Kultfilme der 2000er-Jahre
Das Kino wird heute gerne zu Grabe getragen - und die Streaming-Dienste und die künstliche Intelligenz gelten als dessen Totengräber. In den 2000er Jahren war das Kino noch quicklebendig. Damals entstanden zuhauf Filme, die nicht nur ihre Zeit prägten, sondern bis heute nachwirken. Die Galerie zeigt eine Auswahl der kultigsten Filme der Nullerjahre.
© TOBIS Film/Prokino/ParamountIn the Mood for Love (2000)
Eine Sekretärin (Maggie Cheung) und ein Redakteur (Tony Leung) beginnen im Hongkong des Jahres 1962 eine aussichtslose Liebesaffäre - gegen die gesellschaftlichen Konventionen und bedrängt von moralischer Enge. Regisseur Wong Kar-wai drehte mit "In the Mood for Love" (2000) ein elegisches Meisterwerk voller wunderschön fotografierter Melancholie - das prägende Arthouse-Werk der frühen Nullerjahre.
© ProkinoMemento (2000)
Mit Polaroidfotos und auf den ganzen Körper tätowierten Informationen will Leonard Shelby (Guy Pierce) sein defektes Kurzzeitgedächtnis überlisten und den Mörder seiner Frau finden: Christopher Nolans Thriller "Memento" (2000) wirkte so, als habe er das Drehbuch von der letzten bis zur ersten Seite verfilmt und die Grenzen zwischen Manipulation und Realität bewusst ignoriert. Das sollte in den folgenden 20 Jahren Nolans Markenzeichen werden.
© Planet MediaMeine Braut, ihr Vater und ich (2000)
Bei seinem Antrittsbesuch in "Meine Braut, ihr Vater und ich" (2000) ging für Krankenpfleger Greg Focker alles schief, was nur schiefgehen konnte. Ben Stillers (rechts) Karriere hingegen erhielt mit der köstlichen Komödie einen weiteren Schub. Und auch in Robert De Niros Werk ragt der Film hervor: Seither hat die Schauspiellegende so manche Komödie gedreht, selten aber war er so lustig wie hier. Die fabelhafte Welt der Amélie (2001)
Mit "Die fabelhafte Welt der Amélie" (2001) schuf Regisseur Jean-Pierre Jeunet einen modernen Klassiker, der uns die Traumwelt der wunderlichen Amélie (Audrey Tautou) näherbrachte. Atemloses Tempo, witzige Anekdoten und Philosophien des Alltags verliehen der märchenhaften Dramedy ein einzigartiges Flair - und prägten den Stil vieler folgender Werke.
© UniversalChihiros Reise ins Zauberland (2001)
Für "Chihiros Reise ins Zauberland" (2001) erhielt Hayao Miyazaki den Oscar. In Japan war das Meisterwerk über viele Jahre der erfolgreichste Film aller Zeiten. Das liegt an den fantastisch animierten Bildern, die voller Magie sind. Aber auch an der lustigen und berührenden Geschichte um ein kleines Mädchen, das in einer magischen Welt seine Eltern retten muss. Ein Film, der die japanische Anime-Kunst auch im Westen groß machte.
© LeonineMulholland Drive (2001)
Hier führte das Unterbewusstsein Regie, und die Logik sollte Hausverbot bekommen. Die blonde Betty und die mysteriöse Rita suchen nach einem schrecklichen Unfall in Hollywood nach Erinnerungsfetzen: Der im Januar 2025 verstorbene Kultregisseur David Lynch stellte in "Mulholland Drive" (2001) seine grausame, wirre und genial montierte Geschichte immer wieder auf den Kopf und bezog auf raffinierte Weise die Zuschauer mit ein.
© ConcordeDonnie Darko (2001)
Wenn einem ein riesiges Karnickel den Weltuntergang prophezeit, kann man schon mal am eigenen Verstand zweifeln. Auch sonst scherte sich "Donnie Darko" (2001) nicht um den Seelenfrieden des Publikums, sondern mixte von Zeitreisen über die Apokalypse bis hin zur Teenager-Angst alles zusammen, was für Unruhe im Geist sorgt. Richard Kellys mysteriöser Psycho-Highschool-SciFi geriet zum Kultfilm und zeigte die Experimentierfreude der Nullerjahre.
© ProkinoIrreversibel (2002)
"Irreversibel" war und ist noch immer der Skandalfilm schlechthin. Extreme Gewaltszenen und eine neun Minuten lange, ungeschnittene Vergewaltigung sorgten dafür, dass bei der Premiere in Cannes massenhaft Menschen den Saal verließen. Als wäre das noch nicht genug, erzählte Regisseur Gaspar Noé seine Liebesgeschichte auch noch rückwärts und mit verwackelter Handkamera. Ganz harter Tobak.
