10.02.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Keine Serie schaut den Abgründen des wohlhabenden Teils der Menschheit so scharfsinnig und unterhaltsam ins Gesicht wie die mit Preisen überhäufte Urlaubs-Satire "The White Lotus". Nach Stationen auf Hawaii und Sizilien intrigiert sich ein tolles Ensemble nun durch ein Luxus-Resort in Thailand.
Diese Serie sieht toll aus und ist trotzdem abgründig und fies. Sie spielt im Paradies und blickt dennoch in den Schlund der Hölle. Man kann sie als Satire oder Komödie bezeichnen und trotzdem geht es hier um Leben und Tod. Die Rede ist von der klügsten Hotel-Erzählung aller Zeiten, dem amerikanischen Serien-Meisterwerk "The White Lotus". Die ersten beiden Staffeln wurden für zusammen 43 Emmys nominiert. Staffel eins, die auf Hawaii spielte, gewann zehnmal den wichtigsten TV-Preis der Welt. Die auf Sizilien verortete Staffel zwei nahm immerhin eine Trophäe mit nach Hause.
Mike Whites (Buch und Regie) Serie begleitet pro Staffel ein unterschiedliches Ensemble von Urlaubern und Angestellten durch eine Urlaubswoche in einem Traumhotel. Dabei schaut man der Eskalation von Euphorie, Liebe, Hass, Lebenskrisen und anderen Gefühlen im Sinne eines (kurzen) Entwicklungsromans zu. In der Regel gibt es dabei auch einen Todesfall zu beklagen, was das Ganze in die Nähe eines Krimis rückt. Staffel drei von "The White Lotus" (Montag, 17. Februar, Sky und Wow) - mit acht Folgen die bisher längste - führt ihr Publikum nun in ein thailändisches Luxus-Resort. Der deutsche Schauspieler Christian Friedel verkörpert dort einen Hotel-Manager. Für die männliche Hauptrolle des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß hatte der 45-jährige Magdeburger in Jonathan Glazers "The Zone of Interest" neben Sandra Hüller viel internationale Aufmerksamkeit erhalten. Der Film erhielt bei den Oscarverleihungen 2024 fünf Nominierungen und gewann zwei Trophäen (Bester internationaler Film und Ton).
Das Konzept des HBO-Hits "The White Lotus" ist nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich genial: Durch eine Zusammenarbeit mit der Four Seasons Hotelgruppe, in deren Nobelbleiben gedreht wird, hat man nicht nur jeweils einen - wegen des Werbeeffektes wohl sehr preiswert zur Verfügung gestellten - Drehort der Extraklasse, sondern Standorte weltweit, die weiteren Staffeln als Handlungsort dienen könnten. Staffel vier ist bereits vom Sender bestellt. Laut Serienschöpfer Mike White stand bei den Hawaii-Folgen das Thema Geld im Vordergrund, in den im sizilianischen Taormina spielenden Folgen war es Sex, und nun, in Thailand, soll der Tod eine große Rolle spielen. Selbstredend gespiegelt in den Ideen fernöstlicher Spiritualität, welche die gestressten Westler im White Lotus-Resort suchen.
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Schusswaffen, die gezeigt werden, feuert man ab
Das "The White Lotus 3"-Ensemble zeigt drei alte Freundinnen um die 50 (Michelle Monaghan, Leslie Bibb, Carrie Coon), die sich seit der Schulzeit kennen, und nun mal wieder gemeinsamen Mädelsurlaub machen. Dann gibt es Rick (Walton Goggins aus "Fallout"), der mit seiner sehr viel jüngeren Freundin (Aimee Lou Wood) unterwegs ist, die man für seine Tochter hält. Ein wohlhabendes Paar (Jason Isaacs, Parker Posey) ist mit seinem drei erwachsenen Kindern unterwegs (Patrick Schwarzenegger, Sarah Catherine Hook, Sam Nivola). Dazu kehrt ein Staff-Charakter aus Staffel eins, über das noch nichts verraten werden soll, in die Mannschaft jener Menschen zurück, die den amerikanischen Urlaubern Selbstfindung und fernöstliche Erleuchtung zu Luxuspreisen verschaffen soll.
Wie immer schwingt bei "The White Lotus" neben toll ausgedachten Geschichten und Dialogen rund ums reiche Urlaubspersonal auch der Gegensatz zur Welt der angestellten "Locals" mit. Dazu gibt es früh eine Schusswaffe zu sehen, bei der man nach einem alten Filmgesetz weiß, dass sie - einmal gezeigt - auch zum Einsatz kommen wird. Die Frage, wen es erwischen wird, könnte auch diesmal wieder ein Cliffhanger und Gesprächsthema der Staffel sein. Nach der Debütfolge am Montag, 17. Februar, laufen die restlichen Episoden "The White Lotus" im Wochenrhythmus. Schönen Urlaub noch!