"Festmachen" - Mi. 10.07. - NDR: 23.30 Uhr

Leinen los für eine erfrischende Miniserie aus dem hohen Norden

07.07.2024 von SWYRL/Susanne Bald

Eine überehrgeizige junge Schiffsoffizierin soll infolge eines groben Fehlers vorübergehend an Land bei den Festmachern an einer Schleuse arbeiten und sich auf die wichtigen Dinge im Leben besinnen. Eine berührende, witzige und stark besetzte Miniserie aus dem Talentförderprogramm "Nordlichter".

Hochmut kommt vor dem Fall. Das muss auch Malika (Salka Weber) auf die harte Tour lernen, die Protagonistin der Miniserie "Festmachen", die jetzt im Nachtprogramm des NDR zu sehen ist. Die Erste Offizierin steht kurz davor, Kapitänin zu werden - ihr Lebenstraum, für den sie alles andere hintanstellt und sich einen Schutzpanzer aus Härte und Selbstbewusstsein zugelegt hat. Dass der ebenso fake ist wie der Ehering, den sie trägt, ist dem Drama-erfahrenen Zuschauer natürlich schnell klar.

Und auch Kapitänin Lundgren (Sonja Richter) glaubt, dass Malika mehr ist als diese "starke Frau, fachlich top, unfehlbar, ganz allein". "Zeigen Sie mir was anderes", gibt sie ihr als Auftrag, bis dahin müsse sie weiter Offizierin bleiben. Als Malika in ihrer Wut darüber wenig später Schiff und Besatzung in Gefahr bringt, landet sie ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen - und zurück an Land. Dort soll Malika den Sommer über den Festmachern an einer Schleuse helfen. Läuft das gut, werde man noch einmal sprechen. Falls nicht, könne sie ganz abmustern.

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"Persönliches Scheitern und die Suche nach dem richtigen Lebensweg"

Und so heuert sie widerwillig bei einer bunten Truppe im Bremer Hafen an: Kort (Karsten Antonio Mielke), Harry (Jochen Nickel), Ludde (Peter Plaugborg), Magga (Nina Petri), Enno (Nils Rovira-Munoz) und Türnay (Meryem Ebru Öz) sind ein echtes Team, in dem man sich aufeinander verlassen kann. Doch das erkennt Einzelgängerin Malika erst mit der Zeit, zunächst ist sie damit beschäftigt, es sich mit einem nach dem anderen zu verscherzen, indem sie Regeln missachtet und die Arbeit lächerlich macht. Einzig Enno, der mit Malika Nautik studiert hat, enttarnt ihr Auftreten als "Hardcore-Version, die du von dir selbst erfunden hast". Er habe zwar nicht ihre Karriere gemacht, aber dafür sei er auch nicht "so ein Arschloch" geworden wie sie. Das sitzt. Und bringt Malika zum Nachdenken.

"Persönliches Scheitern und die Suche nach dem richtigen Lebensweg sind universell menschliche Themen, die zu Recht oft, aber noch nie so erzählt wurden", erklären die Produzentinnen Anette Unger und Paula Lichte im Presseheft zu "Festmachen". Es ist die erste Serie, die sie mit der Hamburger Leitwolf Filmproduktion realisieren konnten. Neben der originellen Serienidee ist das vor allem "Nordlichter" zu verdanken, dem Talentförderprogramm für junge Filmschaffende von NDR, nordmedia und der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Bei der mittlerweile fünften Ausschreibung suchte man explizit nach Miniserien für NDR und ARD Mediathek. Das Rennen machten schließlich drei Exposés: "Player of Ibiza", "Brüt" und "Festmachen".

Authentizität statt Abenteuer-Romantik

Neben "Geschichten, die süchtig machen nach unvergesslichen Charakteren, überraschenden Wendungen, nach Relevanz zu ihrem Alltag und großen Emotionen", wie NDR-Redakteurin Ira Neukirchen erklärt, gab es noch weitere Vorgaben: Die Serie müsse in Norddeutschland spielen und mindestens zwei der drei Hauptverantwortlichen aus Regie, Drehbuch und Produktion müssen von dort stammen. Da hat Hilke Rönnfeldt, Autorin und Regisseurin von "Festmachen", alles richtig gemacht.

Und die 37-Jährige weiß, wovon sie erzählt, fuhr sie doch selbst als Offizierin zur See und jobbte als Festmacherin. Daher sei ihr wichtig gewesen, "Seefahrt und Hafen möglichst authentisch zu erzählen und nicht zu romantisieren". Die Seefahrt sei eine Arbeitswelt. Und zu der gehörten bei den Festmachern nun mal langes Warten auf Schiffe, das Herumfahren auf dem riesigen Hafengelände und nächtliche Bereitschaftsdienste in den Festmacherbuden. Dass all das in der Serie an Originalorten und mit Originalausrüstungen umgesetzt wurde, sei zwar herausfordernd gewesen, sagt Rönnfeldt - so habe man die Dreharbeiten etwa nach den Ein- und Auslaufzeiten der Schiffe richten müssen -, aber genau das habe "totale Hafen-Authentizität erzeugt". Und wer könnte das besser beurteilen als sie?

"Festmachen" lief zuvor bereits am Freitag, 7. Juni, auf One und ist seitdem in der ARD-Mediathek abrufbar.

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