Emmanuelle - Königin des Softpornos - Mi. 23.10. - ARTE: 21.45 Uhr

Woran dachte Sylvia Kristel im Rattansessel?

21.10.2024 von SWYRL/Hans Czerny

Bei der Uraufführung 1974 des französischen Erotikfilms "Emmanuelle" mit seiner coolen Hauptdarstellerin Sylvia Kristel redete sich das Publikum die Köpfe heiß. Freizügige weibliche Emanzipation entdeckten die einen, das "Produkt einer korrupten Männerfantasie" andere, vor allem Feministinnen.

Die Dokumentation "Emmanuelle - Königin des Softpornos" der französischen Autorin Clélia Cohen (ARTE, 2020) stellt vieles richtig, sie kann sich aber dank ihrer Bekenntnisse aus erster Hand jeder Meinungsmache enthalten. Der kunstsinnige Regisseur Just Jaeckin, vormals Modefotograf, und der schlau auf den Erfolg spekulierende Produzent Yves Rousset-Rouard kommen ausführlich zu Wort. Die holländische Hauptdarstellerin Sylvia Kristel, zugleich offen und geheimnisvoll, wird in Archiv- und Filmaufnahmen so lebendig, als wäre sie nicht im Oktober 2012, damals 60-jährig, schon gestorben.

Mithin ist es nicht erstaunlich, dass sich die ARTE-Dokumentation auf die Seite des "Erwachsenenfilms" und seiner Hauptdarstellerin schlägt. Von dieser langbeinigen, kurzhaarig-großäugigen Erotik-Ikone geht noch immer viel Faszination aus. Und das nicht nur, wenn sie lässig hingegossen auf ihrem Pfauen-Rattansessel sitzt. Vorbild für "Emmanuelle" war der zwei Jahre davor in Paris angelaufene Skandalfilm "Der letzte Tango in Paris" mit Marlon Brando und Maria Schneider.

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Vorbild war "Der letzte Tango in Paris"

Während sich die Dokumentation im großen Ganzen in Superlativen über den Blockbuster-Welterfolg mit angeblich 350 Millionen Zuschauern und mit allerlei Zuordnungen zur sexuellen Revolution einigermaßen überhebt, weil sie so tut, als hätte "Emmanuelle" diese fast alleine ausgelöst, wird im Detail viel Anekdotisches geboten. Der Produzent spricht sehr uneitel über seinen Coup, die Rechte an der 50er-Jahre-Romanvorlage von Emmanuelle Arsan zum richtigen Zeitpunkt erworben zu haben.

Und Sylvia Kristel? "Es ist, wie eine Statue zu streicheln, ohne erotische Erregung", sagt sie über die Dreharbeiten des damals jungen Teams in Thailand. Sie hat dann noch viele Filme gedreht nach "Emmanuelle", auch in den qualitativ absinkenden Fortsetzungen. Dabei gelang es ihr nicht, "die Kleider wieder anzuziehen", wie eine Urteilende sarkastisch bemerkt. Und woran dachte Sylvia Kristel beim verlorenen Blick im Sessel eigentlich? - "Daran, dass ihre Aufgabe darin bestand, die Frauen zu befreien, indem sie ihre eigene Freiheit für immer aufgab", behauptet die Autorin in ihrer Konklusion am Ende ihres Films. Mag es vielleicht auch nicht stimmen, so ist es eben doch recht gut erfunden.

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