Andere Eltern - Die 1. Klasse - Do. 24.07. - ZDF: 20.15 Uhr

Impro-Comedy mit Ferres und Höhner

18.06.2025 von SWYRL/Eric Leimann

2019 ging es in der Impro-Comedy-Serie "Andere Eltern" um Helikopter-Eltern, die in Köln-Nippes selbst eine Kita gründen. Einige Jahre später geht der starbesetzte Stoff um besserwisserische und überforderte Eltern als Film weiter. "Andere Eltern - Die 1. Klasse" nimmt die Grundschule aufs Korn.

2019 und 2020 liefen zwei Staffeln von Lutz Heinekings Serie "Andere Eltern" beim kleinen Bezahlsender TNT Comedy. Es ging um eine Gruppe engagierter Großstadteltern, die in Köln selbst eine Kita gründen wollten, weil sie für ihre Sprösslinge keinen Platz fanden oder zumindest keinen, der ihren Ansprüchen genügte. Das Ensemble um Mutter Nina (Lavinia Wilson), die in der Serie mit ihrem dritten Kind schwanger war, erwies sich als ziemlich chaotischer Club zwischen Besserwisserei und Unsicherheit, Profilneurose und Weltverbesserungswahn. "Andere Eltern" handelte von Helikopter-Eltern, die sich überall einmischen müssen - damals ein heiß diskutiertes Thema. Die Serie fand viel Beachtung und wurde sogar für einen Grimme-Preis, Deutschlands renommierteste Fernseh-Auszeichnung, nominiert. Fünf, sechs Jahre später gibt es nun beim ZDF die Fortsetzung als 90-Minüter zur besten Sendezeit: "Andere Eltern - Die 1. Klasse" (in der Mediathek bereits ab 19. Juni) schaut sich die Gruppe eine Erziehungsinstitution später an.

Die "anderen Eltern" wollen nun in der Grundschule ihrer Kinder mitarbeiten - als Lehrkräfte ohne Ausbildung, dafür aber mit vielen "frischen " Ideen. Schuldirektorin Frau Marx (Veronica Ferres) lässt sich auf die etwas verrückte Idee ein, weil sie von Investor und New Age-Unternehmer Björn (Serkan Kaya) großzügig subventioniert wird. Die ausgebildeten Lehrkräfte der Schule wie die junge Paula (Maike Jüttendonk) oder der erfahrene Walter (Ex-Höhner-Frontman Henning Krautmacher) sehen die Sache kritisch.

Dennoch legen die Lehrer ohne Ausbildung in einer ersten Klasse los. Die kompromisslos denkende Nike (Henny Reents) will ihre Schüler zu Klimaprotesten anstiften. Mit Aufsichtspflicht und Verantwortung nimmt sie es dafür nicht so genau. Schauspieler und Musiker Malte (Daniel Zillmann) möchte den Mathematik-Unterricht revolutionieren. Auch das konservative Ehepaar Lars und Anita (Sebastian Schwarz, Nadja Becker) ist wieder dabei. Nur, dass er mittlerweile auf dem Schulhof für rechte Politik wirbt.

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Aus einer Welt von vor sechs Jahren ...

Fast abwesend ist die vielleicht zentrale Figur der Serie, gespielt von Lavinia Wilson. Nina ist nur in zwei kurzen Szenen zu sehen, in denen sie im TV interviewt wird. Die Story dahinter: Sie ist mit ihrem Kita-Gründungsratgeber und Bestseller "Andere Eltern" berühmt geworden und befindet sich auf Lesereise. In Ninas Ehe mit Jannos (Jasin Challah), der sich ebenfalls als Lehrer engagiert, kriselt es gewaltig. Eingefangen werden die Bilder der als Mockumentary getarnten Impro-Comedy - wie bereits in der Serie - von Ninas Mutter (Johanna Gastdorf). Sie dreht einen Film über das Projekt. Derweil beunruhigen die Zustände in den Klassenzimmern Schuldezernentin Frau Irrgang (Bettina Lamprecht). Sie schaut sich die "anderen Eltern" vor Ort genauer an - und ist ziemlich entsetzt.

Passend zur filmischen Fortsetzung ist in der ZDF-Mediathek auch die Serie "Andere Eltern" vollständig zu sehen. Ein bisschen merkt man dem Film von Lutz Heineking Jr. an, dass sich die Welt in den vergangenen sechs Jahren dramatisch verändert hat. Die Serie "Andere Eltern", die den damals noch weitgehend unbekannten Begriff "Wokeness" aufs Korn nahm, entstand in einer Zeit vor Corona, dem Krieg in Europa, wirtschaftlicher Abstiegsangst und einer Demokratie unter Dauerdruck. Fast möchte man sagen: Heute würde man sich über die Probleme von einst freuen. Die pädagogischen Ziele der Filmeltern wirken deshalb ein wenig angestaubt oder sie erscheinen nicht mehr ganz so dringlich wie damals. Auch, wenn man sagen muss: Für gerade betroffene Eltern, Pädagogen und Kinder wird die Frage, wie Pädagogik in der Grundschule betrieben wird, eine ewig aktuelle bleiben.

Was will man mehr in Köln-Nippes?

Zum Wesen der Improvisations-Komödie gehört es, dass nicht jeder Gag der Schauspielenden vor ihrem Erstklässler-Publikum zündet. Die ein oder andere Improvisation läuft dramaturgisch ins Leere oder wird vom Publikum nicht verstanden - sei es nun das "kleine" Publikum in der Klasse oder auch das große der ZDF-Primetime. Ein paar starke, gelungene Momente hat der Film dennoch zu bieten. Beispielsweise dann, wenn sich der quasi verlassene Vater Jannos immer mehr in Überforderung auflöst, ohne dies zugeben zu können. Oder wenn Anti-Pädagogin Nike ihre Schulklasse verlässt, um eine rauchen zu gehen oder anderweitig ihrer Aufsichtspflicht zu entkommen. Wunderbar ist die Abschluss-Szene, in der ein alternatives, herrlich beklopptes Krippenspiel aufgeführt wird. Hier wird wunderbar zusammen gesungen, geschauspielert, improvisiert. Sogar Henning Krautmacher, ehemaliger Frontman der Band Höhner, kommt als Alt-Lehrer zu einem Gesangsauftritt zur Gitarre. Was will man mehr in Köln-Nippes?

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