Schneller als die Angst - Sa. 22.06. - ARD: 21.45 Uhr

Solo für Sunny

18.06.2024 von SWYRL/Bernd Fetsch

Ob Fußball-EM oder Sommerloch: Es gibt verschiedene Gründe, warum die Sender in diesen Wochen vor allem Wiederholungen zeigen, darunter reichlich Abgedroschenes. Aber zum Glück auch Highlights wie diese packende Miniserie, in der eine verstörte Ermittlerin und ein perverser Mörder aufeinandertreffen.

Man kennt das alles aus unzähligen Sonntagskrimis: die Ermittler, die mit sich hadern; der Maulwurf, der Informationen nach außen sticht; der Täter, den eine schwierige Vergangenheit plagt. Es sind ziemlich viele Kriminal-Klischees, die die ARD-Serie "Schneller als die Angst" aneinanderreiht, aber dennoch passiert etwas Erstaunliches: Regisseur Florian Baxmeyer macht aus diesen Versatzstücken eine der spannendsten deutschen Krimiserien der letzten Jahre, einen in sechs Teile zerlegten Hochglanzkrimi, der einen unglaublichen Sog entwickelt und einen so schnell nicht mehr loslässt. Bei der Erstausstrahlung am 1. Januar 2022 schalteten zur Pilotfolge mehr als 3,50 Millionen Menschen ein. Beim sechsten und letzten Teil waren es immer noch beachtliche 2,61 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die ARD wiederholt die Serie nun mit je zwei Folgen am Samstag, 22. Juni, Montag, 24. Juni, und Dienstag, 25. Juni, im Abendprogramm.

"Schneller als die Angst" ist über weite Strecken ein Solo für Friederike Becht, die eine Magdeburger LKA-Zielfahnderin mit dem Namen Sunny Becker spielt. Nach einem Einsatz an einer Tankstelle, der nicht nach Plan lief, war Sunny einige Zeit außer Dienst. Jetzt ist sie zurück, vordergründig voller Energie und Tatendrang, innerlich aber gebrochen. Was so an ihr nagt, erfährt man erst im Laufe der ersten Folgen, es wird ihr Antrieb, sich auf die Jagd nach einem abscheulichen Täter zu machen, der Magdeburg und Umgebung in Angst und Schrecken versetzt.

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"Der Haffner ist in seinen Kopf gekrochen"

André Haffner (Felix Klare) ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, in dem er seit 16 Jahren einsaß. Der ehemalige Berufspilot hatte mehrere Frauen vergewaltigt und bestialisch ermordet und kurz vor seinem Ausbruch offenbar noch einen anderen Gefangenen in den Selbstmord getrieben. "Der Haffner ist in seinen Kopf gekrochen", raunt einer der Insassen der Ermittlerin zu.

Dieser André Haffner ist ein Monster, wie man es selten im deutschen Fernsehen zu sehen bekommt, abgrundtief böse und gleichzeitig ungeheuer faszinierend. Felix Klare, den man mit Plauze und vor lauter Haaren im Gesicht kaum wiedererkennt, spielt ihn als eine Art deutschen Hannibal Lecter, als hochgradig gestörten Sadisten mit rätselhaftem Innenleben. Man merkt Klare in jedem Augenblick an, wieviel Lust er hatte, in diese extrem Rolle zu schlüpfen

Als Haffner merkt, dass ihm Sunny und ihr Team auf den Fersen sind, wird die Zielfahnderin vom LKA bald von der Jägerin zur Gejagten: Haffner, dessen abstoßendem Charme offenbar jemand aus Sunnys Team erlegen ist, kommt an ihre Handynummer, ruft sie an, spielt mit ihr. Und ist doch weiter auf der Flucht, immer noch mordend.

Atemloses Katz-und-Maus-Spiel

Sunny jagt ihn wie eine Besessene, Haffner aber scheint ihr stets ein paar Schritte voraus. Dieses atemlose Katz-und-Maus-Spiel macht "Schneller als die Angst" so unglaublich spannend. Die Serie lässt sich aber trotz dieser rastlosen Hatz, die bis über die Landesgrenze führt, genug Zeit, ihre Figuren und deren Beziehungen untereinander genau zu studieren. Das Drehbuch von Klaus Arriens und Thomas Wilke entwirft Charaktere, an denen Sigmund Freud seinen Spaß gehabt hätte, komplexe Persönlichkeiten, deren Ängste, Sehnsüchte und perverse Obsessionen im Laufe der sechs Folgen wie eine geschälte Zwiebel freigelegt werden.

Auch wenn "Schneller als die Angst" bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt ist, bleibt die Serie doch ein Duell der beiden Hauptdarsteller. Auf der einen Seite Felix Klare als eiskaltes, mordendes Monster, auf der anderen Friederike Becht als zutiefst verstörte Ermittlerin. Das Zusammentreffen dieser beiden Figuren ist wahrlich großes Kino. Becht erhielt für ihr Spiel den Deutschen Fernsehpreis 2022 als beste Hauptdarstellerin, Friederike Weymar, Editorin der Serie, gewann in der Kategorie "Bester Schnitt".

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