Das Sacher. In bester Gesellschaft (1) - Fr. 07.02. - 3sat: 20.15 Uhr

Wenig Glanz im Hause Österreich

05.02.2025 von SWYRL/Hans Czerny

Beim Dreiteiler "Das Adlon. Eine Familiensaga" (2013) klappte es prächtig, die Geschichte einer Familie und einer Epoche zu erzählen. Ein Transfer der großen Hotel-Erzählung von Berlin nach Wien klappte nur bedingt. "Das Sacher. In bester Gesellschaft" wirkt trotz Top-Besetzung etwas abgenutzt.

Wer sich vom Zweiteiler "Das Sacher" (2016) eine süffige Hotelhistorie nach dem Modell des drei Jahre vorher entstandenen ZDF-Mehrteilers "Das Adlon. Eine Familiensaga" (Produktion: ebenfalls Oliver Berben) erwartete, dürfte enttäuscht sein. Im Falle des Berliner Hotels gelang es, eine Familienlegende quer durch die Zeiten zu steuern, so spannend wie opulent, nicht zuletzt Dank der aus recht hartem Holz geschnitzten Protagonisten. Aber auch, wer auf den Wiener Ringstraßenstil der Gründerzeit oder auf eher leichte Unterhaltung im Wiener Kaffeehausstil wartet, geht hier ziemlich leer aus. Leichtigkeit ist hier nirgends, wahrheitsgetreue Historie ebenso wenig. Gut versorgt werden indessen die Liebhaber des Liebes- und Lore-Romans. Romantik ist Trumpf in diesem Sacher. Den zweiten Teil wiederholt 3sat eine Woche später, am Freitag, 14. Februar, um 20.15 Uhr.

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Über-Kreuz-Beziehungen und Doppelleben

Recht deftig geht's gleich am Anfang zu: Zelebriert wird da eine ungenierte Ménage à quatre: In der Lobby des Hotels, vom Portier Mayr (Robert Palfrader) als Hans-Moser-Ersatz immerhin bestens gehütet, trifft die junge Fürstin (und Autorin) Konstanze von Traunstein (Josefine Preuß) auf die Berliner Verlegerin Martha Aderhold (Julia Koschitz). Die Freundschaft der beiden Frauen, aber auch Konstanzes "Doppelleben" als Mutter und Bestsellerautorin, geraten in Gefahr, weil Konstanze einer Affäre mit Marthas Ehemann, dem erfolglosen Schriftsteller Maximilian (Florian Stetter), nicht aus dem Wege geht. Der Adelsmann Hans-Georg von Traunstein, Konstanzes Ehemann und Freimaurer seines Zeichens, hat derweil ein ganz eigenes Geheimnis: Offensichtlich ist er in das Verschwinden der elfjährigen Marie, Tochter einer Wäscherin, in die Katakomben der vis-à-vis liegenden Staatsoper verstrickt.

Doch Marie entkommt ihrem Peiniger und bringt fortan das Leben der Traunsteins gehörig in Aufruhr. Alles kulminiert, als die Aderholds zu Silvester 1899 von Konstanze ins Hotel Sacher eingeladen werden. Ob die Ehe der Aderholds einer neuerlichen Begegnung mit den Traunsteins standhalten kann? Eine neue Über-Kreuz-Beziehung beginnt. Sie wird allen Seiten schmerzliche Opfer abverlangen. Bis der Ausbruch des Ersten Weltkriegs alldem ein Ende bereitet.

Eine Intrige jagt die nächste

Währenddessen ist die Fleischerstochter und Schwiegertochter des Hotelgründers Franz Sacher, Anna Sacher (Ursula Strauss), damit beschäftigt, das Hotel zum wichtigsten Treffpunkt der k.u.k.-Monarchie zu machen und den Einfluss am Kaiserhof zu vermehren. Immerhin führte sie mit ihrem Unternehmergeist und ihrer Stilsicherheit nach dem Tod ihres Mannes 1892 das Hotel zu einem der führenden Häuser in ganz Europa.

Von diesem Glanz ist in der ZDF / ORF-Koproduktion allerdings nicht viel zu bemerken, auch wenn die Kostüm- und Bühnenbildner sicher keinerlei Mühen scheuten. Doch ächzt die Geschichte merklich unter dem Bemühen, die verschiedenen Handlungsstränge in Serienmanier voranzutreiben, und die Regie (Robert Dornhelm) hat mit der Choreografie der Gruppierungen alle Hände voll zu tun. Trotz bester Besetzung (Strauss, Koschitz, Preuß, dazu unter anderem Peter Simonischek, Robert Stadlober und Joachim Król) gibt es kaum wirkliche Fin-de-siècle-Glaubwürdigkeit. Zu grobschlächtig sind letztlich auch die Handlungsmotive gesetzt.

Trotz "Das Adlon"-Autorin wenig Historizität

"Nach dem überragenden Erfolg unseres Berliner Hotel-Dreiteilers Anfang 2013 war klar, dass jeder 'nächste Hotelfilm' sich mit dieser großen Vorlage würde messen müssen - und auch, dass sich ein solches TV-Ereignis nicht mit einem beliebigen anderen Hotel wiederholen lässt", gestehen in einem Statement überraschend aufrichtig die Produzenten Oliver Berben und Sarah Kirkegaard. Und weiter: "Das Sacher steht nicht nur für sich, als 'Haus Österreich' in der Mitte Europas, es steht für eine Welt, die die Menschen bis heute fasziniert und verzaubert." Davon ist im Film wenig zu spüren.

Erzählt dieser Film nach dem Drehbuch von Rodica Doehnert (auch "Das Adlon") wirklich "das bunte, vielschichtige Kaleidoskop" einer Epoche als eine "Geschichte vom Glanz und Untergang der Doppelmonarchie" aus dem persönlichen Blickwinkel der Menschen dieser Zeit? Doch wohl eher nicht. Man reibt sich beim Anblick verwundert die Augen.

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