt so lange auf neue Musik warten mussten, dürfen sich aber auch noch auf mehr freuen. Am 6. Juni veröffentlichen die Briten mit "More" endlich einen Nachfolger zum Album "We Love Life" (2001) - also die erste reguläre Studioplatte seit beinahe 24 Jahren. Bei der neuen Musik, versichert der zuletzt primär als Solokünstler aktive Jarvis Cocker, wurde natürlich nicht mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet. Und was ihm noch am Herzen liegt: Das Album "More" ist Steve Mackey gewidmet. Der frühere Bassist von Pulp war 2023 nach langer Krankheit mit 56 Jahren verstorben.
Sarah Connor - Ficka
"Was, die Alte, ehrlich? Ich find' die richtig schlimm. Die Mucke ist doch kacke, warum gibt's die schon so lange, wer geht denn da noch hin?" - Nein, das ist nicht irgendeiner Kommentarspalte im Internet entnommen, sondern einer neuen Single von Sarah Connor. Aber die Spur wäre doch die richtige: Connor hat offenbar genug von dem ganzen Hass im Netz, und jetzt schlägt sie ganz unverblümt zurück. Mit der neuen Single "Ficka" setzt die 44-Jährige ein Zeichen gegen alle Hater da draußen.
"Ich habe Gerüchte und verletzende Schlagzeilen nie kommentiert, sondern ignoriert und weitergemacht", erklärt Connor ihr neues Lied. Jedoch hätte der Hass in den sozialen Medien inzwischen "eine andere Dimension der Abwertungen angenommen. Anonym, feige, vernichtend." Und Sarah Connor hält musikalisch dagegen: "Wenn 20.000 Herzen sich im Takt bewegen, ist das, was ich mache, doch nicht egal / Ich habe vier gesunde Kinder und ein schönes Leben und bin genau da, wo ich will". Darum sei es ihr auch piepegal, was all die "Ficka" schreiben.
Der Ton, den Connor hier anschlägt, ist zuweilen ganz schön derb, zumal für eine Mainstream-Künstlerin wie sie - im Nachmittagsradio wird sie mit diesem neuen Lied wohl nicht laufen, und große Auftritte in familientauglichen Samstagabendshows kann sie sich mit "Ficka" sicher auch abschminken. Aber das scheint sie hier bewusst in Kauf zu nehmen. Deshalb, umso mehr: ein bemerkenswertes Statement von dieser "Freigeistin" (so heißt ihr neues Album, das 23. Mai veröffentlicht werden soll).