© AlamodeThe Transporter (2002)
Über die Qualität von "The Transporter" (2002) kann man streiten, prägend für das Genre war der Actionkracher allemal. Nicht nur führte er zu weiteren Fortsetzungen, einem Reboot und einer Serie. Er etablierte im Actionfach auch den Prototypen eines schweigsamen Professionals, der in den folgenden Jahren verschiedenste Ausformungen bekam, vom Rächer ("96 Hours") bis hin zum Profikiller ("John Wick").
© ProSieben / Twentieth Century FoxLost in Translation (2003)
In einem Hotel in Tokio lernt der alternde Schauspieler Bob (Bill Murray) die einsame Charlotte (Scarlett Johansson) kennen. Gemeinsam erkunden sie die fremde Stadt, und es entwickelt sich eine besondere Beziehung. Mit "Lost in Translation" (2003) setzte Regisseurin Sofia Coppola sich von ihrem Vater Francis Ford ab und startete Scarlett Johanssons große Hollywood-Karriere. Ein Meisterwerk über die vergebliche Suche nach dem Glück in der Ferne.
© ConstantinSaw (2004)
"Ich möchte ein Spiel spielen", mit diesem Satz katapultierte die Stimme in "Saw" (2004) Lawrence (Cary Elwes) in einen Albtraum. Es ist der Beginn einer überaus erfolgreichen Horror-Reihe: Ein brutaler Sadist spielt abartige Spielchen, quält und foltert seine Opfer - ohne seine eigenen Hände blutig zu machen. Dank abscheulicher Apparate und menschlicher Natur tun das seine Versuchsobjekte von ganz allein.
© KinoweltVergiss mein nicht (2004)
"Vergiss mein nicht" schuf 2004 eine Achterbahnfahrt zwischen Realität und Gegenrealität, quer durch die Tiefen und Untiefen des menschlichen Geistes: In einem Gedächtnislöschinstitut versuchen Kate Winslet und Jim Carrey voneinander loszukommen, aber die Liebe hält sich hartnäckig in einem Geflecht von Zeitsprüngen, Erzählebenen und Gedankensprüngen. Für das wilde Drehbuch von Charlie Kaufman erhielt die starbesetzte Tragikomödie einen Oscar.
© ConstantinBrokeback Mountain (2005)
Küss mich, Cowboy! Jake Gyllenhaal (links) und Heath Ledger zeigten in Ang Lees Oscar-Erfolg "Brokeback Mountain" (2005), was wahre Liebe bedeutet. Gyllenhaal und der 2008 verstorbene Ledger spielten zwei Cowboys, die sich in den USA der frühen 60er-Jahre ineinander verlieben. Ein großer Tabubruch und ein großes, ergreifendes Drama, das unausweichlich auf ein tragisches Ende zusteuert.
© TobisPans Labyrinth (2006)
Guillermo del Toro entführte 2006 in "Pans Labyrinth" (2006) tatsächlich in ein kaum durchdringbares Konstrukt aus Geschehenem und Erträumten. Das im Spanischen Bürgerkrieg spielende Fantasydrama kontrastierte die brutale Unterdrückung des Menschen im Faschismus mit der erlösenden Flucht in die Fantasie. Eine mitreißende Allegorie, deren eindrückliche Bilder bis heute nachwirken.
© SenatorNo Country For Old Men (2007)
Wo der Killer Chigurh auftaucht, fließt Blut. Javier Bardem hatte in "No Country For Old Men" (2007) die schrecklichste Frisur seiner Schauspielkarriere - und seine beste Rolle. 2007 adaptierten die Coen-Brüder Cormac McCarthys "Kein Land für alte Männer" kongenial, vier Oscars gab es für den düsteren Neo-Western, der die Coens endgültig zu den Kultregisseuren des Jahrzehnts machte.
© ParamountMoon (2009)
Sam Bell (Sam Rockwell) kann nicht leugnen, dass er nach Hause möchte. Drei Jahre in einer Wohn- und Arbeitskapsel auf dem Mond - das macht keinen Spaß mehr. Doch dann bekommt er in Duncan Jones' Regiedebüt "Moon" (2009) Besuch: von sich selbst. Es bleibt nicht das einzige seltsame Ereignis auf dem Mond, das Sam verunsichert und beim Publikum Verwirrung stiftete. Ein mysteriöser SciFi-Film erster Güte.
© Koch MediaInglourious Basterds (2009)
Wo sonst soll das Böse untergehen? In seiner Nazi-Parodie "Inglourious Basterds" (2009) ließ Regie-Revoluzzer Quentin Tarantino Adolf Hitler im Kino sterben - ein Ort, den der Führer zu Propagandazwecken missbrauchen wollte. Und natürlich der Ort, dem Tarantino selbst das meiste zu verdanken hat. Hauptdarsteller Christoph Waltz bekam einige unvergessliche Szenen, und das Filmjahrzehnt klang bombastisch aus.
© Universal