19.02.2025 von SWYRL
Im Wahlkampf wird zu wenig über Klimaschutz geredet. Im ZDF-"Morgenmagazin" erklärt Klimaforscher Niklas Höhne, weshalb das ebenso "unverantwortlich" sei wie eine mögliche Rückkehr zur Atomkraft.
Nicht nur die AfD fordert ein Kernenergie-Comeback. Auch bei der Union steht Atomkraft hoch im Kurs. Kanzlerkandidat Friedrich Merz nannte es im Januar bei der Betriebsrätekonferenz der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) gar "blanke Ideologie", im April 2023, auf "dem Höhepunkt einer Energiekrise, drei funktionierende, vollkommen störungsfrei laufende Kernkraftwerke stillzulegen".
Klimaforscher Niklas Höhne sieht das anders. "Wir müssen Dinge komplett anders machen als vorher, wir müssen raus aus Kohle, Öl und Gas und rein in die erneuerbaren Energien", fordert er wenige Tage vor der Bundestagswahl im ZDF-"Morgenmagazin". Er warnt: "Ein komplexes Problem hat immer auch komplexe Lösungen. Es gibt keine einfachen Lösungen und jetzt gerade im Wahlkampf sieht man auch, dass es einige Parteien gibt, die versuchen, einfache Lösungen vorzuschlagen."
Zu den "zu einfachen Lösungen" zähle auch die Rückkehr zur Atomkraft. "Die Kernenergie ist sicherlich keine Lösung, das ist einfach viel zu teuer, viel zu langsam und viel zu gefährlich", mahnt Höhne. Nicht alles, was im Wahlkampf behauptet werde, entspreche der Realität: "Die erneuerbaren Energien sind günstig, aber es sind nicht die erneuerbaren Energien, die den Strompreis setzen, sondern es ist immer das teuerste Kraftwerk." Bei Letzterem handle es sich aktuell um Gaskraftwerke, erklärt Höhne: "Die Energiepreise sind so hoch, weil wir eben immer noch abhängig sind von Gas."
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"Das überrollt uns, wenn wir da nichts tun"
Dass die "Jahrhundertaufgabe" Klimaschutz in Debatten vor der Wahl kaum Beachtung finde, hält der Wissenschaftler und Mitgründer des New Climate Institute für "unverantwortlich". "Das ist ein Thema, das unsere Zukunft wie kein anderes bestimmt. Wir haben das im letzten Jahr gesehen - das war das erste Jahr, in dem die globale Temperatur über 1,5 Grad war." Die Folge seien "riesige Extremwetterereignisse in jedem Monat auf jedem Kontinent" gewesen: "Extreme Hitze, Dürre, Starkregenereignisse, Stürme, Feuer, die man gar nicht mehr löschen kann - das überrollt uns, wenn wir da nichts tun."
Die Klimakrise sei "ein langfristiges Problem, und ich glaube, den Menschen und auch den Parteien sind gerade kurzfristige Probleme wichtiger", erklärt Höhne. "Aber Klima geht nicht weg, nur dadurch, dass wir es verschweigen. Sondern wir müssen uns darum kümmern - unbedingt."