Der Bozen-Krimi: Familienehre - Do. 13.06. - ARD: 20.15 Uhr

Verhindertes Coming-out

10.06.2024 von SWYRL/Hans Czerny

Im 16. Bozen-Krimi seit 2014 wird der Mittelstürmer der "Old Guards Bolzano" in der Umkleide erstochen. Als sich herausstellt, dass der Eishockeystar Partner eines homosexuellen Travestiesängers war, kommt manch einer in der konservativen Südtiroler Welt als Täter in Frage.

Ein Eishockeyspieler, unverzichtbarer Mittelstürmer seiner Mannschaft, der "Old Giuards Bolzano", liegt in seinem Blut. Er wurde in der Umkleidekabine nach dem Training erstochen. "Für meine Jungs lege ich meine Hand ins Feuer!", sagt der Trainer zu Sonja, der Bozener Kommissarin (Chiara Schoras), die hier zum 16. Mal ermittelt. Das Erste zeigt den Film aus dem Jahr 2022 erneut.

Hatte sich die Kommissarin in ihrer Serienvergangenheit weit in Italiens Unterwelt vorgewagt und auf den Spuren der Mafia gar Ausflüge in Italiens tiefen Süden unternommen, so bleibt sie diesmal in einer kleinen Welt. Ausbruchsversuche werden von konservativen Geistern wie dem Hotelbesitzer Hofer (Thomas Thieme) unterminiert. So würde es denn auch Hofers schwuler Sohn Anton (Vladimir Burlakov) nie wagen, sich zu seiner Männerliebe zu bekennen. Das Hotel, ohnehin am Abgrund stehend, hat Hofer einem anderen Sohn übergeben.

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Flucht nach Florenz

Doch zu einem saftigen Melodram fehlen Mathias Klaschka (Drehbuch) und Thomas Nennstiel (Regie) der Mut. Der Stoff, ein verhindertes Coming-out samt langjähriger Alibi-Ehe, wird recht lieblos im Seifenopernstil präsentiert. Vladimir Burlakov hat als heimlicher Freund des Eishockeyspielers und Travestie-Chansonier mit dem Lied von der "blauen Katze" zu Paris immerhin einen schönen Auftritt. Als Homosexueller akzentuiert er dafür wiederum im Privaten ein bisschen zu viel. Auch die Oma in der letzten Reihe sollte es halt merken.

Der Karriere hätte ein Coming-out des Eishockeyspielers Marcel Wallner (Felix Everding) sicher nicht geschadet, weiß Sonjas Kollege Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) etwas altklug zu berichten: "Die Zeiten sind vorbei!" Als würde die Welt beispielsweise im Fußball, nicht noch immer auf die offene Anerkennung homosexueller Identitäten warten. Als Parallelbeweis führt Jonas - Achtung, Schieflage! - die Karriere eines Steuerhinterziehers und Fußballmanagers an.

Das Happyend wird inzwischen andernorts geschrieben. Handballer outeten sich hierzulande und in Norwegen unter viel Zustimmung. Im Bozen-Krimi aber ergreifen sie einstweilen noch die Flucht nach Florenz, der Anton und seine Schwester. Immerhin.

Die 20. Folge der 2015 gestarteten Krimi-Reihe, "Der Bozen-Krimi: Geheime Bruderschaft", sahen bei der Erstausstrahlung im März insgesamt 6,55 Millionen Menschen, was einem starken Marktanteil von 25,3 Prozent entsprach. Die Mischung aus Ferienidyll und Krimiplot kommt offensichtlich an.

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