26.02.2025 von SWYRL
Jugendliche in Deutschland haben laut einer PISA-Studie Schwierigkeiten damit, Fake-News zu erkennen, viele prüfen Quellen nicht. Das zeigt auch, dass es einen dringenden Nachholbedarf an digitalen Unterrichtsmöglichkeiten zur Schulung der Medienkompetenz gibt.
Falschinformationen sind im Internet leider keine Seltenheit. Jugendliche in Deutschland bewegen sich zwar souverän im Internet, doch wenn es darum geht, die Qualität der Informationen zu bewerten, zeigen sie erhebliche Unsicherheiten. Das zeigt eine neue Auswertung der PISA-Studie 2022. Laut der Untersuchung gaben zwei Drittel der befragten 15-Jährigen in Deutschland an, keine Probleme damit zu haben, Informationen im Internet zu finden. Aber weniger als die Hälfte kann Online-Informationen kritisch bewerten. Damit liegt Deutschland unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten. Auch das Vertrauen in die digitalen Fähigkeiten ihrer Lehrkräfte fällt vergleichsweise gering aus.
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Unsicherheit bei der Bewertung von Online-Quellen
Die Technische Universität München hat die PISA-Daten speziell zur digitalen Informationskompetenz untersucht. Die Ergebnisse zeichnen ein durchwachsenes Bild: Zwar geben 69 Prozent der Jugendlichen an, dass sie problemlos Informationen im Netz finden. Doch sobald es darum geht, diese auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen, wird es schwierig. Nur 47 Prozent trauen sich zu, die Qualität von Online-Inhalten fundiert einzuschätzen - das sind vier Prozentpunkte weniger als im OECD-Durchschnitt. Noch gravierender ist, dass weniger als 60 Prozent der 15-Jährigen verschiedene Quellen vergleichen, während dieser Wert in anderen OECD-Staaten bei 72 Prozent liegt. Zudem überprüft rund ein Drittel der Jugendlichen nicht, ob geteilte Informationen überhaupt korrekt sind, bevor sie sie in sozialen Netzwerken weiterverbreiten.
"Erheblicher Nachholbedarf" bei Medienkompetenz
Samuel Greiff, Leiter der PISA-Studie in Deutschland und Professor an der Technischen Universität München, zeigt sich besorgt: "Viele Jugendliche sind nicht in der Lage, Fake News zuverlässig zu erkennen. Das ist ein ernstzunehmendes Problem, das dringend angegangen werden muss. Wir müssen junge Menschen besser auf die digitale Welt vorbereiten und ihnen beibringen, kritisch mit Informationen umzugehen."
Die PISA-Studie testete im Jahr 2022 rund 6.100 zufällig ausgewählte 15-Jährige aus 260 Schulen in Deutschland. Neben der Erfassung schulischer Kompetenzen wurden sie auch zu ihren Lernbedingungen, Einstellungen und ihrer sozialen Herkunft befragt. Dabei zeigte sich, dass verschiedene Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die digitale Informationskompetenz haben.
Soziale Herkunft beeinflusst Medienkompetenz
Ein wichtiger Punkt ist der sozioökonomische Hintergrund der Jugendlichen. Wer in einem finanziell besser gestellten Umfeld aufwächst, hat meist mehr Zugang zu digitalen Medien und ein größeres Selbstvertrauen im Umgang mit Online-Informationen. Die Studie zeigt zudem, dass Mädchen häufiger angeben, verschiedene Quellen zu nutzen und die Richtigkeit von Informationen zu überprüfen als Jungen.
Auch das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler in die digitale Kompetenz der Lehrkräfte wurde untersucht. Das Ergebnis: Nur knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen hält ihre Lehrerinnen und Lehrer für fähig, digitale Medien sinnvoll im Unterricht zu nutzen. In der OECD liegt dieser Wert bei 70 Prozent. Noch deutlicher fällt die Diskrepanz bei der Offenheit für digitale Medien aus: Während in Deutschland nur 60 Prozent der Jugendlichen ihre Lehrkräfte als aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien einschätzen, liegt der OECD-Durchschnitt bei 77 Prozent.
Technische Probleme im Schulalltag
Neben den inhaltlichen Herausforderungen gibt es auch technische Hindernisse. Laut der neuen PISA-Auswertung setzen Lehrkräfte in Deutschland digitale Tools seltener im Unterricht ein als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern. Schulleitungen berichten, dass es an technischer Unterstützung fehlt und Lehrkräfte oft nicht genug Zeit haben, um sich in digitale Lehrmethoden einzuarbeiten.
Die Folge: Nur 60 Prozent der Jugendlichen sagen, dass digitale Medien an ihrer Schule zuverlässig funktionieren. In anderen OECD-Staaten liegt dieser Wert mit 71 Prozent deutlich höher. Noch gravierender ist, dass nur 46 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Meinung sind, dass digitale Medien im Klassenzimmer leicht zugänglich sind - ein erheblicher Unterschied zum OECD-Durchschnitt von 67 Prozent.
Digitale Bildung bleibt eine Baustelle
Die Ergebnisse der PISA-Studie zeigen, dass Deutschland im Bereich digitale Bildung noch viel Luft nach oben hat. Jugendliche brauchen mehr Unterstützung, um sich sicher im digitalen Raum zu bewegen und Desinformation zu erkennen. Gleichzeitig müssen auch Schulen und Lehrkräfte besser ausgestattet und geschult werden, um digitale Medien sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Ohne diese Verbesserungen könnte die digitale Kluft weiter wachsen.