10.02.2025 von SWYRL
"Wir werden alleine das Weltklima nicht retten": Christian Lindner hat sich im ARD-Moma gegen die Kritik einer Studentin an der Klimapolitik der FDP gewehrt. Als er seiner Gesprächspartnerin abriet, die FDP zu wählen, war selbst der erfahrene Moma-Journalist Michael Strempel baff.
"Mir macht dolle Angst, dass Klimaschutz nicht so ernst genommen wird, wie es sollte": Studentin Karla Bauszus steht stellvertretend für viele Angehörige ihrer Generation in puncto Klimawandel. Im ARD-Moma bekam die 25-Jährige am Montagmorgen die Gelegenheit, Christian Lindner zu befragen. In Gegenwart von Interviewer Michael Strempel wollte Bauszus zunächst vom FDP-Chef wissen, weshalb er sich gegen "verbindliche Vorgaben" für Unternehmen im Kampf gegen die Klimakrise stelle.
Dem widersprach Lindner vehement. Ihm sei daran gelegen, dass sowohl die EU als auch Deutschland die ausgegebenen Klimaziele erreiche. Aber: 2045 sei in seinen Augen dafür "illusorisch". "Das kostet uns sehr viel wirtschaftliche Substanz." Außerdem sei er, und da vermutete er richtig eine gegenteilige Meinung bei der Studentin, gegen ein Verbot des Verbrennungsmotors oder Einschränkungen bei Technologien.
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Christian Linder: "Deutschland darf kein Industriemuseum werden"
Doch Karla Bauszus ließ sich nicht beirren und fragte weiter kritisch nach: "Inwiefern ist die Klimakrise nicht drastisch genug, um auch diese Krise als solche zu behandeln?" Christian Lindner entgegnete: "Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass wir die Erderwärmung bekämpfen müssen." Das sei eine "Überlebensfrage der Menschheit". Dennoch müsse klar sein, dass Deutschland zwar "vorbildlich" handeln könne, aber: "Wir werden alleine das Weltklima nicht retten." Die FDP wolle Klimapolitik betreiben, aber ohne wirtschaftlichen Fortschritt zu blockieren und gleichzeitig die individuelle Lebensform erhalten.
"Unser Hebel zur Bekämpfung der Erderwärmung ist nicht, bei uns ein Industriemuseum zu werden, wo die Menschen ihre Jobs verlieren", betonte der Ex-Finanzminister. Stattdessen müsse man mittels "Spitzentechnologie made in Germany zeigen, dass wir Freiheit, Wohlstand, soziale Sicherheit mit dem Klimaschutz verbinden".
Christian Lindner plädiert für "Economy First"
Dass er mit seinen Thesen die Studentin von seiner Partei überzeugen könne, hatte Lindner zu diesem Zeitpunkt offensichtlich bereits abgeschrieben. "Sie können nicht die FDP wählen, wenn ich das mal so raten darf. Das ist die falsche Partei für Sie", erörterte er zur großen Verwunderung von Moma-Interviewer Michael Strempel, der aus dem Hintergrund verwundert einwarf: "Das hatten wir noch nie."
Und Christian Lindner schien erst so richtig warmzulaufen, schob er doch direkt hinterher: "Ich bin sogar, das wird Sie vermutlich erschrecken, dafür, dass wir die neue Generation der Kernenergie, diese modularen Kleinkernkraftwerke, in Deutschland ermöglichen." Er wolle, dass Deutschland im Technologiesektor eine Führungsrolle übernehme, betonte der FDP-Chef: "Ich bin für mehr Freude am Erfinden als am Verbieten." In diesem Zusammenhang machte er aber seine politische Haltung unumwunden deutlich: "Für mich ist erst mal Economy First. Alles an sozialer Politik, alles an Klimaschutz müssen wir bezahlen. Dafür brauchen wir ein starkes wirtschaftliches Fundament."